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0438 - Der Drachenturm

0438 - Der Drachenturm

Titel: 0438 - Der Drachenturm
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Statt uns zu befehden, sollten wir zusammen arbeiten. Wenn der Zauberer tot ist, können wir uns immer noch über bestimmte Dinge streiten…«
    Das klang recht vernünftig, und Zamorra entsann sich, daß der Keller-Gegner durchaus die Möglichkeit gehabt hatte, ihn zu töten, darauf aber verzichtet hatte.
    »Wenn du uns das Amulett und den Dhyarra-Kristall zurückgibst, können wir das Kriegsbeil vielleicht begraben«, bot Zamorra an. Er schob Gwaiyur vorsichtshalber in die Scheide zurück. Das Schwert blitzschnell ziehen konnte er immer noch, falls das Friedensangebot des Hünen eine Finte war. Aber Zamorra legte keinen Wert auf blutige Kämpfe. Und gerade hier schien es, als ließe sich der Konflikt auch mit Worten lösen. Wenngleich der Diebstahl des Amuletts durchaus eine bodenlose Frechheit war…
    Der nackte Hüne ließ das Schwert sinken.
    »Das Medaillon der Macht und den blauen Stein aus Licht? Beide besitze ich nicht mehr. Gonethos nahm’s mir ab. Er gab mir den Auftrag, das Medaillon der Macht zu stehlen, und zum Dank tat er nicht das, wozu er sich verpflichtete, sondern wollte mich von Bestien wie diesen hier fressen lassen.« Er deutete auf die sterblichen Überreste der Monster, die mit ihren Trugbildern die Menschen genarrt hatten, indem sie ihnen ein menschliches Aussehen vorgaukelten.
    Zamorra fuhr sich mit der Zungenspitze über die trocken gewordenen Lippen. Medaillon der Macht! So hatten die außerirdischen Chibb das Amulett genannt, diese silberhäutigen raumfahrenden Wesen, die Zamorra als den »Auserwählten« bezeichnet hatten. .
    »Wie kommst du zu dieser Bezeichnung für Merlins Stern?« fragte Zamorra. Daß der Amulett-Dieb seine Sprache verwendete und jeder jeden verstand, war für ihn nichts Ungewöhnliches. Offenbar glichen sich die Dimensionen in dieser Hinsicht einander an; es gab nur in seltenen Fällen Verständigungsschwierigkeiten.
    »Der Zauberer nannte diesen Namen«, sagte der Hüne. »Aber vielleicht ist es besser, wenn wir keine Zeit verlieren und zusehen, daß wir ihm gemeinsam das Handwerk legen. Außerdem lauert da drin«, er deutete hinter sich auf das Bauwerk, aus dem er hervorgestürmt war, »noch eines dieser menschenfressenden Ungeheuer.«
    »Wir verlieren damit nur unnötig Zeit«, sagte Nicole. »Wir haben’s ein wenig eilig, du namenloser Amulettdieb. Aber es gibt eine Möglichkeit, die ganze Geschichte abzukürzen. Wir sollen dir glauben und vertrauen? Dann glaube und vertraue du auch uns. Zudem müssen deine Wunden verbunden werden.«
    Der Hüne schluckte.
    »Ich weiß nicht, ob ich euch wirklich vertrauen kann«, sagte er. »Ihr seid Zauberer wie jener. Trotzdem können wir nur gewinnen, wenn wir Zusammenarbeiten. Später…«
    »Später ist zu spät«, sagte Nicole. Sie starrte den Hünen an, der mit gesenktem Schwert und gerunzelter Stirn vor ihr stand, sich seiner Nacktheit aber scheinbar nicht einmal bewußt war - oder er gehörte zu den Leuten, die über genügend Selbstbewußtsein verfügten, daß es ihnen nichts ausmachte.
    Nicole wandte den Kopf und nickte Zamorra zu.
    »La-Soor heißt er, ist von Beruf Drachentöter und spricht die Wahrheit, Chéri. Er ist selbst böse hereingelegt worden. Und Amulet und Kristall hat jetzt dieser Gonethos.«
    La-Soor wurde blaß. »Woher kennst du meinen Namen, Frau?«
    »Du wirst mich als Zauberin oder Hexe beschimpfen und eine Feindin in mir sehen, wenn ich dir sage, daß ich es in deinen Gedanken gelesen habe«, sagte Nicole. »Das ging schneller, als wenn du uns die ganze Geschichte erzählt hättest.«
    La-Soor verkrampfte sich.
    »Tut mir leid«, sagte Nicole. »Es ist nicht meine Art, in der Gedankenwelt anderer Menschen herumzuwühlen. Deine privaten Geheimnisse, Wünsche und Träume habe ich dir gelassen - sie gehen mich nichts an, und ich will mich damit nicht belasten.«
    »Hilfe gegen den Drachen erwartete ich, deshalb ging ich den Handel ein«, murmelte der Drachentöter. »Aber Gonethos betrog mich. Nun hat er, was er will, und ich kann froh sein, daß ich noch lebe.«
    Zamorra straffte sich. In dem Innenhof dieser Festung fühlte er sich, als wäre er eine Zielscheibe.
    »Über die unterschiedlichen Größenverhältnisse müssen wir uns noch einmal eingehend unterhalten«, sagte er. »Auch darüber, wie man diese -Transmitterblumen benutzt. Aber ich sollte mich vielleicht einmal um deine Verletzungen kümmern. Du mußt dabei aber ein wenig mithelfen, La-Soor. Nicole, paßt du auf?«
    Sie nickte.
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