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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
Autoren: Mark T. Sullivan
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Prolog
    Der nackte Mann auf dem Bett lag im Sterben, und er hatte keine Ahnung, weshalb.
    Mondlicht sickerte durch die dünnen Vorhänge, die sich am Fenster neben dem Bett bauschten. Er roch das Meer und versuchte stöhnend, seine Gedanken zu sammeln. Doch was ihm durch den Kopf ging, war ohne Logik und Zusammenhang: Die Krone eines frei stehenden Baumes im Dämmerlicht eines Gartens; das zielstrebige Rascheln eines unsichtbaren Tieres, das durch hohes Gras gleitet; der säuerliche Geschmack eines grünen Apfels; die schwüle Atmosphäre nach dem Sex. Fragen stürmten auf ihn ein: Wie heiße ich? Wie bin ich hierher geraten? Warum fließt in meinen Adern auf einmal Feuer statt Blut?
    Auf all diese Fragen fand er keine Antwort. Schon eine ganze Stunde lang erreichten sein Bewusstsein nur noch Bruchstücke von Wahrnehmungen. Keine Vergangenheit. Keine Zukunft. Nur zusammenhanglose Momente einer entsetzlichen Gegenwart.
    Beispielsweise spürte er, wie sich ein gelber Schleier über seine Augen legte, verschwand und wiederkam, als befände er sich in einem kleinen Boot auf stürmischer See, die Augen voller Salzwasser. Und als könne er nur ab und zu von einem Wellenkamm aus den Horizont erspähen. Seine Zähne klapperten. Die Finger, die Zehen und die Kopfhaut juckten und schmerzten. Sein linker Oberschenkel und seine rechte Armbeuge fühlten sich geschwollen an, hohl und straff, und das Blut pochte darin, dass er meinte, die Haut müsse aufplatzen. Unregelmäßiger Pulsschlag hallte in seinen Ohren wider.
    Mit einem Mal setzte sein Atemreflex aus. Nun wurde jeder Atemzug zu harter Arbeit. Mühsam musste er die Brust aufblähen und Luft einsaugen. Ein marternder Druck baute sich in seinem Schädel auf, direkt hinter den Augäpfeln. Schrei, dachte er. Schrei, damit jemand kommt und dir hilft.
    Aber er brachte nur ein hilfloses, rasselndes Geräusch heraus. Er spürte, wie sein Herz stockte, zögerte, dann wieder schlug, wie ein stotternder Motor, der mit schlechtem Treibstoff kämpft.
    Wasser, dachte er. Ich brauche Wasser. Er versuchte, die Hände zum Mund zu führen, um irgendwie seine Zunge beiseite zu schieben, damit er etwas schlucken konnte, aber es gelang ihm nicht; seine Handgelenke schienen hinter seinem Kopf festgebunden. Auch die Beine konnte er nicht bewegen.
    Einen Moment lang wurde er ohnmächtig. Dann fuhr ihm ein gewaltiger Stich durch den Brustkasten und peitschte ihn ans Ufer des Bewusstseins zurück. Atmen, atmen.
    Nun konnte er kaum noch etwas sehen. Das ganze Zimmer, das Bett, die Decke, die Vorhänge und das Mondlicht verschwammen in einer schmutzig gelben Brühe.
    Mit einem Mal spürte er, dass da etwas war in dieser Flüssigkeit, ein schemenhafter Umriss, der in seine Richtung schwamm. Die Schattenform schien zu leuchten, sie trug eine Kapuze und wirkte irgendwie erotisch. Ein Höhlengeruch wie nach vermoderndem Holz schien ihr zu entströmen. Dazu ein trockenes, rasselndes Geräusch.
    »Hilfe«, brachte er mühsam hervor.
    Der Schatten beugte sich über ihn. Eine Stimme kam wie durch eine meterdicke Wasserwand zu ihm: »Ich werde dir helfen: Markus, Kapitel sechzehn … «
    Die Stimme sprach weiter, doch der Mann achtete nicht mehr auf die unverständlichen Worte. Seine Aufmerksamkeit wurde jetzt von einem Gewicht gefesselt, das plötzlich auf seiner Brust lastete, kühl, glatt und sich windend, und die Stimme, die aus der Flüssigkeit zu ihm drang, war nur noch wie ein Gesang aus der Ferne.
    Etwas Schartiges bohrte sich in seinen Kinnansatz. Flüssiges Feuer ergoss sich in seinen Körper. Er krampfte sich zusammen, rang nach Luft, und seinem verlöschenden Geist erschien eine letzte Vision: Gewitterblitze zuckten über einen Nachthimmel. Zikaden sangen. Eulen schrien. Bedrohlich krochen Wolken über den Horizont, er erwartete sie auf einer Felsklippe in einem Wald aus Buscheichen, Kiefern und Kudzu. Die Regentropfen wurden dicker und dunkler, dann verwandelten sie sich in Hagelkörner. Der Eisregen verdichtete sich zu einem Wirbel, der ihn ins Wanken brachte und von seinem Felsausguck riss. Taumelnd stürzte er in eine schwarze, brodelnde flüssige Tiefe.

1
    Dreißig Stunden später, morgens um Viertel vor acht, zogen Wolken vom Pazifik landeinwärts, grau wie Tahitiperlen, getrieben von einem eisigen, unermüdlichen Wind, der die Wellen niederdrückte und an den Klippen nagte. Ein ungewöhnlich unfreundliches Wetter für einen Landstrich, der ansonsten vom Klima verwöhnt ist. Aber an diesem
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