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044 - Peckinpahs Höllenflug

044 - Peckinpahs Höllenflug

Titel: 044 - Peckinpahs Höllenflug
Autoren: A.F.Morland
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Tränen diagonal über das Gesicht.«
    Mel Shannon hätte sich zu so einer Bemerkung nie hinreißen lassen, denn Ireland war sein Freund, und er hatte keinen Grund, ihm einen seelischen Schmerz zuzufügen.
    Sie verstanden sich großartig, und jeder nahm auf die Schwächen des anderen Rücksicht, deshalb hatte es zwischen ihnen auch noch nie Streit gegeben.
    Man respektierte die Meinung des Freundes und versuchte in einem Gespräch zu einer vernünftigen Einigung zu kommen, wenn die Meinungen mal nicht auf derselben Linie lagen.
    Sie waren Engländer, wohnten in Nottingham. Ireland war Feinmechaniker, Shannon Technischer Zeichner – und sie hatten ein gemeinsames Hobby: das Vermessen von Landstrichen, Gewässern und Bergen.
    Wenn sie Abweichungen zu vorhandenen Daten feststellten, freuten sie sich maßlos und schrieben seitenlange Expertisen an die zuständigen Behörden.
    Daß sie damit auch hin und wieder Erfolg hatten, erfüllte sie mit ganz besonderem Stolz. Normalerweise machten sie nur die Umgebung von Nottingham unsicher, doch wenn sie Urlaub hatten, dehnten sie ihren Aktionsbereich auf ganz Europa aus.
    Diesmal wollten sie den Monte Fuoco vermessen. Dieser Arbeit gingen umfangreiche Vorbereitungen voran, die Freunde verschafften sich reichlich Kartenmaterial und plünderten die städtische Leihbibliothek, um sich gründlich über ihr Einsatzgebiet zu informieren.
    »Je mehr man weiß, desto größer ist der Spaß an der Arbeit«, sagte Shannon, und Ireland pflichtete ihm bei.
    Neben historischem Background erfuhren die Männer erstmals auch von Tansul, und Tom Ireland rief mit strahlenden Schielaugen aus: »Mann, das ist ‘ne Wucht! Diesmal wird unser Urlaub ein ganz besonderes Abenteuer!«
    »Ein Horrortrip«, sagte Mel Shannon und grinste. Er glaubte nicht an Ungeheuer, war aber nicht einmal abgeneigt, zu glauben, daß man eine Monsterfratze sah, wenn man am Kraterrand stand und in den steinernen Schlund blickte.
    Seine Erklärung dafür war einfach: Die Lava war erstarrt, und ihre Oberfläche bildete zufällig eine Horrorvisage. Die Natur treibt diesbezüglich manchmal ganz verrückte Blüten.
    Sie wohnten in einem billigen Hotel in Tropea und hatten schon – so nebenbei – den 707 Meter hohen Monte Poro vermessen, weil er gewissermaßen vor der Haustür lag.
    Dann aber mieteten sie ein Motorboot und fuhren ihrem eigentlichen Ziel entgegen: dem Monte Fuoco!
    Steil und schroff, unheimlich und abweisend ragte der Feuerberg aus dem Meer. Ireland und Shannon waren fasziniert, überwältigt.
    »Er ist etwas Besonderes«, meinte Tom Ireland. »Jetzt verstehe ich, daß sich so viele Geschichten um diesen Berg ranken. Es geht etwas Undefinierbares von ihm aus.«
    »Ich spür’s auch«, sagte Mel Shannon, der das Motorboot steuerte und bereits nach einer Anlegemöglichkeit Ausschau hielt.
    »Wir werden ungestört arbeiten können.«
    »Weil nicht jedermann so mutig ist wie wir beide.«
    Die Feuerinsel war nur in der unteren Region bewachsen, ein schmaler grüner Gürtel umschloß sie in Meernähe, danach kam dunkler, kahler Fels, hartes, bizarres Lavagestein.
    Shannon entdeckte eine geeignete Anlegestelle im Süden der Insel und steuerte darauf zu. Tom Ireland sprang an Land, fing das Tau auf, das ihm Shannon zuwarf, und schlang es um die dicken, ausgewaschenen Wurzeln einer alten Pinie, die ihre Äste weit über das Wasser streckte.
    »Sieh dir mal diesen Baum an«, forderte Shannon seinen Freund auf.
    Ireland tat es. »Was ist damit?«
    »Sieht er nicht aus, als wollte er von dieser Insel fliehen?«
    Tom Ireland grinste und schüttelte den Kopf. »Mann, hast du eine rege Phantasie. Warum bist du nicht Schriftsteller geworden?«
    »Ist doch ‘n Hungerleiderjob«, sagte Shannon und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Sie vertäuten das Boot gewissenhaft und schwangen sich anschließend ihre Rucksäcke auf den Rücken. Bevor sie die Vermessungsarbeit begannen, wollten sie sich erst einmal in natura ansehen, was sie aus Büchern und von Karten schon so gut kannten.
    Still war es auf der Vulkaninsel, unheimlich still. Nur das leise Rauschen des Meeres war zu hören. Die Männer bahnten sich einen Weg durch das teilweise stark verfilzte Unterholz.
    Ireland blieb stehen und wandte sich seinem Freund zu. »Weißt du, daß es herrlich sein müßte, hier ein Haus zu haben.«
    »Ach komm, du bist doch nicht zum Einsiedler geboren, und besuchen käme dich hier kaum mal jemand.«
    »Wenn ich an die verrückte Hektik
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