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043 - Kampf um Cape Canaveral

043 - Kampf um Cape Canaveral

Titel: 043 - Kampf um Cape Canaveral
Autoren: Ronald M. Hahn
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Familie das Leben gekostet.
    Na schön, sie hatten seine Leute nicht absichtlich umgebracht. Aber was machte es für einen Unterschied? Er erinnerte sich mit Grauen an das plötzlich über ihnen auftauchende Panzerfahrzeug. Sie hatten die Nacht mit zwei anderen Familien in einem Erdloch verbracht… Danach hatte die blanke Wut ihn und seine damalige Freundin nach Norden geführt, wo er auf die Running Men gestoßen waren.
    Politniks. Hollyday hatte nichts mit ihnen am Hut. Er hatte sich ihnen nur angeschlossen, weil sie die Feinde seiner . Feinde waren.
    Und nun hockte er im Zentrum der bösen Macht, die den Plan verfolgte, wie einst in alter Zeit über das Erdenrund zu herrschen. Die Herren des Bunkers vertrauten ihm. Sie hielten ihn für einen der ihren, denn er hatte ihnen glaubwürdig vorgeschwindelt, Black, Drax und Rulfan hätten ihn als Geisel mitgenommen. Wenn er an das Verhör dachte, dem Captain Chambers ihn unterzogen hatte, brach ihm jetzt noch der Angstschweiß aus. Auf der Flucht hatte er von Black erfahren, dass die Welträtler über Methoden geboten, die jeden zum Sprechen brachten. Also hatte er in McKenzies implantierten Erinnerungen geforscht und erfahren, wie man sich solchen Leuten gegenüber verhielt. Opportunistisch.
    Hollyday schämte sich beinahe des Geschwafels, das er angesichts der drohenden Gehirnwäsche von sich gegeben hatte. Aber er hatte sein Ziel erreicht: General Crow musste ihn nun für einen aufrechten Patrioten halten, dem sein Treueeid der Regierung der Vereinigten Staaten gegenüber mehr wog als die veränderten Verhältnisse.
    Dabei wusste Hollyday, dass der echte McKenzie es wie Matthew Drax hielt: Der Weltrat war nur noch pro forma die Regierung der ehemaligen USA. Es war unsinnig, ihm noch immer die Treue zu halten. Matt hatte die Konsequenz gezogen und den Dienst als Commander quittiert.
    Aber in der Not fraß Orguudoo eben Fleggen. Je angepasster Phil Hollyday sich gab, desto mehr vertraute man ihm. Und je mehr man ihm vertraute, desto größer wurde seine Bewegungsfreiheit. Niemand ahnte, dass er ein Maulwurf der Running Men war. Niemand kannte seinen wirklichen Namen. Er sah aus wie der Gelehrte David McKenzie und verfügte über dessen gesamtes Wissen. Er musste dieses Wissen nutzen, um die Freiheit zu erringen…
    Es tat ihm gut; das hatte er schon bei den Verhören bemerkt. Seit er die falschen Erinnerungen akzeptierte, waren die bohrenden Kopfschmerzen, die er immer dann empfand, wenn er McKenzies Persönlichkeit in sich zu unterdrücken versuchte, fast gänzlich geschwunden.
    Die einzige Sorge, die ihn seither plagte, war die, dass David McKenzie die Oberhand in seinem Kopf gewinnen könnte.
    Als Wissenschaftsastronaut und gläubiger Christ besaß McKenzie eine starke Persönlichkeit, die ihn schon die lange Gefangenschaft in Berlin hatte überstehen lassen.
    Früher - in seinem ersten Leben - hatte er eine knallharte Ausbildung in Cape Canaveral erhalten und war eine Zeit lang sogar aussichtsreicher Kandidat für einen Flug zur ISS gewesen.
    Doch dann hatte man ihn zu Professor Dr. Jacob Smythes Stab abkommandiert, um nach Gegenmaßnahmen zu forschen, die die Kome- tenkatastrophe verhindern sollten.
    Vergebens.
    »Christopher-Floyd« hatte die Erde getroffen und die alte Zivilisation fast vollständig vernichtet.
    Wenn McKenzies Erinnerungen auf Hollyday einströmten, musste er sich schütteln. Zu viele der gespeicherten Bilder waren ihm fremd: die merkwürdigen Flugmaschinen, die Riesenstädte, die wie Krebsgeschwüre auf der Erde wuchsen, die schreiend bunte und wirre Werbung aus den »Fernsehen« genannten Kästen…
    Manche musikalischen Erinnerungen des Mannes, dessen Gedächtnis mit dem seinen verschmolzen war, gefielen ihm. Weniger abgewinnen konnte er jedoch dessen Vorliebe für »Romanhefte«, die auf fremden Welten spielten und Ungeheuer schilderten, die kaum schrecklicher waren als die Bestien, die über das Antlitz der Erde wandelten. Am wenigsten gefiel Hollyday aber McKenzies nach außen hin so sonniger Charakter. Es fiel ihm schwer, seine eigene Schwarzseherei zu überwinden und den Sonnyboy zu mimen.
    Wie gerade jetzt, als endlich die Tür zu General Crows Räumen aufging und seine Vorzimmerdame ihm mit einem Wink zu verstehen gab, dass er eintreten könne.
    »Der General ist nun für Sie zu sprechen, Professor.«
    »Wie schade«, erwiderte Hollyday und zwinkerte ihr zu. »Ich hätte gern noch ein Weilchen Ihre Gegenwart genossen.«
    Er stand auf.
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