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0435 - Mörder bitten nie um Gnade

0435 - Mörder bitten nie um Gnade

Titel: 0435 - Mörder bitten nie um Gnade
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Trotzdem versuchte ich, so schnell wie möglich durch den Staub hinter ihm herzulaufen, um seine Spur nicht zu verlieren.
    An der Abzweigung wußte ich nicht, welche Richtung der Mörder genommen hatte; Aber mir war klar, daß er nach draußen mußte, um überhaupt zu entkommen. Ich hielt mich also rechts. Es war das Stück des Kanals, durch das Phil und ich gekommen waren. Die Staubwolke bewies, daß ich den richtigen Weg eingeschlagen hatte.
    Dann endlich gelangte ich an die seitliche Öffnung direkt am Schornstein. Vor mir lag das matte Tageslicht, das durch die hundert Yard höher liegende Schornsteinöffnung fiel. Staub tanzte in dem fahlen Schein. In dem Gang, der an der Außenwand des Schornsteins entlangführte, klirrte etwas. Dann schlug eine Tür. Ich hastete hinterher.
    Die Augen brannten. Ich sah nichts und hatte kein Gefühl im Hals und in der Nase. Ich hatte nur das Gefühl, daß mein Kopf riesengroß war. Alles schien geschwollen zu sein. Endlich stand ich im Freien.
    Aber ich sah Shefferman nicht. Meine Augen tränten. Ich blickte den schmalen Gang entlang. Aber der Weg zwischen den hohen Hallen war leer. Das Gras und das Unkraut waren an verschiedenen Stellen krummgetreten. Aber das war eine recht zweifelhafte Spur. Ich lief in die Richtung, in der ich das Garagentor wußte, das wir vorhin nicht hatten öffnen können. Ich suchte in dem kleinen Raum hinter der niedrigen Tür. Ich sah auf dem Platz vor den Hallen unsere Wagen stehen. Ich fragte die Kollegen. Aber Shefferman war nirgendwo aufgetaucht.
    Ich hetzte zurück. Es schien mir unmöglich, daß Shefferman in der kurzen Zeit, die ich gebraucht hatte, um den Schornstein herumzulaufen, ungesehen den langen Gang hatte langhetzen können. Es gab keine Türen. Es gab auch keine Abzweigungen. Dieser Gang war fast zweihundert Yard lang.
    Jetzt erst bemerkte ich, daß es in Strömen goß. Es war fast dunkel. Der Wind pfiff durch den Gang und legte das Gras flach. Ich war ratlos. Es war doch unmöglich, daß der Gangster mir schon wieder entkommen war. Ich wischte mir die Haare aus dem Gesicht, fluchte leise vor mich hin und verwünschte die letzten vierundzwanzig Stunden, die nur Mißerfolg gebracht hatten. Ich lehnte mich erschöpft und mutlos an die nasse Wand. Die Hände ergriffen kaltes Eisen und klammerten sich daran fest. Ich überlegte. Aber ich brachte keinen klaren Gedanken zustande.
    Dann sah ich das Eisen an, das ich in Händen hielt. Es war eine Leiter, eine Leiter, die in der Wand eingemauert war und aufs Dach der Halle führte. Ich faßte mich an den Kopf. Ich blickte an der Wand hoch. Sie nahm überhaupt kein Ende. Unendlich ragte sie in den düsteren Himmel: eine Mauerspitze, die hinter Wolken verschwand. Es war der Schornstein. Rußspuren bewiesen, daß die Leiter vor kurzem benutzt worden war.
    Ich begann sofort hinaufzusteigen. Das Regenwasser lief mir in den Nacken, die Hände erstarrten am kalten Eisen. Nach zwanzig Yard ermüdeten die Beine, und der Atem flog.
    Wenn Shefferman dort oben auf dem Dach auf mich wartete, konnte er mich leicht erschießen. Vorhin im Rauchkanal hatte er wild in die Gegend geschossen. Wieviel Kugeln hatte er noch in seinem 45er Colt? Es blieb ein Risiko. Aber er war mir so oft schon durch die Finger gegangen. Diesmal mußte ich ihn fassen. Ich fragte mich, was Shefferman da oben vorhatte.
    Die Antwort auf diese Frage erhielt ich, als ich das Dach erreichte. Es war ein Flachdach. Die einzige Erhebung war der weiter in den Himmel ragende Schornstein. Ich konnte das ganze Dach übersehen. Shefferman war nicht hier. Er war weiter gestiegen. Ich sah ihn zwar nicht, aber die Rußspuren am Steiggang des Kamins waren eindeutig. Und die Idee, sich oben im Nebel auf dem Kamin zu verstecken, war nicht schlecht.
    Shefferman mußte wie ein Irrer geklettert sein. Denn fast fünfzig Yard über mir konnte ich den Steiggang noch sehen. Erst dann hüllten graue Nebelschwaden den Schornstein ein. Es war klar für mich, daß Shefferman sich dort oben verstecken wollte.
    Ich stand an der Dachkante und blickte.nach unten. Alles war klein und winzig, und es waren höchstens dreißig Yard. Und über mir noch mal siebzig Yard, die ich hinauf mußte, auf schmalen, in die Wand gelassenen Eisen, auf denen gerade beide Füße Platz hatten. Der Wind fegte wild über das Dach und riß an meinen Kleidern. Als ich zehn Yard höher gestiegen war, kam der Wind von der Seite, brachte klatschend Regen gegen die rissige Wand und zerrte an
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