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0448 - Der Nebel-Henker

0448 - Der Nebel-Henker

Titel: 0448 - Der Nebel-Henker
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nachdenklich. Er ließ sich bis ins kleinste Detail schildern, was geschehen war, während der unheimliche Mörder zugeschlagen hatte. Jedesmal war der Nebel in seiner direkten Umgebung dichter geworden…
    Hieß das nicht, daß dieser Nebel um ihn herum eine direkte Begleiterscheinung seines Auftauchens war?
    Ein Wesen, das sich des Mediums Feuchtigkeit bediente… ein Wesen, das möglicherweise Nebel als »Straße« benutzte?
    Zamorra schlug sich vor die Stirn.
    Im Dorf noch war er hauptsächlich davon ausgegangen, daß das Medium Wasser in seiner reinen Form darstellte, auch wenn er die anderen Erscheinungsformen wie Eis, Dampf und Nebel mit berücksichtigt hatte. Aber aus alter Gewohnheit hatte er nur an fließendes Wasser gedacht und sich darauf konzentriert.
    Vielleicht stimmte dann nicht einmal seine Theorie, daß der Unheimliche sich in jenem bislang von Zamorra nur vermuteten See verbarg! Aber wie anders war dann der von Julian verwendete Begriff »tief« zu verstehen? Tief im Sinne von intensiv, so wie ein Mensch einen tiefen Schlaf genießen konnte?
    Doch dann fiel ihm wieder ein, daß das Amulett als Wünschelrutenersatz nach unten ausgeschlagen hatte, als es die Spur des Mörders aufnahm! Also mußte es doch ein unterirdisches Nest sein, das dieser Magische als Basis hatte?
    Fragend sah der Professor die beiden Kriminalisten an. »Wissen Sie, ob der Nebel in dieser Jahreszeit hier immer so dicht ausfällt?«
    »Das müssen Sie einen Einheimischen fragen«, sagte Rainier. »Von uns lebt doch keiner hier draußen auf dem Land!«
    »Und in den beiden Nächten, in denen die beiden Frauen ermordet wurden, lag der Nebel auch dicht und schwer über dem Land und dem Ort?«
    »Müßte gelegen haben. Zumindest deuten die Aussagen darauf hin, daß noch Reste von Nebel die Sicht behinderten, als man frühmorgens die Leichen gefunden hat. Worauf wollen Sie hinaus, Professor?«
    »Wenn um uns herum der Nebel plötzlich wieder dichter zu werden beginnt, müssen wir damit rechnen, daß der Mörder sich in der Nähe aufhält! Er kommt mit dem Nebel und geht wieder mit ihm. Er bringt den Nebel in seiner dichtesten Form mit sich, und er benutzt ihn als Transportweg, so wie Strom ein Kabel braucht, um ans Ziel zu kommen!«
    Jean-Luc Rainier nannte Zamorra einen Fantasten; Pierre Lanart nicht. »Dann ist dieser Mörder aber kein Mensch, Zamorra! Menschen können sich nicht so verhalten!«
    »Sie glauben diesen blühenden Unsinn, Pierre?« fragte Rainier verwundert.
    »Haben Sie vergessen, wie Monsieur Griffe aus dem Nichts aufgetaucht ist? Sie haben es doch aus Ihrem Versteck heraus selbst beobachten können! Haben Sie nicht mit verfolgt, wie seine und meine Kleidung innerhalb weniger Augenblicke trocknete, nachdem er mich aus dem Bach gefischt hat? Und haben Sie nicht selbst erlebt, wie er den Professor einfach mitgenommen hat, vor unseren Augen verschwand und lange vor uns hier draußen an der Straße war? Wenn Sie das alles gesehen haben und die Tatsachen nicht ableugnen können, dann muß es doch auch möglich sein, daß jemand auf dem Nebel reitet. Aber kein Mensch, denn Menschen können sich nicht unsichtbar machen, und sie sind viel zu sehr feste Masse, als daß sie sich so buchstäblich dünn machen können!«
    »Das war eine lange Rede«, murmelte Rainier. »Ich kann’s trotzdem noch nicht so ganz glauben. Vielleicht fehlt mir eben das Quentchen Fantasie, das Sie besitzen, Pierre. Aber mir fällt es unbeschreiblich schwer, mir ein Wesen vorzustellen, das in der Lage ist, sich aufzulösen und in dieser aufgelösten Form auf Wassertropfen zu reiten, auf Nebel…«
    »Dafür, daß Ihnen diese Fantasie angeblich fehlt, haben Sie es aber hübsch anschaulich beschrieben, Inspektor«, sagte Nicole lächelnd.
    »Schön, und wie sollen wir jetzt vergehen? Was schlagen Sie vor?«
    Zamorra hielt sein Amulett hoch.
    »Ich versuche hiermit, die Spur erneut aufzunehmen, die ich in Lencouaqc aufgeben mußte. Sie dürfte uns wohl zum Unterschlupf dieses Ungeheuers führen.«
    »Und dann?«
    »Ja, und dann?« echote Zamorra. »Ich weiß es nicht. Es kommt auf die Situation an. Wir werden versuchen, dieses Ungeheuer unschädlich zu machen. Das heißt, Gryf und ich werden das tun. Ihre Pistolen dürften gegen ein solches Wesen nicht helfen. Damit können Sie bei ihm keinen Eindruck hinterlassen, die Kugeln werden einfach durch ihn hindurch fliegen. Wir haben da wirksamere Sachen.«
    »Wir haben dein Amulett und meine Druiden-Kraft«,
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