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0428 - Der Gedanken-Töter

0428 - Der Gedanken-Töter

Titel: 0428 - Der Gedanken-Töter
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er, und es soll auf dem See auch eine Explosion gegeben haben. Eine schwarze Wolkenwand liege höchstens dreißig, vierzig Meter über dem Wasser, Ausdehnung fast drei Meilen geschätzt… wir müssen eine Sturmwarnung rausgeben, sofort.«
    Luke Bassert ballte die Fäuste. »Aber das ist völlig unmöglich«, stieß er hervor. »Du und ich, wir wissen doch nur zu genau, was geht und was nicht. Das Unwetter kann gar nicht existieren.«
    »Die Fernanzeigen weisen darauf hin, und der Anrufer klang auch nicht gerade nach einem Verrückten, Luke«, gab Lydie zu bedenken. »Auf die Gefahr hin, daß wir uns lächerlich machen - wir müssen warnen. Vielleicht sind Wanderer dort draußen unterwegs oder Schiffe auf dem See… und wenn die in dieses Unwetter geraten, möchte ich nicht dafür verantwortlich sein. Die Explosion, die der Mann gesehen haben will, gibt mir außerdem noch zu denken…«
    »Gespenster«, murmelte Luke. Er starrte die Instrumente an, die Diagramme und Skalen-Ausschläge. Dann zuckte er mit den Schultern. »Okay«, dehnte er. »Machen wir uns eben unbeliebt. Bei diesem Prachtwetter draußen…«
    Daß in einem eng begrenztem Raum jemand in die natürliche Wetter-Entwicklung eingegriffen und sie radikal verändert hatte, konnten sich beide Meteorologen nicht einmal im Traum vorstellen.
    Denn es gab keine technische oder chemische Möglichkeit einer derartigen Beeinflussung. Abgesehen davon, daß sie keinen Sinn ergab…
    ***
    Die Anspannung klang ab. Das gewaltige Potential mentaler Kraft hatte sich entladen. Erschöpfte, schweißüberströmte Menschen erwachten aus ihrem Trancezustzand. Sie fühlten sich zerschlagen und matt, als hätten sie stundenlang schwerste körperliche Arbeit verrichtet. Starke Hungergefühle waren entstanden, und später würde sich heraussteilen, daß sie während dieser Sitzung pro Person mehrere Kilo an Gewicht verloren hatten.
    Unverändert zeigte sich nur der Supervisor. Er lächelte freundlich, aber keinem der sieben Menschen am Tisch fiel auf, daß seine Augen bei diesem Lächeln nicht mitspielten. Der Blick des Mannes war eisigkalt.
    »Ich muß festeilen, daß Sie ganz erhebliche Fortschritte gemacht haben, Ladies und Gentlemen«, sagte er zufrieden. »Sie haben diesmal eine Leistung erbracht, die ich in dieser Form noch gar nicht erwartet hatte. Sie können stolz auf sich sein.«
    Eigenartige Meßinstrumente im Hintergrund des Raumes, in welchem die Helligkeit allmählich heraufgedimmt wurde, zeigten in der Tat achtbare Werte an. Aber wer außer dem Supervisor konnte schon verstehen, was sie wirklich gemessen hatten und auf welche Weise diese Ergebnisse zustande kamen?
    Mentale Kräfte waren etwas immer noch nicht exakt Faßbares. Man konnte feststellen, daß es sie gab, aber sie tatsächlich zu messen, hatten anscheinend bislang nur die Scientisten fertiggebracht, denen die Siebener-Runde und der Supervisor angehörten.
    »Ich danke Ihnen«, sagte er. »Sie können jetzt gehen. In den nächsten beiden Tagen haben Sie frei; Sie können tun und lassen, was Sie wollen. Achten Sie auf die Hinweise, die zu gegebener Zeit angeschlagen werden; ich kann Ihnen momentan leider noch nicht sagen, wann wir das nächste Experiment durchführen. Allerdings sollten Sie auch in Ihrer Freizeit Ihr mentales Training nicht vernachlässigen. Vielleicht können Sie mich dann beim nächsten Experiment abermals so angenehm überraschen. Vielen Dank.«
    Einer nach dem anderen erhoben sie sich und verließen den Raum. Sie waren froh, für einen so außerordentlichen Erfolg gelobt worden zu sein. Das geschah selten in diesen Tagen einer strengen Disziplin und einer eisernen Schulung. Sie gehörten zur Elite der Menschheit. Sie waren nicht nur Scientisten, sie waren Auserwählte unter der Vielzahl von Angehörigen dieser Wissenschaft, und sie wurden, nachdem ihre Talente erst einmal erkannt worden waren, einer besonderen Förderung und Ausbildung unterzogen.
    Sie fragten nicht nach dem Sinn.
    Es reichte ihnen, sich über andere Menschen erhaben zu fühlen. Alles andere regelte das Prinzip von Befehl und Gehorsam.
    Daß sie von dem Supervisor soeben dazu mißbraucht worden waren, mit ihren mentalen Kräften einen Mord zu begehen, war ihnen nicht einmal bewußt.
    ***
    In der kleinen Wetterstation bei Page glaubten Luke Basset und Lydie Gremmon ihren Augen nicht trauen zu dürfen, als die Anzeigen der Ferninstrumente innerhalb von wenigen Augenblicken wieder normale Werte Wiedergaben, wie sie vor
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