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0431 - Grauen der Lüfte

0431 - Grauen der Lüfte

Titel: 0431 - Grauen der Lüfte
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auf.
    Er sank auf die Knie, ließ den Oberkörper nach vorn fallen und stützte sich auf den Ellenbogen ab.
    Das Etwas hatte sich gewehrt!
    Es hatte seine Tastversuche gespürt und mit aller Macht zurückgeschlagen. Gryf ahnte, daß er jetzt tot wäre, wenn er nicht über Druiden-Kräfte verfügte, sondern ein normaler Mensch gewesen wäre. Doch so hatte sein magisches Potential einen Teil der fremden Macht abgebaut und verwandelt.
    Dennoch war es schlimm gewesen.
    Diese Schwärze hatte Gryf plötzlich ausgefüllt, und sie war äußerst schmerzhaft gewesen. Er hatte das Gefühl, als habe der unheimliche Feind versucht, ihm die Seele aus dem Leib zu reißen.
    Er glaubte, schon einmal Kontakt mit einem solchen Wesen gehabt zu haben. Etwas an der Art, wie es seine Magie einsetzte, war ihm bekannt. Aber er wußte, daß er in den mehr als achttausend Jahren seines Lebens niemals einem lebendigen Weltentor begegnet war.
    Das Rätsel war nicht kleiner geworden…
    Aber noch einmal versuchte er nicht, einen Kontakt herzustellen. Wenn der Unheimliche merkte, daß Gryf noch lebte, würde er beim zweitenmal noch härter zuschlagen. Oder - er würde ihm die Vampire auf den Hals schicken…
    Gryf hörte ein klapperndes Geräusch. Es ertönte schon seit ein paar Minuten, aber jetzt erst drangen die Laute in sein Bewußtsein vor. Er lauschte - und merkte, daß es die Zähne seines vampirhaften Kopfes waren, die aufeinanderschlugen. Er spürte es selbst nicht, wie sehr er zitterte; in diesem Bereich war er seit der Vermischung völlig empfindungslos geworden.
    Er zwang sich zur Ruh, aber das Zähneklappern hörte nicht auf.
    Was konnte er tun?
    Hier im Wald verharren und auf den Sanktnimmerleinstag warten kam nicht in Frage. Das Weltentor zu benutzen, um zurückzukehren, auch nicht. Er konnte absolut nicht sicher sein, wieder in die Transmitterstraße zurückzugelangen, und schon gar nicht, dabei sein originales Aussehen zurückzuerhalten. Außerdem glaubte er nicht, daß das Weltentor zulassen würde, daß er es benutzte.
    Das Weltentor, das ständig neue Vampire ausspie! Woher kamen sie, weshalb wurden sie hierher gebracht?
    Gryfs Neugier erwachte von neuem. Wohin flogen diese riesigen Schwärme, die unablässig Verstärkung bekamen?
    Die Richtung hatte er sich gemerkt.
    Er versuchte, einen zeitlosen Sprung durchzuführen, und es gelang ihm tatsächlich. Er hatte sich darauf konzentriert, in Flugrichtung der Vampire aus dem Wald herauszukommen, und er fand sich nun am Waldrand wieder, auf halber Höhe eines Berghanges.
    Weit entfernt ging hinter den Bergen die Sonne auf; ein Lichtschimmer kroch über die Gipfel. Aber hier, in der Flugschneise, war der Himmel noch finster wie in tiefster Nacht, so viele Vampire glitten dicht an dicht hier entlang.
    Bei Merlin, wenn die in dieser Zahl jemals zur Erde gelangen würden… ! durchfuhr es Gryf. Wer sollte eine solche Heerschar von Blutsaugern aufhalten? Nicht einmal raketenbewehrte Abfangjäger der Luftwaffe würden etwas ausrichten können.
    Und da sah Gryf das Ziel.
    Es befand sich etwas höher am Berghang. Ein in der Morgendämmerung grau schimmerndes Gebäude, eine Art Kloster oder Tempel. Dorthin zog der riesige blutdurstige Schwarm, der von Gryf keine Notiz nahm. Vielleicht hielten sie ihn für einen der ihren, weil er halb vampirhaft geworden war…
    Er wandte sich um. Aber von hier aus vermochte er das Weltentor nicht mehr zu sehen. Doch er wußte, wo es sich befand.
    Wieder sah er zur Tempelanlage hinauf. Dort tobte em Kampf. Die Vampire überfielen den Tempel, und seltsame Blitze zuckten ihnen entgegen und dezimierten sie. Hörte Gryf nicht auch eine Frauenstimme, die schrie?
    Der alte Haß gegen die Blutsauger war nach wie vor in ihm, wenn auch das, was an ihm Vampir geworden war, ihn etwas dämpfte. Dennoch drängte es ihn, in jenen Kampf einzugreifen.
    Per zeitlosen Sprung versetzte er sich in die unmittelbare Nähe des Tempels. In den Innenhof hinein wagte er sich nicht; er hatte keine Vorstellung davon, wie es darinnen aussah. Aber diese Vorstellung wäre vonnöten gewesen.
    So tauchte er nur wenige Meter vor dem hölzernen Tor der äußeren Mauer auf. Und er hatte das Gefühl, nicht allein zu sein. Da war etwas in seiner Nähe, auf das das Vampirische in ihm ansprach. Aber es war nicht Blut, sondern Artverwandtheit.
    Gryf wirbelte herum.
    Er sah eine junge Frau in zerissener Bluse und mit bleichem Gesicht. Sie hielt ein langes, schartiges Schwert in der Hand. Ihre Augen
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