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0439 - Das Folterbett

0439 - Das Folterbett

Titel: 0439 - Das Folterbett
Autoren: Jason Dark
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glitt mit der Mündung über meine Brust, berührte den Hals und hinterließ eine Gänsehaut. Auf dem Kinn kam sie zur Ruhe.
    Der Zeigefinger hielt den Abzug umklammert. »Eine kleine Bewegung nur, Sinclair. Eine kleine Bewegung reicht aus, um dich vom Leben in den Tod zu befördern. Die Kugel würde deinen Schädel zerschmettern…«
    »Ich weiß.«
    »Ja, ihr Bullen lernt das.«
    »Sie wissen?«
    »Na klar. Ich hatte Zeit genug, dich zu untersuchen. Du hast eine weite Reise hinter dir, bist aus London gekommen, um mich zu stellen, wie?«
    »So ungefähr, aber ich wollte eigentlich das Bett.«
    »Darin liegst du.«
    »Das habe ich bemerkt.«
    Er nickte. Dabei bewegte sich die Mündung nicht. Ich spürte den Druck, ein blauer Fleck würde bestimmt zurückbleiben. Auf meinem Rücken klebte der Schweiß.
    Würde der Kerl schießen?
    Bestimmt, aber ich wollte endlich wissen, was es mit dem verdammten Bett auf sich hatte.
    »Haben Sie auch Max Bender getötet?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Wer dann?«
    »Es war das Bett!«
    Diese Antwort überraschte selbst mich. »Wie kann ein Bett jemanden umbringen?« formulierte ich nach einer kurzen Pause.
    »Wenn es ein besonderes Bett ist, schon. Es ist alt, ziemlich alt, und es hat immer hier in diesem Raum gestanden.«
    »Einem Verlies?«
    »Nein, in einem Turm.«
    »Wir befinden uns in einem Turm?«
    »Sehr richtig. Es ist ein Turm gewesen, in den man die Gefangenen gesteckt hat. Ein Gefängnisturm. Einen Tag vor der Hinrichtung wurden sie gefesselt in das Bett gelegt, um die letzte Nacht genießen zu können. Sie waren dann allein mit ihrer Angst und dem Wissen, sterben zu müssen. Dabei rechneten sie damit, bis zum anderen Morgen leben zu können, das stimmte nicht, denn es war das Bett, das sie umbrachte. Ja, das Bett hat sie getötet.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Du wirst es selbst am eigenen Leibe verspüren.«
    »Dann ist auch Max Bender so umgekommen?«
    »Sehr richtig. Auch er starb auf die gleiche Art und Weise. Das Bett brachte ihn um.«
    »Und was war mit Carola Seidel? Ich habe sie gesehen, ich…«
    »Auch sie hat in dem Bett gelegen.«
    »Weshalb starb sie nicht?«
    »Weil sie zu mir gehörte. Sie ist meine Geliebte. Sie wollte nur die Magie des Bettes spüren, und das Bett nahm dieses Opfer an. Es offenbarte sich, denn diese Liegestatt und die Seelen der hier Verstorbenen sind eine Verbindung eingegangen. Sie konzentrierten sich zu einer düsteren schwarzen Wolke, die, wenn sie es will, von einigen Menschen Besitz ergreifen kann.«
    »Auch von Carola?«
    »So ist es. Wer einmal mit dem Bett Kontakt gehabt hat, wird der Wolke nicht entgehen. Sie verändert ihn, sie bestimmt sein Leben, und wer nicht voll dazu steht, wird von ihr getötet.«
    »Deshalb musste Bender sterben?«
    »Auch.« Richter räusperte sich. »Ich hatte ihm das Bett verkauft und wollte sehen, ob er sich auf meine Seite stellte. Das tat er nicht. Er legte sich in das Bett, aber gedanklich beschäftigte er sich mit anderen Dingen.« Mit der freien Hand strich Richter über die Matratze an meiner Seite. »Und so etwas kann das Bett nicht vertragen. Es tötete seinen neuen Besitzer. Als ich kam, lag er schon in seinem Blut. Wir haben das Bett dann hier in den Turm geschafft, wo es bleiben soll. Vielleicht verkaufe ich es noch einmal und werde das gleiche erleben. Jedenfalls habe ich hier etwas in die Hand bekommen, das mir eine gewisse Macht gibt. Ein Bett und die Seelen der darin Gestorbenen sind eine Verbindung eingegangen. Wo hat es so etwas schon mal gegeben? Oder kannst du dich daran erinnern?«
    »Nein…«
    »Noch Fragen?«
    »Ja. Wie ist es möglich, dass ein Bett diese Macht besitzt? Es muss auf gewisse Art und Weise magisch aufgeladen sein.«
    »Das ist es auch. Wie ich schon sagte, es hat lange in diesem Turm hier gestanden. Der Sage nach hat hier ein Mensch gelebt, der wahnsinnig geworden ist, weil man ihn 50 Jahre eingesperrt hat. Das liegt lange zurück. In der Nacht, so erzählt man sich, hört man noch die Schreie des ersten Eingesperrten. Er ist verhungert oder von Ratten gefressen worden, doch sein Geist beherrscht dieses alte Gemäuer auch weiterhin. Er lebt in den Steinen, er ist überall. Man hätte den Turm längst abgerissen, aber niemand traute sich. Die Leute hier sind abergläubisch, außerdem ist der Turm ein Anziehungspunkt. Manche Halbwüchsige haben hier schon Mutproben veranstaltet. Die letzten starben vor mehr als 40 Jahren. Da haben drei Jungen versucht, eine Nacht
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