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0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

Titel: 0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!
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Augenblick in der Wäscherei, wo sie arbeitete, eine Zeitung aufgeschlagen. Das Bild des jungen Mannes sprang ihr förmlich in die Augen. Und die Schlagzeile darüber war wie ein Dolch, der sich in ihr Herz grub:
    GESUCHT VOM FBI
    JACK FOUNTAIN!
    Das war nun fast eine Woche her. Aber noch immer wurde sie den leisen Schmerz in ihrer Brust nicht los, wenn sie nur an ihn dachte. Er, in den sie sich so Hals über Kopf verliebt hatte, war ein Gangster. Ein Von der Polizei gesuchter Gangster.
    Müde und abgespannt stieg sie die Stufen der Treppe hinan zu dem Korridor, in' dem ihr möbliertes Zimmer lag. Der alte Queery, eine Art Hausdiener und Mädchen für alles in der kleinen Pension, kam ihr im Flur entgegen. Wie üblich trug er seine ausgebeulten Cordhosen und die schreiend roten Hosenträger über dem olivgrünen Baumwollhemd. Sein faltiges Gesicht verzog sich zu einem freundlichen Lächeln, das einen fast zahnlosen Mund bloßlegte.
    »Hallo, Miß Tuckle«, brabbelte er in seiner undeutlichen Art. »Heute vormittag kam ein Paket für Sie. Ich habe die Empfangsbescheinigung für Sie unterschrieben, sonst hätten Sie das Paket von der Hauptpost abholen müssen, und das ist ein weiter Weg.«
    »Vielen Dank, Onkel Queery«, erwiderte Belinda Tuckle, indem sie die Anrede gebrauchte, die jedermann im Hause dem alten Queery gegenüber benutzte. »Das war sehr freundlich von Ihnen.«
    »Keine Ursache. Ich helfe gern, wenn ich es kann, Miß Tuckle.«
    Neugierig schloß Belinda ihr Zimmer auf. Ein Paket? Sie hatte zwar an ihre Eltern geschrieben, um sich den Rest ihrer Kleider schicken zu lassen, aber eigentlich konnte diese Sendung noch nicht da sein. Von wem aber sollte sie sonst ein Paket erhalten?
    Es war ein großer, stabiler Karton, der mit einem steifen Bogen harten Packpapiers umgeben war. Sie löste die Knoten der Schnur und schlug das Papier auseinander. Ein Brief fiel ihr entgegen. Sie schlitzte den Umschlag mit dem kleinen Finger auf und zog ein Blatt heraus, das offenbar aus einem kleinen Notizbuch stammte. Die Schrift darauf war steil und wirkte ein wenig kindlich.
    »Liebe Linny«, stand auf dem Zettel, »sicher weißt Du inzwischen, daß sie hinter mir her sind. Ich habe in dem Karton ein paar Dinge, die ich von meiner Mutter geerbt habe. Ich möchte nicht, daß je irgend jemand darin herumschnüffelt. Bitte, hebe den Karton für mich auf. Ich werde schon irgendwann mal wieder aufkreuzen und ihn mir abholen. Vielen Dank. J. F.«
    Ärgerlich ließ sie den Zettel sinken. Eigentlich, dachte sie, sollte ich die Polizei anrufen und ihnen den Karton aushändigen. Aber ich will ihm diesen letzten Gefallen tun. Von mir aus. Weil er mir für ein paar Wochen die Illusion gab, ein glückliches Mädchen zu sein. Weil ich ihn ein paar Wochen lang geliebt habe. Deshalb will ich ihm die Sachen von seiner Mutter verwahren. Aber, fügte sie in ihren Gedanken hinzu, aber das ist das letzte, Jack Fountain, was ich je für dich tun werde. Das allerletzte. Ich hebe dir diesen Karton auf, von mir aus bis zum Jüngsten Tag, aber damit bist du endgültig aus meinem Leben gestrichen.
    Während sie den Karton in die hinterste Ecke ihres Kleiderschrankes schob, rannen zwei große Tränen über das junge Gesicht. Von nun an zwang sie sich dazu, nicht mehr an ihn zu denken. In den nächsten Tagen und Wochen las sie nicht einmal, was die Zeitungen über Jack Fountain schrieben. Und deshalb blieb der Karton denn auch fünfzehn Jahre lang bei ihr…
    ***
    Der G-man schoß zweimal in die Schießscharte zwischen den Kisten hinein, dann sprang er zurück bis zur Ecke, nahm die Waffe zwischen die Zähne und packte eine der Kisten. Er zerrte und ruckte sie hin und her, bis es ihm gelang, sie völlig herauszuziehen. Polternd stürzten ein paar andere nach.
    Hinter dem Wall leerer Kisten wurde wieder der Krach von Schüssen laut. Der G-man stand bereits an der nächsten Ecke und suchte sich eine Kiste, die wieder andere mit sich reißen mußte. Keuchend und schwitzend zerrte er daran, bis sie aus der Wand fiel. Ein paar Holzsplitter flogen umher, als von drinnen blindlings Schüsse in die Kistenwand gejagt wurden.
    Für einen Augenblick verschnaufte der G-man. Dann huschte ein ironisches Lächeln über sein Gesicht. Er zog ein Kästchen englischer Zündhölzer aus der Hosentasche, nahm drei von ihnen heraus und schob die Schachtel wieder zu.
    »Kommen Sie heraus, Fountain!« rief er laut. »Oder wir räuchern Sie mit Tränengas aus!«
    Schüsse durch
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