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0435 - Mörder bitten nie um Gnade

0435 - Mörder bitten nie um Gnade

Titel: 0435 - Mörder bitten nie um Gnade
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hörbar auf, als ich es ihm sagte, und er begann sofort, die wenigen persönlichen Dinge zusammenzupacken.
    Er stöpselte Kabel aus, wickelte zusammen, stellte aufeinander und breitete eine Decke über die Geräte. Sie sollten später abgeholt werden.
    Schweigend verließen wir das Haus.
    ***
    Mein Jaguar stand in der Conover Street.
    Durch das Fenster sah ich schon das rote Lämpchen meines Funkgerätes aufleuchten. Ich schloß hastig auf.
    Im gleichen Augenblick hörten wir die Sirene eines Funkstreifenwagens. Tom sah mich erstaunt an. Ich nahm den Hörer -des Funkgerätes ab und schaltete auf Empfang. Sergeant Miller vom zuständigen Revier dieser Straßenzüge meldete sich. Die Cops dieses Reviers standen wegen des vorgesehenen Einsatzes gegen Dio Shefferman mit uns in Verbindung.
    »Mr. Cotton«, sagte der Sergeant, »wir haben soeben einen Anruf aus der Geisha-Bar erhalten. In dem Lokal soll eine Leiche liegen. Ich denke, das wird Sie interessieren. Unsere Mordkommission ist unterwegs.«
    »Danke!« sagte ich.
    Tom starrte mich an. Ich startete den Jaguar. Er schoß wie ein Pfeil die Conover Street hinunter bis zur Ecke der Walcott Street. Die Reifen radierten das staubige Pflaster. Quietschend brachte ich den Wagen zum Stehen. Der Wagen der Kommission traf zur gleichen Zeit ein.
    Die Tür, an der ich vor Minuten zögernd vorbeigegangen war, stand sperrangelweit offen. Die bunten Lampen brannten, und aus einer Ecke schob sich uns die Kugel entgegen: Nathan Lambert.
    Der penetrante Geruch nach Bier und Tabak, nach billigem Parfüm, Leder und Staub stand zwischen uns. Lambert erschrak und wurde kreidebleich.
    »Was machen Sie denn hier?« fragte ich erstaunt.
    »Die verfluchte Neugierde!« stotterte er, »die verfluchte Neugierde, Mister.«
    Ich sah ihn an. »Haben Sie telefoniert?« fragte ich.
    Er nickte eifrig.
    »Warum sind Sie nicht in Ihrer Wohnung?« fragte ich.
    »Die Neugierde, Mister. Die Tür stand offen, das ist alles, glauben Sie mir.«
    Ich ließ ihn stehen.
    Die Leiche lag hinter der Theke. Sie war an Händen und Füßen gefesselt. Der Mörder hatte eine Gardinenschnur benutzt, die er, weil sie zu lang war, mehrfach um den Körper des Mannes geschlungen hatte.
    Tom Basset sah über die Theke hinweg auf den Toten.
    »Ich finde es sonderbar« sagte er, »daß ein Mörder sich die Zeit nimmt, sein Opfer zu fesseln.«
    »Zumindest ist es ungewöhnlich«, sagte ich.
    Der Leiter der Mordkommission hieß Fritz Ratner. Er war ein kleiner umsichtiger Mann, der trotz der Aufregung, die seine Arbeit mit sich brachte, gleichmäßig ruhig und freundlich blieb. Er trug ein offenes Hemd mit tief hängender Krawatte. Den Hut hatte er in den Nacken geschoben, die Arme in die Hüften gestemmt.
    Seine Leute machten sich sofort an die Arbeit. Es begann ein Durcheinander von Fragen, Rufen und trampelnden Männerbeinen, das nicht ungehört im Haus verhallen konnte.
    Aber zu meinem Erstaunen rührte sich keiner der Mieter.
    Blitzlichter zuckten. Männer schwirrten durch den Raum. Der Fotograf hatte eine Menge zu tun. Das Gemurmel der schwitzenden Männer war ungleichmäßig. Die Stimme Ratners brüllte dazwischen, wenn er seine Anweisungen gab.
    Endlich gab der Doktor die Leiche frei. Männer betteten sie auf eine Bahre und trugen sie hinaus.
    Ich wandte mich an den Doktor, der seine Geräte geräuschvoll zusammenpackte und uns mürrisch über die Schulter zunickte.
    »Wir sind genauso müde wie Sie, Doc«, sagte ich.
    »Es ist ’ne Schande, einen alten Mann mitten in der Nacht aus den Federn zu holen, G-man. Machen Sie’s kurz!«
    »Okay, Doc. Ich möchte nur wissen, wann der Mann und woran er gestorben ist.«
    »Habe Würgemale festgestellt«, brummte er, »der Tod ist durch Ersticken eingetreten, zwischen zwei Uhr fünfzehn und zwei Uhr fünfundvierzig. Außerdem weist der rechte Arm des Toten eine Stichwunde auf.«
    »Danke«, sagte ich. »Gute Nacht.«
    Der Doktor brummte noch etwas und vcrschwand.
    Mein Kopf war voller Rätsel. Tom sah mich fragend an, und ich konnte ihm keine Antwort geben. Der Mann war annähernd zur gleichen Zeit erwürgt worden, da ich im Haus nach Lil gesucht hatte.
    Ich suchte mit den Blicken den kugelrunden Nathan Lambert.
    Aber er war nicht mehr da. In der Aufregung hatte keiner auf ihn geachtet. Ich lief ins Treppenhaus. Das trübe Licht brannte. Ich hörte das Knarren der Treppe und eilte zum Lift. Aber die Kabine befand sich in den oberen Stockwerken und sie reagierte nicht auf den
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