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0439 - Das Folterbett

0439 - Das Folterbett

Titel: 0439 - Das Folterbett
Autoren: Jason Dark
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bereits zu seiner vollen Größe gebildet. Aus meiner Perspektive wirkte er wie ein gewaltiger, tödlicher Klumpen, der alles vernichtete, wenn er fiel.
    Aber er fiel nicht, er glitt lautlos.
    Ich merkte es daran, dass er sich an seinen Enden zusammenzog. Aus den Seelen der hier im Bett Verstorbenen setzte er sich zusammen.
    Wahrscheinlich würde auch bald meine Seele dazugehören.
    Bisher war das Grauen lautlos über die Bühne gegangen. Das änderte sich nun.
    Ich vernahm die leisen Schreie.
    Zunächst wusste ich nicht, woher sie gekommen waren, da sie mein gesamtes Gefängnis ausfüllten. Dann gelang es mir doch, sie zu lokalisieren. Die schwarze Wolke entließ die leisen Wehlaute.
    Das waren die Seelen der Toten…
    Sie meldeten sich aus dem Jenseits oder einem Zwischenreich, wo sie keine Ruhe finden konnten, oder war es vielleicht derjenige, der in diesem Turm gehaust hatte?
    Die Wolke ging tiefer.
    In meiner Kehle wurde es trocken. Ich hatte schon Mühe, richtig durchzuatmen. Manchmal strich ein Luftzug durch das Fenster und streifte mein Gesicht.
    Die Kühle tat gut, gab mir aber keine Hoffnung…
    Der Alp ließ sich durch nichts aufhalten. Dieser zu einer Gestalt gewordene Traum war so ungemein schlimm und grausam. Er kam in finsteren Nächten, um schlafende Menschen zu quälen, und manchmal, an bestimmten Orten, wollte er auch töten.
    Wie hier…
    Der schreckliche Gesang erfüllte weiter das Turmgefängnis. Ich starrte gegen die Schwärze, in deren Innern sich etwas bewegte. Und dann hatte mich der Alp erreicht.
    Obwohl er auf meinem Bauch lag und auch den größten Teil der Oberschenkel bedeckte, spürte ich ihn nicht. Nicht einmal den leisesten Druck, keinen Hauch, einfach gar nichts.
    Vielleicht war das so schlimm. Ich selbst atmete ziemlich hastig. Es gelang mir nur mühsam, die Kontrolle zu wahren, vor allen Dingen in dem Augenblick, als sich der Alp sein nächstes Ziel aussuchte, meinen Kopf!
    Er wollte mich ersticken. Langsam und grausam mir die Luft nehmen. Es gab kaum einen schlimmeren Tod.
    Er wallte und drehte sich gemächlich, als wollte er mir noch eine Chance geben.
    Doch ich kam nicht weg — und vernahm ein Geräusch, das so gar nicht in diese tödliche Lautlosigkeit hineinpasste, denn das Jammern wurde von einem hässlichen Knirschen rechts und links des verdammten Folterbetts abgelöst.
    Und auch unter dem Bett vernahm ich es.
    Hatte Karl Richter nicht von einer doppelten Methode gesprochen, um mich umzubringen?
    Und die setzte er ein.
    Ein mörderischer Mechanismus war in Gang gebracht worden. Rechts und links an den Wänden drehten sich Steine zur Seite, Öffnungen entstanden, düstere Höhlen.
    Der Alp blieb ruhig.
    Wahrscheinlich wartete er auf die zweite Art des Tötens. In den Öffnungen bewegte sich etwas kratzend, als würde etwas über das Mauerwerk schaben.
    Ich schaute nach rechts. Dort sah ich die ersten vier Gegenstände aus den Öffnungen schnellen. Bevor sich mein erster Eindruck realisieren ließ, waren sie schon fast unter dem Bett verschwunden.
    Leider blieben sie es nicht, denn sie stellten sich plötzlich aufrecht, und ich musste mit großen Augen ansehen, was da vom Boden her hochgekommen war.
    Lange, sensenartige Messer!
    Sie besaßen auch Griffe, hatten sich aufgestellt, gedreht, so dass ihre Spitzen auf mich wiesen. Ich war von zwei Seiten eingekreist und konnte mir vorstellen, dass diese verdammten Dinger ihre Stoßrichtung änderten.
    Dann würden sie mich erwischen.
    Man hatte Max Bender in seinem Blut gefunden. Er war auf schreckliche Art und Weise umgekommen.
    Niemand wusste genau, wie. Ich aber kannte mich jetzt aus.
    Durch die Lanzen…
    Und noch eine kam. Nicht von der Seite, dafür aus dem Fußboden.
    Zuerst spürte ich die Berührung unter dem Bett, danach dring die Klinge in die Matratze und auch hindurch.
    Dabei hatte ich sagenhaftes Glück. Die Klinge stach zwischen meinen Beinen hindurch und stand wie ein Symbol des Todes vor mir.
    Die Vorbereitungen waren beendet, das grausame Spiel konnte beginnen. Und der Nachtmahr machte den Anfang.
    Er rollte sich vor.
    Ich schielte nach rechts und links.
    Durch die blanken Klingen der Sensen lief unmerklich ein Zittern, bevor sie auf das Folterbett zielten…
    ***
    Will Mallmann war gefahren und hatte sich dabei streng an die Beschreibungen des Mädchens gehalten. Ute war voll konzentriert. Sie wirkte um Jahre älter. Dieser ungewöhnliche Ernst passte einfach nicht zu ihr, doch die Situation erforderte ihn.
    Die
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