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0438 - Der Drachenturm

0438 - Der Drachenturm

Titel: 0438 - Der Drachenturm
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Finsternis zwar nicht sehen, aber riechen und fühlen - er watete förmlich darin. Und er fühlte, daß es aufwärts ging. Der »Fahrstuhleffekt« machte sich bemerkbar. Der Drache hob den Kopf.
    Draußen hatte La-Soor eine halb gelöste Schuppe gepackt und ließ sich mit hochziehen. In schwindelnder Höhe arbeitete er sich mit Klimmzügen am Drachenschädel empor. Er wollte den Nacken erreichen. Sobald er erst einmal auf Kopf oder Hals des Drachen saß, war er fast ungefährdet. Die Schwierigkeit bestand immer darin, den Drachen auszutricksen, um an die verwundbaren und ungeschützten Körperpartien heranzukommen.
    Aber diesmal schaffte er es nicht.
    Der Drache war wirklich zu groß für ihn.
    Er schüttelte La-Soor einfach ab!
    Der Drachentöter flog haltlos durch die Luft, ruderte mit Armen und Beinen und versuchte sich in der Luft zu drehen, um mit den Füßen voran seinen Sturz abzufedern und abrollen zu können. Das Schwert entfiel seiner Hand. Dann kam der Aufschlag. Viel zu schnell, ihn abdämpfen zu können…
    Derweil riß der Drache das Maul auf und gab einen röhrenden Laut von sich. Heiße Schwefeldämpfe zischten an Zamorra vorbei, der keine Chance hatte, auszusteigen. Der Drache spie sein Blut zwar aus, aber Zamorra blieb im Maul - und dann machte die Bestie eine Schluckbewegung.
    Zamorra konnte nichts mehr verhindern.
    Er konnte nur Gwaiyur noch einmal hochreißen, und während er in den Schlund des Drachen rutschte, einen langen, nicht endenwollenden Schnitt zu ziehen. Innen war der Drache weit verwundbarer als sein schuppengepanzerter Körper. Gwaiyur wurde mühelos mit ihm fertig.
    Und dann brach das Ungeheuer plötzlich wie vom Blitz gefällt zusammen!
    Zamorra spürte den Fahrstuhl-Effekt in umgekehrter Richtung, als der Drache schwer zu Boden krachte. Da ahnte der Parapsychologe, was geschehen war. Der Drache war nichts weiter als eine Saurier-Abart, und sie hatten ihr Gehirn nicht im Schädel getragen, sondern als Nervenknoten im Nacken. Und bei seinem Verschlucktwerden hatte Zamorra diesen Gehirnknoten mit dem Schwert getroffen, von innen her - oder zumindest doch wichtige Verbindungen zerstört…
    Plötzlich rutschte er nicht mehr, sondern wurde von konvulsivischen Bewegungen des Drachenschlundes geschoben und gedrängt - zurück ins aufgerissene Maul! Zusammen mit einem Schwall stinkenden Drachenblutes wurde Zamorra hinausgespült. Noch einmal züngelte eine schwache Flamme aus dem Drachenmaul, gigantische Schwingen falteten sich rauschend zusammen, und ein Schwanz hieb draußen vor der Festung mit letzten Zuckungen Bäume nieder. Dann erschlaffte der Drache.
    Langsam richtete Zamorra sich auf.
    Er suchte Nicole und La-Soor. Nicole kam bereits auf ihn zu, wich aber vor ihm zurück, weil er über und über mit der stinkenden öligen Flüssigkeit besudelt war. »Bist du verletzt?« wollte sie wissen.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Ich glaube nicht. Ich gehöre zu den ungenießbaren und unverdaulichen Typen. Was ist mit La-Soor?«
    »Der Drache hat ihn abgeschüttelt. Er liegt drüben vor dem Gebäude. Wir müssen sehen, was mit ihm los ist.«
    Zamorra wollte sich nach Gwaiyur bücken, das er losgelassen hatte, als er sich erhob. Aber als er nach dem Schwert griff, rutschte es über den Boden vor ihm weg, entzog sich seinem Zugriff auch beim zweiten, dritten und vierten Versuch.
    Das Zauberschwert wechselte wieder einmal die Seiten!
    »Verdammt«, stieß Zamorra hervor. »Ausgerechnet jetzt!« Seine Chancen waren schlagartig auf Null gesunken, den Zauberer zu stellen und zu besiegen, wenn er sich auf seine letzte magische Waffe nicht mehr verlassen konnte.
    Nicole begriff, was geschehen war. Ihr Gesicht verhärtete sich. »Na dann gute Nacht«, murmelte sie.
    Zamorra ließ Gwaiyur liegen, wo es hingerutscht war. Er folgte Nicole zu La-Soor. Der Drachentöter lag seltsam verkrümmt vor den. Steinen der Festungsmauer. Ein dünner Blutfaden sickerte aus seinem Mundwinkel. Er versuchte den Kopf zu drehen, schaffte es aber nicht.
    »Ich wußte es, daß ich diesen Drachenkampf nicht überleben werde«, krächzte er mühsam. »Schade, denn es -gibt noch so viel zu erleben… aber für mich nie mehr… Seltsam, es tut gar nicht weh… ich spüre überhaupt nichts…«
    »Querschnittslähmung«, flüsterte Nicole Zamorra zu.
    Der schüttelte den Kopf. »Nicht nur«, raunte er zurück. Er kauerte sich neben den Drachentöter.
    »Aber du hast ihn erwischt«, sagte er. »Du hast ihn
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