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0439 - Das Folterbett

0439 - Das Folterbett

Titel: 0439 - Das Folterbett
Autoren: Jason Dark
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hier zu verbringen. Die Wolke kam und tötete sie.«
    »Wie kann eine Wolke sie töten?«
    »Weil derjenige, der im Bett liegt, träumt. Er hat Alpträume. Du weißt möglicherweise von einem Nachtmahr oder Nightmare, wie die Engländer auch sagen. Es sind diese gewaltigen Wolken, die sich lautlos heranschleichen, sich auf die Brust des Schlafenden legen und so versuchen, ihn zu erdrücken. Man stirbt langsam, denn man bekommt keine Luft…«
    »So ist das…«
    Karl Richter stand auf. »Ja, so und nicht anders. Bisher war alles Theorie für dich, Sinclair. Ich werde jetzt gehen und in einer Stunde zurückkommen. Dann schaue ich mir deine Leiche an. Du wirst nicht nur erstickt sein, sondern noch etwas anderes erleben. Die Steine sehen sehr fest aus, das sind sie auch, aber es gibt einige unter ihnen, die besitzen einen besonderen Mechanismus. Sie lassen sich zur Seite drücken. Was dann geschieht, das mußt du einfach erleben.« Er wollte nichts mehr sagen, ging zwei Schritte zurück und stellte die Lampe auf den Hocker, so dass ihr Schein mein Gefängnis erleuchten konnte und ich den Schrecken auch richtig mitbekam.
    Er ging zur Tür. »Eine Kugel wäre gnädiger gewesen«, erklärte er zum Abschied und verschwand.
    Ich blieb allein zurück, dachte über seinen letzten Satz nach und musste zugeben, dass er recht hatte, wenn alles so eintreffen würde, wie er es sich vorstellte…
    ***
    Ich lag auch weiterhin auf dem Rücken und lauschte seinen Schritten, die allmählich verklangen. Stille kehrte ein… Normalerweise bin ich ein Freund der Stille. Man kann sich herrlich entspannen, aber nicht in diesem Fall, wo ich gefesselt auf diesem magischen Folterbett lag und an mein Ende dachte.
    Selbst die Ratten waren ruhig geworden oder hatten sich in ihre Löcher verzogen.
    Ich arbeitete an meinen Fesseln. In einer Stunde wollte Karl Richter zurückkehren. Eine lange Zeitspanne, in der allerlei geschehen konnte.
    Erst recht ein Mord.
    Zu mir würde der Alp kommen, der unheimliche Nachtmahr, der durch die Legenden vieler Völker geisterte und sehr gefürchtet war. Das war ein Teil meiner Todesart, über den zweiten wusste ich noch nichts.
    Wahrscheinlich wollte man mich wieder tödlich überraschen.
    Ich hatte die Augen geöffnet. Mein Blick fiel automatisch gegen die Decke.
    Dort sah ich die tanzenden Schatten der letzten Lichtreste, die ein Muster schufen und auch am Turmfenster vorbeihuschten, ohne es ausfüllen zu können.
    Die Decke war wichtig. Wenn sich der Alp bildete, dann sicherlich über mir.
    Noch tanzte der Flammenschein.
    Aber er wurde dunkler, so als würde er in das Gestein hineingleiten.
    Wenn ich den Kopf schieflegte, konnte ich auch die Lampe auf dem Stuhl sehen.
    Sie brannte normal. Eigentlich hätte sich der Widerschein an der Decke abzeichnen müssen. Dass dem nicht so war, ließ auf die Erfüllung des ersten Versprechens schließen.
    Noch hatte man mir eine Galgenfrist gegeben. Ich musste wenigstens versuchen, die Fesseln loszuwerden, auch wenn es schwierig war.
    Ich stemmte meine Hacken gegen die Matratze, bewegte den Oberkörper und wollte ihn so weit hoch drücken, dass sich die Fesseln buchstäblich bis zum Zerreißen spannten.
    Bei dünneren Stricken hätte ich es unter Umständen geschafft, nicht aber bei diesen verflucht hart gespannten Seilen, die mir kaum Bewegungsspielraum gaben.
    Und über mir bildete sich der Nachtmahr.
    Ein Mörder, ein lautloser Töter, denn der Nachtmahr killt leise und quält die Opfer doch so grausam.
    Jetzt erreichte der Kerzenschein die Decke überhaupt nicht mehr. Die Schwärze war so dicht, dass sie die restliche Helligkeit einfach verschluckte.
    Ich lag da und fieberte innerlich. Obwohl ich es wollte, gelang es mir nicht, meinen Blick von der verdammten Decke zu lösen. So beobachtete ich, wie sich der Nachtmahr ausdehnte und sich dabei ausfüllte. An Länge oder Breite nahm er nicht zu, dafür jedoch an Tiefe oder Dichte.
    Wieder unternahm ich einen Versuch, die Fesseln zu lockern. Ich wollte mich dabei auf die Seite drehen, auch das gelang mir nicht. Sie saßen einfach zu stramm.
    Ich strengte mich so sehr an, dass mir das Blut in den Kopf stieg und ich eine rote Gesichtsfarbe bekam. Durch diese Anstrengung verspürte ich auch einen harten Druck hinter den Augäpfeln. Ich stöhnte, stemmte mich erneut gegen die Fesseln, kam aber nicht frei. Karl Richter hatte ganze Arbeit geleistet.
    Und der Nachtmahr würde den Rest erledigen.
    Leise töten…
    Er hatte sich
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