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0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

Titel: 0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!
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charakteristischen Schriftzügen schrieb er seinen Namen auf das Formular: John D. High.
    ***
    Fünfzehn Jahre später, am 4. Mai 1965, wurde Jack Fountain entlassen. Morgens gegen neun Uhr führte ihn ein Aufseher in das Büro des Verwaltungstraktes, wo die letzten Formalitäten erledigt wurden.
    Hinter einer Barriere erhob sich ein weißhaariger, hagerer Wärter von fast sechzig Jahren. Er musterte Fountains finsteres Gesicht. Dann griff er nach einem Beutel, der auf seinem Schreibtisch lag, und legte ihn vor dem Zuchthäusler hin.
    »Da«, sagte er dabei. »Sie sehen, daß das Siegel unverletzt ist, ja?«
    Fountain sagte nichts. Er nickte nur kurz. Der Wärter zog eine an den Rändern schon vergilbte Liste heran, brach das Siegel auseinander und leerte den Beutel. Der Reihe nach schob er Fountain jene Besitztümer hin, die ihm vor fünfzehn Jahren bei der Einlieferung abgenommen worden waren. Jeden einzelnen Gegenstand hakte er in der Liste ab. Fountain betrachtete seine Habseligkeiten mit finsteren Blicken. Der Führerschein war längst abgelaufen, weil der Bundesstaat New York keine Fahrlizenz auf Lebenszeit vergibt. Mit dem Schlüsselbund konnte er sicherlich auch nichts mehr anfangen, denn wer reserviert schon einem Sträfling fünfzehn Jahre lang ein möbliertes Zimmer und eine Garage?
    Auch die Rechnungen, die Quittungen und die anderen Papiere in der abgegriffenen Brieftasche hatten nicht mehr als allenfalls noch Erinnerungswert. Und das Benzin in dem kleinen Feuerzeug war natürlich längst verdunstet. Nur dem Taschenmesser mit dem Schraubenzieher und dem Elfenbeingriff hatte die Zeit nichts anhaben können. Auch dem Heftchen Reklame-Streichhölzer nicht.
    »Unterschreiben Sie hier«, sagte der Wärter.
    Fountain malte seinen Namen in der etwas kindlichen Schrift eines Mannes, der nie viel geschrieben hat. Der weißhaarige Wärter faltete den leeren Beutel pedantisch zusammen, legte die quittierte Liste neben den Beutel zurück auf seinen Schreibtisch und wandte sich wieder dem Sträfling zu.
    »Sie hatten zwölf bis zwanzig Jahre vom Gericht aufgebrummt bekommen, stimmt's?« fragte der Wärter.
    Fountain hob unwillig den Kopf, während er fortfuhr, seine Sachen in die Taschen des altmodisch wirkenden, dunkelblauen Zweireihers zu verstauen, in dem er vor fünfzehn Jahren hier angekommen war.
    »Stimmt«, knurrte er. »Warum?« Der weißhaarige Wärter sah ihn nachdenklich an.
    »Dann haben Sie genau ein Viertel mehr als die Mindeststrafe, aber auch genau ein Viertel weniger als die Höchststrafe absitzen müssen«, sagte er langsam und mit einer eigenartigen Betonung. »Das sollte Ihnen doch eigentlich zu denken geben.«
    Verständnislos starrte Jack Fountain in das hagere Gesicht des Wärters. , »Wieso? Was soll das heißen?«
    Der Wärter zuckte die Achseln.
    »Es soll heißen, daß Sie schon vor drei Jahren hätten entlassen werden können. Ich sitze nicht im Parole-Ausschuß, aber mir genügt ein Blick in Ihr Gesicht, Fountain, um zu wissen, warum man es nicht getan hat. Ich stehe hier seit über dreißig Jahren, und ich kann die Tausende nicht mehr zählen, die an mir vorbeigegangen sind — zuerst bei der Einlieferung und dann wieder bei der Entlassung. Ich sehe es einem Burschen an der Nasenspitze an, ob er wiederkommen wird oder nicht. Mit Ihnen, Fountain, wette ich um einen Dollar, daß ich Sie binnen Jahresfrist wieder vor mir stehen habe.«
    »Quatsch«, knurrte Fountain, wich aber dem Blick des alten Mannes aus. »Beschäftigen Sie sich lieber mit Kaffeesatz, statt mit meiner Nasenspitze. Ich habe, wenn Sie es schon wissen wollen, die Nase gestrichen voll von eurem verdammten Laden. Mich sehen Sie hier nicht wieder.«
    »Das wäre schön, wenn's so wäre«, erwiderte der Wärter ungerührt. »Nur müßten Sie dann vorher Ihre Pläne aufgeben.«
    Fountain stutzte. Einen Herzschlag lang stand er regungslos. Dann wandte er sich ganz langsam dem Wärter zu, legte beide Hände auf die Barriere, so hart, daß die Knöchel weiß hervortraten und fragte sehr leise:
    »Was für Pläne?«
    Der Wärter zuckte die Achseln.
    »Ich bin kein Hellseher. Aber Sie haben etwas vor, Fountain. Sie wollen draußen irgendwas unternehmen, und das spukt seit fünfzehn Jahren in Ihrem Kopf ‘rum. Sie haben hier in der langen Zeit' den schweigsamen Einzelgänger gespielt. Den Mann, der niemand in sich hineinsehen läßt. Das bringen nur Burschen fertig, die sich ganz und gar in ein Ziel verrannt haben. Sie gehören
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