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0429 - In der Monsterhöhle

0429 - In der Monsterhöhle

Titel: 0429 - In der Monsterhöhle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Francesca rufen, wirbelte herum und konnte auch sie nicht mehr entdecken.
    »Du bist auf einmal verschwunden! Als wenn du unsichtbar geworden wärst!« hörte er sie rufen. »Was ist das, Rico? Wo steckst du? Wo ist Tina?«
    Er glaubte den Verstand zu verlieren.
    Weder Schwester noch Freundin konnte er sehen, obgleich er sie beide doch hörte und sie in seiner unmittelbaren Nähe sein mußten!
    Er breitete die Arme aus, versuchte nach Tina zu greifen. Aber er spürte sie nicht. Und die Angst in ihm wucherte wie ein Krebsgeschwür und wurde immer größer.
    Raus! dachte er. Weg hier! Nichts wie raus aus dieser verdammten Höhle, die ein Alptraum ist… aber dann blieb er doch. Er konnte Tina nicht einfach hier allein lassen. Und Francesca auch nicht! Irgend etwas Unbegreifliches geschah hier mit ihnen, etwas Unheimliches, dessen Konse quenzen überhaupt nicht abzuschätzen waren…
    Und da hörte er Tina aufschreien.
    So laut und so schrill, wie er niemals zuvor eine Frau schreien gehört hatte. Und dieser Schrei dauerte an, um sich dabei rasend schnell zu entfernen, ein Echo zu werfen… gerade so, als befände Tina sich in einem Zug, der mit über hundert km/h durch einen Tunnel davonraste - bis Rico sie nicht mehr hören konnte…
    ***
    »Dahin. Das ist der Wagen.« Mit ausgestrecktem Arm deutete Nicole auf den metallicsilbernen Mercedes 560 SEC, dessen Heck eine Handbreite in die Halteverbotszone ragte. Aber in Rom nahm man das nicht so genau, auch nicht hier draußen am da-Vinci-Flughafen. Parkplätze waren rar, und irgendwo mußte man sein Auto ja abstellen… So, wie gefahren wurde, wurde auch geparkt. Professor Zamorra, der neben Nicole dem Gepäckträger folgte, der für ein paar tausend Lire die Koffer auf einem Transportwagen vor sich her schob, wunderte sich, warum das Mercedes-Coupé immer noch keine Beule, nicht einmal eine Schramme, aufwies. Entweder hatten die Römer einen Heidenrespekt vor dem sündhaft teuren Wagen, oder sein Besitzer besaß geradezu göttliche Fahrkünste. Immerhin war der 560 SEC nicht gerade einer der sieben kleinsten Wagen und reichte schon allein aus, eine schmale Straße zu verstopfen, in der die Römer drei Fiats nebeneinander gerollt hätten…
    Sie erreichten den Wagen, und der Gepäckträger lud ab, um dann fordernd die Hand auszustrecken. Fünftausend Lire sollte sein Dienst kosten, ein stolzer Preis. Zamorra suchte nach kleinen Scheinen, fand nichts und drückte dem Träger einen Zehntausender in die Hand. Der steckte ihn kommentarlos ein, wandte sich um und eilte hurtig davon, ein fröhliches Lied auf den Lippen.
    Es wurde zum Klagelied, als Zamorra ihn einholte unçl ihn mit einem Griff am Jackenkragen stoppte. »Moment mal, Freundchen. Du bist ohnehin schon teuer genug, also her mit dem Wechselgeld!«
    »Was für Wechselgeld? Signore, Sie haben mir 5000 Lire gegeben, und…«
    »… und du lügst wie gedruckt«, knurrte Zamorra ihn an, der sich sehr präzise erinnerte, einen Zehntausender hergegeben zu haben, mangels Kleingeld! Und ein dermaßen hohes Trinkgeld ging ihm entschieden zu weit.
    Offenbar glaubte das Bürschlein, Ausländer wie eine Mastgans ausnehmen zu können. Zamorra überfiel ihn mit einem Redeschwall in akzentfreiem Italienisch, gespickt mit einer Unmenge an Verwünschungen und Beschimpfungen, von denen einige selbst dem Römer fremd waren. Er vergaß seinen Ärger und staunte Zamorra nur noch an. »Mamma mia«, keuchte er. »Woher haben Sie denn diese Redewendungen, Signore?«
    Der Professor hielt es aus besonderen taktischen Gründen für ratsam, sich gerade in diesem Moment vorzustellen, damit der Römer ihn auch mit Namen anreden konnte. »Zamorra…«
    Der Römer verstand ›Camorra‹, und mit dieser Mafia-Abteilung wollte er lieber doch nichts zu tun haben. Er verzichtete sogar auf seine 5000 Honorar, warf Zamorra den Geldschein zu und flüchtete wie das Kaninchen vor dem Fuchs.
    »Mille grazie«, murmelte Zamorra ihm nach und steckte den Lireschein wieder ein. »Wird Zeit, daß es eine gesamteuropäische Währung gibt. Dieses Monopoly-Geld ist zwar ganz lustig, aber durch die vielen Nullen auch lästig…«
    Nicole Duval schmunzelte. »Warum regst du dich auf? Bis auf diese Kleinigkeiten machen wir doch längst alles über Kreditkarten und Schecks…«
    Zamorra nickte. Er sah sich nach dem Besitzer des Mercedes um und entdeckte ihn, wie er von irgendwoher gerade heranschlenderte, ein paar Zeitungen unter dem Arm. »Ich dachte, euer Eisenvogel
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