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0428 - Der Gedanken-Töter

0428 - Der Gedanken-Töter

Titel: 0428 - Der Gedanken-Töter
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Augenblicke waren die beiden Menschen bis auf die Haut durchnäßt. Rhea wollte unter Deck verschwinden.
    »Bleib oben!« schrie Leonard ihr zu. Jetzt, mit der nassen dünnen Kleidung, fror er in der Sturmkälte noch mehr.
    »Ich will das Ölzeug holen«, rief Rhea ihm durch das Brausen des Sturmes und das Rauschen und Krachen der Wellen zu.
    »Vergiß es«, schrie Leonard. »Naß sind wir jetzt sowieso, und wenn wir kentern, kommst du da unten nicht mehr lebend ’raus! Bleib an Deck und halt dich verdammt gut fest…«
    Er kämpfte mit dem Ruder, das in seinen Händen schlug und das er kaum noch halten konnte. Warum kam das Ufer nicht näher?
    Die volle Maschinenleistung der DANILA reichte nicht aus, diesem brodelnden Inferno zu entkommen! In der Düsternis unter der rotierenden Wolkenschicht war kaum noch zu erkennen, wo sich das rettende Ufer befand. Der Kompaß spielte ebenfalls verrückt; die Nadel kreiste ständig entgegen den Bewegungen des Schiffes. Auf nichts war mehr Verlaß.
    Da zuckten Blitze aus den Wolken.
    Ein zuckender, sich wild verästelnder Feuerstrahl stand zwischen Wolken und aufgewühltem See. Dampffontänen stiegen auf, Flammen züngelten über die Wasseroberfläche und die Schaumkronen. Leonard sah dem furchtbaren Schauspiel mit weit aufgerissenen Augen zu. Er hatte so etwas noch nie gesehen, konnte nicht einmal sagen, ob es möglich war - oder ob es zu jenen Unmöglichkeiten gehörte, wie sie sich auch im rasend schnellen Entstehen dieses Unwetters zeigten.
    Wieder legte sich die DANILA schräg. Wieder zuckten Blitze, diesmal schon bedeutend näher am Schiff.
    Etwas krachte metallisch. Plötzlich heulte einer der Motoren auf; die Nadel des Drehzahlmessers schlug spontan in den roten Bereich - und fiel dann auf Null.
    Eine der beiden Schrauben mußte unter Wasser gebrochen sein; das Fuller-Getriebe hatte nicht ausgekuppelt, weil Koenig nicht rasch genug reagiert hatte, und der Motor fand keinen Widerstand mehr und hatte sich mit seiner eigenen bulligen Leistung überdreht.
    Unten im Maschinenraum mußte einiges zu Bruch gegangen sein.
    Von einem Moment zum anderen lief die DANILA nur noch mit halber Krall, nur noch von einer Maschine ange! rieben. Sie tanzte auf den Wellen wie ein bockendes Rodeopferd.
    Koenig hörte Rhea schreien. Er drehte den Kopf und sah sie in einer gischtenden Woge verschwinden, über Bord gespült. Er brüllte vor Verzweiflung auf. Jetzt war alles egal. Er ließ das wild schlagende Ruder los, schnellte sich aus dem Steuerstand und sah einen Schatten auf dem tobenden Wasser, schon Dutzende von Metern entfernt.
    »Rhea!« schrie er und stieß sich ab, wartete nicht, bis die nächste Woge auch ihn mit sich trug. Er überlegte nicht, sah nicht das Sinnlose seines Versuches. Alles in ihm war nur ein einziger, wilder, übermenschlicher Impuls, Rhea zu retten - obwohl ihm sein Verstand sagen mußte, daß es nichts mehr zu retten gab, daß er höchstens ebenfalls bei dem Versuch sterben mußte.
    Er tauchte im Wasser ein.
    Eiskalt war es, und die Kälte fraß sich blitzschnell in seine Haut. Irgendwo hinter ihm war die DANILA, und er konnte vor sich Rhea nicht mehr sehen. Er schrie nach ihr, bekam Wasser ins Gesicht und Mund und schluckte, kämpfte gegen die Wogen an, und hinter ihm zuckte ein weiterer Blitz herab und hüllte das Deck der DANILA in heißes, flirrendes Feuer.
    Sekunden später flog die Yacht explosionsartig auseinander.
    Für Augenblicke wurde es taghell. Die DANILA war zu einer winzigen künstlichen Sonnè geworden, die ihre Hitze und Helligkeit binnen Sekunden verstrahlte, um zu verlöschen, als habe sie niemals existiert.
    Da wußte Leonard C. Koenig, daß es vorbei war.
    ***
    In der kleinen Wetterstation in Page, Arizona, sahen sich Luke Bassat und Lydie Gremmon verblüfft an. Die Station war mit modernsten Instrumenten ausgerüstet und Fernanzeigen wiesen auf ein Sturmtief hin, das sich innerhalb weniger Minuten über dem Lake Powell gebildet hatte. Hier, in der Staumdamm-Nähe, war davon nichts zu bemerken. Hier strahlte die Sonne, aber allenfalls fünfzig Kilmeter weiter mußte jetzt die Hölle los sein.
    Als das Telefon schrillte, hob Lydie Gremmon ab. Sie lauschte, nickte und legte wieder auf.
    »Es stimmt, Luke«, murmelte sie betroffen. »Dabei gibt’s das gar nicht. Jemand rief vom Funktelefon seines Geländewagens an, ein Abenteurer, der drüben in den Bergen herumstrolcht. Auf dem Lake tobt ein Unwetter, wie er noch keines gesehen hat, berichtete
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