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0436 - Im Reich der Kraken-Schlange

0436 - Im Reich der Kraken-Schlange

Titel: 0436 - Im Reich der Kraken-Schlange
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gesagt, nur eine dreistellige Kennziffer, die ich aber nicht behalten habe«, sagte Ferillo. »Reicht Ihnen das jetzt, Señor? Oder wollen Sie das Verhör noch weiter führen?«
    »Tut mir leid, daß Sie es für ein Verhör halten«, sagte Zamorra. »Das soll es wirklich nicht sein. Ich brauche nur Informationen, das ist alles.«
    »Setzen Sie mich irgendwo im nächsten Ort ab. Ich werde schon eine Übernachtungsmöglichkeit finden.«
    »Wollen Sie nicht bis Camargo mitfahren? Oder bis nach La Boquilla? Da gibt es bestimmt eher ein Hotelzimmer, und vielleicht fällt Ihnen unterwegs noch etwas ein?«
    »Nein«, sagte Ferillo entschieden. »Ich danke Ihnen dafür, daß Sie mich mitgenommen haben, aber ich hege nicht die Absicht, Ihre Hilfe länger als unbedingt nötig in Anspruch zu nehmen.«
    »Wir können Sie nicht festhalten«, sagte Zamorra. »Also bitte… da drüben sind schon Lichter. Das wird Saucillo sein… bis Camargo sind’s noch 25 Kilometer…«
    »Mir egal. Ich steige aus…«
    ***
    Mit Pablo Enrics Geländewagen dauerte es nicht lange, die Stelle zu erreichen, wo der Fluß als Wasserfall in den kleinen See stürzte, um dann später als Fluß seinen Weg wieder fortzusetzen. Enric fuhr einen Wrangler-Jeep mit recht luxuriöser Ausstattung. Arm schien er also nicht gerade zu sein. Zusatz-Halogenscheinwerfer strahlten das Gelände aus. Nach Julios Angaben steuerte der ›Großwildjäger‹, wie er sich genannt hatte, der aber hier eher als ›Safari-Führer‹ für sensationshungrige Touristen aufzutreten gedachte, den Jeep durch das unebene Felsengelände. Schließlich stoppte er. Die normalen und die schwenkbaren Zusatzscheinwerfer strahlten über die Seefläche.
    Niemand war zu sehen. Vielleicht hatte der Zeitungsartikel die jungen Leute, die sonst abends hier auftauchten, um miteinander zu feiern, verschreckt.
    Auch die Kleider der beiden Opfer lagen immer noch unberührt da. Zantos beschloß, sie jetzt endlich mitzunehmen. Die Mädchen tauchten ja doch niemals wieder auf… und vielleicht konnte irgend jemand die Sachen noch gebrauchen.
    Wie ein Leichenfledderer kam er sich bei diesem Gedanken nicht vor; er überlegte nur den praktischen Nutzen.
    »Sieht recht malerisch aus«, brummte Enric und kletterte aus dem Jeep, dessen Motor immer noch lief. Julio griff nach dem Zündschlüssel und drehte ihn herum. Das Blubbern des Achtzylinders erstarb; die normalen Scheinwerfer schalteten von selbst auf Standlicht um. Schlagartig wurde es dunkler.
    »Was soll das?« fuhr Enric auf. »Was machen Sie da?«
    »Ich verhindere, daß die Gegend hier sinnlos mit Abgasen verpestet wird«, sagte Julio. »Wenn der Wagen steht, muß der Motor ja nicht an sein, oder? Stehen kann der Jeep auch ohne Motorkraft.«
    »Die Scheinwerfer ziehen die Batterie leer, wenn die Lichtmaschine nicht arbeitet«, portestierte Enric. »Was glauben Sie, was die Halogenlampen für einen Stromverbrauch haben?« Er war, seit sie die Bodega verlassen hatten, höflicher geworden, redete Julio nicht mehr mit Du an, obgleich der seinerseits dabei blieb.
    »Dein Problem, Enric«, sagte der Sonderling. »Schalte sie doch einfach ab. Oder bist du nachtblind, eh?«
    »Ich sehe wie eine Eule«, behauptete Pablo Enric. »Verdammt, ob ich den Motor oder die Scheinwerfer meines Wagens ein- oder ausschalte, bestimme immer noch ich!«
    »Und deine Kinder werden eines Tages nur noch mit Gasmasken auf die Straße können, weil die Luft endgültig und restlos verpestet ist. Schau dir Mexiko-Stadt an. Da kannst du schon nicht mehr atmen, die Verkehrspolizisten auf den Straßen werden fast jede Stunde abgelöst, weil sie’s nicht mehr aushalten. In Japan, in Tokio, gibt’s an jeder Ecke Sauerstoffduschen für die Passanten… und alles nur, weil ignorante Volltrottel, wie du einer bist, denken, sie hätten es nicht nötig, ihre Abgasproduktion zu reduzieren… ist ja ein weites, großes Land, da verteilt sich das alles schon, wie? Atme den Dreck mal ein, den dein Auspuff ’rausschleudert.«
    »Katalysatorgereinigt«, sagte Enric hämisch.
    »Halte trotzdem mal deine Nase direkt dran und versuche, ohne Lungenkrebs zu überleben… Leute wie dich dürfte man gar nicht ohne Halsband und Leine auf die Straße lassen, und erst recht nicht hinters Lenkrad eines Autos.«
    Enric ballte die Fäuste. Er ging auch wieder zum Du über. »Amigo, wir sind nicht hierher gefahren, damit du einen Streit vom Zaun brechen kannst. Den hättest du drüben in La Boquilla haben
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