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0435 - Mörder bitten nie um Gnade

0435 - Mörder bitten nie um Gnade

Titel: 0435 - Mörder bitten nie um Gnade
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Warum hatte er sich die Mühe gemacht, mich hier festzubinden? Und dann ahnte ich auch das: Er würde Lil Hogan holen. Denn Lil war nicht hier gewesen, daran erinnerte ich mich letzt. Dann fiel mir Phil wieder ein. Warum sah ich ihn nicht? Steckte er noch in dem Rauchkanal?
    Der Kopf brummte. Ich spürte die Stelle, an der Shefferman mich mit dem Lauf der MP getroffen hatte. Die Wasserpfütze unter mir nahm zu, staute sich an der Stahlbank und floß dann über und tropfte in die Rinne. Ich verfolgte das fließende Wasser und betrachtete die Stahlkante, die gut drei Inch über den Garagenboden hinausragte. Es war geschickt gemacht, mich hier oben festzubinden. Ich hatte einfach keine Möglichkeit, mich loszumachen. Ich würde unweigerlich hinunterstürzen und mir auf den Kanten das Genick brechen, denn Shefferman hatte mich quer zur Hebebühne festgebunden. Die Füße waren an einen der Träger, der Oberkörper an den anderen gebunden.
    Die dünnen Stricke schnitten ins Fleisch, der widerliche Geruch des verbrauchten Motorenöls stank aus dem Abfluß unter der Hebebühne herauf. Mir wurde übel davon.
    Plötzlich merkte ich, daß der Träger vibrierte. Ich hörte ein leises Stöhnen.
    »Phil!« rief ich. »Phil, bist du hier in der Nähe?«
    Nur ein Stöhnen war die Antwort. Aber das Eisen vibrierte stärker, als würde jemand daran rütteln. Ich drehte den Kopf in die Richtung, aus der das Stöhnen drang. Aber ich konnte beim besten Willen nichts ausmachen. Ich sah nicht das Ende des Trägers, der meiner Schätzung nach höchstens sechs bis sieben Yard lang sein konnte. Die Säule der hydraulischen Anlage, die die Stahlkonstruktion je nach Bedarf hob und senkte, befand sich links von mir in einem, Abstand von zwei Yard. Man hatte mich also ziemlich am Ende der Hebebühne angebunden. Das ließ den Schluß zu, daß Phil am anderen Ende der Träger hing.
    »Phil!« rief ich wieder.
    Ich hörte das Stöhnen. Es hörte sich an, als wolle jemand antworten, brachte es aber aus wer weiß welchen Gründen nicht fertig.
    Das Zischen aus der Wasserleitung übertönte das Stöhnen. Warum lief überhaupt Wasser aus der Leitung? Es war doch absurd, uns hier ertrinken lassen zu wollen. Ehe sich die Garage hier füllte, würde zweifellos der Gowanus Kanal leerlaufen. Denn die Garage hatte ja nicht nur den Abfluß unter der Hebebühne, sondern auch die Öffnung zum Rauchkanal hin und das große Garagentor, das bestimmt nicht wasserdicht war.
    »Jerry!« stöhnte es vom anderen Ende der Bühne. Es kam so schwach . bei mir an, daß ich erschrak.
    »Phil, hörst du mich?« fragte ich sofort.
    Er stöhnte.
    »Phil!« rief ich, »Phil, verstehst du mich? Ich bin hier unter die Hebebühne gebunden. Phil, so gib doch Antwort!«
    Das Stöhnen ging mir durch Mark und Bein. Phil war ein harter Bursche. Wenn er so stöhnte, mußte er wahnsinnige Schmerzen haben. Ich zerrte an meinen Fesseln, die ins Fleisch schnitten. Ich verbiß den Schmerz, spannte die Muskeln an, hielt die Luft an und preßte mich dann gegen die dünnen Stricke. Sterne tanzten vor meinen Augen. Ich mußte hier herunter. Aber mein Gewicht hing zu schwer in den Stricken. Sie lockerten sich nicht. Ich konnte mich auch nicht hochziehen, da ich ja mit dem Rücken unter den Trägem hing.
    »Jerry!« stöhnte Phil.
    Das Stöhnen machte mich halb wahnsinnig, weil ich nicht helfen konnte. Ich wagte nicht zu atmen und lauschte hinüber.
    »Jerry! Mich… hat’s gehackt, Jerry -… Hörst du… mich über… haupt?«
    »Ja, Phil«, sagte ich schnell. »Was ist los mit dir?«
    Ich bekam keine Antwort. Es würgte mir in der Kehle.
    »Phil! Was ist? Ich kann dir nicht helfen, du mußt verstehen, ich kann dir nicht helfen.« Ich schluckte. Ich war so hilflos wie nie zuvor. Und ausgerechnet jetzt! So verdammt hilflos! Ich hätte fluchen wollen. Ich wälzte mich in den Stricken. Es wurde mir schwarz vor Augen. »Phil!« sagte ich, »Phil, wenn du nicht sprechen kannst, sei ruhig!«
    »Ich fühle mich… so schwach. Shefferman hat wie ein Wahnsinniger… alles… zerschossen…«
    Danach kam nichts mehr.
    Das Wasser zischte ununterbrochen aus der Leitung. Die Rinne unter mir leitete das überflüssige Wasser in den Abfluß. Ich hörte angestrengt zum anderen Ende hin. Ich blieb ganz ruhig, wartete auf eine Regung, auf ein Stöhnen, auf das Vibrieren in dem kalten Eisen. Nichts! Nichts!
    Nur das Wasser tropfte unaufhörlich in die schwarze Rinne unter mir, tropfte über die scharfe Kante,
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