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0436 - Im Reich der Kraken-Schlange

0436 - Im Reich der Kraken-Schlange

Titel: 0436 - Im Reich der Kraken-Schlange
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Pickups wechselten sich ab mit Packeseln und Handkarren. Kurz vor Meoqui, knapp 50 km von Chihuahua entfernt, wären sie fast auf einen mausgrauen VW-Käfer geprallt, der unbeleuchtet und ohne Absicherung auf der Fahrbahn stand. Nicole schaffte es gerade noch zu bremsen -auch in dieser Hinsicht erwies sich der Wagen als nicht besonders zuverlässig. Nicole hatte bei anderen Nissan Patrols eine bessere Technik und einen besseren Pflegezustand erlebt. Dieses Fahrzeug war ärgerlicherweise eine einzige Zumutung.
    Nicole schaltete die Warnblinkanlage ein - wenigstens die funktionierte. »Dem Früchtchen werde ich was erzählen; einfach auf der Straße zu parken, und noch dazu in einer Kurve«, ärgerte sie sich und stieg aus.
    Zamorra kletterte auf der anderen Seite aus dem Geländewagen. »Und wenn er hier steht, weil er eine Panne hat?«
    Der Fahrer hatte eine Panne.
    »Leider verstehe ich absolut nichts von Technik«, sagte der untersetzte Mexikaner. »Es ist auch nicht mein Wagen. Er gehört meiner Zeitung. Und nun sitze ich hier fest. Ich kann Ihnen alles schreiben, aber ich kann keine Schraube richtig festziehen…«
    »Machen Sie mal die Motorhaube auf«, bat Nicole. Mittlerweile war es zwar fast dunkel geworden, aber mit der starken Stablampe, die zu ihrer Ausrüstung gehörte, würde sich feststellen lassen, ob der Defekt zu beheben war.
    Der Mexikaner, der sich als Pepe Ferillo vorstellte, ging nach vorn und klappte die runde Haube auf. Entgeistert starrte er in den leeren Kofferraum.
    »Ich fasse es nicht«, keuchte er. »Ich hab’ den Motor verloren…«
    Nicole verdrehte die Augen. Konnten diese 165 Zentimeter Mensch wirklich so naiv sein? Sie ging nach hinten und zog die Heckhaube auf. »Wie gut, daß sich hier hinten ein Ersatzmotor befindet«, sagte sie spöttisch.
    Ferillos Augen wurden groß. »Die Leute bei VW denken aber auch an alles«, stieß er erleichtert hervor. »Wie schalte ich denn jetzt um, daß der Ersatzmotor ans Laufen kommt?«
    »Der glaubt das wirklich«, flüsterte Nicole Zamorra zu und sandte einen entsagungsvollen Blick zum Abendhimmel hinauf, an dem die ersten Sterne zu schimmern begannen. Sie nahm die Maschine in Augenschein. Äußerlich ließ sich nichts erkennen. »Starten Sie mal, Señor«, bat sie.
    Ferillo drehte am Zündschlüssel und pumpte mit dem Gaspedal mit dem Mut der Verzweiflung. Aber nur der Anlasser wimmerte, wurde dabei immer langsamer, weil die Batterie sich bei jedem Startversuch weiter entleerte.
    »Das wird doch nix«, sagte Zamorra grimmig. Er ging nach vorn und beugte sich in den Wagen, warf einen Blick auf die spärlich vorhandenen Instrumente. »Kann auch nix werden. Der Tank ist leer«, sagte er.
    Ferillo stutzte. »Tatsächlich«, sagte er dann bestürzt. »Aber… warum bauen die so kleine Tanks ein? Früher bekam ich für Dienstfahrten einen Dodge. Mit dem habe ich die Strecke hin und her immer geschafft, ohne nachtanken zu müssen. Aber seit der Dodge kaputt ist, gibt man mir den Käfer, und… sagen Sie, der hat doch wirklich nicht zwei Motoren? Aber warum ist der Motor dann hinten, statt wie bei jedem richtigen Auto vorn?«
    »Wenn Sie einen Auffahr-Unfall haben, kann sich der hinten liegende Motor vorn nicht gegen ihre Beine drücken und sie brechen«, sagte Nicole. »Wie kriegen wir das Krabbeltier jetzt wieder flott? Einen Ersatzkanister haben wir nämlich nicht an Bord.«
    »Abschleppen«, sagte Zamorra. »Bis zur nächsten Tankstelle. Ein Seil wird sich doch wohl finden lassen.«
    »Ach, wir können den Wagen auch hier stehen lassen«, sagte Ferillo. »Ich lasse ihn morgen auf Verlagskosten abholen. Wenn Sie so freundlich wären, mich bis zum nächsten Ort mitzunehmen…«
    »Machen wir. Aber erst schieben wir die Kiste von der Straße, damit nicht noch irgend jemand mit Schwung drauf donnert. Wenn ein Truck darüber hinwegrollt, wird aus dem Käfer ein Pfannkuchen.«
    Ein paar Minuten später waren sie wieder unterwegs. Ferillo hatte sein Köfferlein mitgenommen und es sich auf der Rückbank bequem gemacht.
    »Sie sind keine Mexikaner«, stellte er fest.
    Zamorra, der jetzt das Lenkrad übernommen hatte, hob die Brauen. Er sprach ein akzentfreies Spanisch, wie er eine ganze Menge Sprachen wie ein Einheimischer beherrschte; in dieser Hinsicht war er ein Naturtalent. »Woran merken Sie das?«
    »Ich hab’s im Gefühl, Señor Zamorra«, sagte Ferillo.
    »Wir sind Franzosen«, sagte Nicole.
    »Amerikaner«, sagte Zamorra gleichzeitig. Sie sahen
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