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0429 - In der Monsterhöhle

0429 - In der Monsterhöhle

Titel: 0429 - In der Monsterhöhle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Stadt«, sagte Ted. »Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst, Zamorra. Jeder Quadratmeter Boden hier atmet zweieinhalbtausend Jahre Geschichte und mehr. Manchmal brauche ich auch einfach diese Hektik und dieses Temperament. Mit dem ›Palazzo Eternale‹ habe ich einen Kompromiß gefunden.«
    »Palazzo? Größenwahnsinnig bist du nicht zufällig?« erkundigte Nicole sich.
    »Warte mal, wo ist denn der Schalter für den Beifahrer-Schleudersitz?« murmelte Ted und tastete die Konsole ab. »Warte nur ab, bis du das Haus siehst, dann weißt du, warum ich es so getauft habe.«
    Das Haus lag im Norden der Stadt an der Viale del Forte Antenne am Rand des riesigen, zur Villa Ada gehörenden Parks. Von der Straße her war es auf Anhieb nicht einmal zu sehen. Ted bog plötzlich scharf rechts ab und befuhr einen schmalen Weg, den Zamorra eher für einen Waldpfad gehalten hatte. Plötzlich machten die Bäume einer größeren, sorgfältig kultivierten Fläche mit asphaltiertem Vorplatz, Rasen und Blumenbeeten Platz, und dahinter erhob sich ein mehrgeschossiges, weißes Bauwerk mit säulengetragenem Vorbau, flachem Dach und unzähligen Stuckverzierungen an der Fassade und den vielen Fenstern.
    Nicole pfiff angesichts des gepflegten Hauses durch die Zähne. »Das muß ja angesichts der Großstadtlage ein Vermögen gekostet haben.«
    »600 Millionen Lire«, sagte Ted. »Was das nach eurer Währung ist, könnt ihr euch selbst ausrechnen. Wahrscheinlich werde ich noch einmal hundert bis zweihundert Millionen hineinstecken müssen, um es auf den technischen Stand zu bringen, wie ich ihn haben will. Aber danach dürfte ich ein Traumhaus haben, das höchstens noch von eurem Château in Frankreich übertroffen wird.«
    Er parkte den Wagen ein. »Das Problem ist bloß, hier vernünftiges Personal zu bekommen, das mir das Haus in Ordnung hält. Und mit den Firmen, die die Neuinstallationen vornehmen sollen, ist es auch so eine Sache. Da merkt man dann, daß wir in Italien sind. Hier gehen die Uhren anders, und ohne ›Vitamin B‹, das hier weniger für ›Beziehung‹, sondern mehr für ›Bestechung‹ steht, läuft fast nichts.«
    »He, mach das Land und seine Leute nicht schlechter, als sie sind«, mahnte Zamorra.
    Ted grinste. »Vielleicht habe ich die schlechten Erfahrungen in konzentrierter Form genossen. Aber glaube mir - es gefällt mir hier.«
    »Und was ist, wenn Sara Moon dich aufspürt und die Hetzjagd wieder losgeht? Dann hast du eine Unmenge Geld investiert, und mußt das Haus doch wieder aufgeben…«
    Ted lächelte. »Bis es soweit ist, wird sich auch für das Problem Sara Moon-Dynastie eine Lösung finden«, sagte er. »Vielleicht sollte ich euch erst mal euer Zimmer zeigen. Euren Krempel… äh, das Gepäck nehmen wir am besten gleich mit rauf. Danach zeige ich euch das Haus und sein Zubehör.«
    »Zubehör?« staunte Nicole.
    Ted nickte. »Natürlich. Das Haus ist ja noch nicht alles. Das Grundstück geht noch ein hübsches Stück weiter… schließlich habe ich das Haus ja gewissermaßen spottbillig erworben.«
    »Spottbillig«, ächzte Zamorra. »600 Milionen… das nennt dieser größenwahnsinnige Kapitalist spottbillig…«
    »Rechne es in Dollar um, dann ist die Zahl schon gleich viel kleiner. Außerdem habt ihr ja noch gar nicht gesehen und gewürdigt, was das für ein Haus ist. Ein Traumhaus… Zamorra, Nicole - wißt ihr eigentlich, daß ich schon als kleiner Junge davon geträumt habe, einmal so zu wohnen? Irgendwann einmal? Man muß nur lange genug warten können…«
    ***
    Der Wächter schärfte seine Sinne. Er unterschied drei Lebewesen, die sich dem verbotenen Bereich näherten. Es schien sich um Menschen zu handeln. Nur sie konnten so leichtsinnig sein, immer weiter vorzudringen. Tiere waren vorsichtiger.
    Der Wächter beschloß, sich diese drei Lebewesen näher anzusehen. Dann konnte er entscheiden, ob sie in seinen Aufgabenbereich fielen oder nicht.
    ***
    Abrupt kam sie zum Stillstand. Tina Rossi schüttelte sich wie ein nasser Hund. Allmählich fand sie wieder zu sich selbst zurück.
    Sie sah an sich herunter. Es war ihr nichts geschehen. Aber sie hatte das Gefühl gehabt, von einer unsichtbaren Kraft gepackt und vorwärts gerissen zu werden. Und das mit einem wahnwitzigen Tempo! Ihre Haare waren geflogen, sie hatte die Augen schließen müssen, weil ihr der Windzug hineinpeitschte, und sie hatte kaum atmen können. Es reichte nur zu einem Schrei, dem sie jetzt noch nachlauschte, der nur langsam in
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