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0428 - Der Gedanken-Töter

0428 - Der Gedanken-Töter

Titel: 0428 - Der Gedanken-Töter
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wußte ja außer den unmittelbaren Familienangehörigen nicht einmal jemand, wo sie sich befanden. Leonard Koenig pflegte seine Kurzurlaubs-Ziele niemandem mitzuteilen, und die Yacht hatte Rhea unter ihrem Mädchennamen gemietet. Da müßte schon jemand äußerst akribische Detektiv-Arbeit leisten, um herauszufinden, daß die Koenigs sich ausgerechnet jetzt an dieser Stelle des Lake Powell befanden.
    »Lach mich nicht aus«, bat Rhea. »Ich habe tatsächlich dieses Gefühl. Mir ist, als würde ein Unsichtbarer unmittelbar hinter mir stehen und mir seinen heißen Atem in den Nacken blasen.«
    »Du siehst Gespenster, Darling«, lächelte Leonard. »Komm, wir schmeißen den Motor mal wieder an und verändern unseren Standort radikal. Dann vergeht das Gefühl von allein.«
    Er küßte sie, dann enterte er den Steuerstand der DANILA und brachte per Schlüsseldrehung und Knopfdruck die beiden bulligen Volvo-Turbodiesel in Gang, die die Doppelschraube der Yacht antrieben.
    Langsam nahm die DANILA Fahrt auf und pflügte mit der Kraft ihrer 4000 PS gegen die Strömung an.
    Aber das Gefühl, von einem Unsichtbaren beobachtet zu werden, wollte nicht vom Rhea Koenig weichen…
    ***
    Die Mentalenergie wurde immer stärker. Von Minute zu Minute wuchs sie an, wurde zu einem Potential, das selbst vom Supervisor kaum noch zu bändigen war und der gewaltigen Entladung entgegenstrebte.
    Die sieben am Tisch ahnten nicht einmal, wozu sie mißbraucht wurden. Sie stellten nur ihre parapsychischen Energien zur Verfügung, wurden für die Dauer des Attentates eins im Psi-Trust. TÖTE! peitschte ihnen immer wieder der Befehl des Supervisors entgegen. Immer wieder sahen sie mit geschlossenen Augen das Bild jenes Mannes, der ausgelöscht werden mußte, neben ihm schwach erkennbar eine Frauengestalt… Und doch wurde ihnen nicht wirklich bewußt, was sie taten.
    Ihr Denken war ausgeschaltet worden. Alle Gehirnfunktionen waren nur noch darauf gerichtet, die Kraft zu erzeugen und zur Verfügung zu stellen, mit der der Mord aus der Ferne durchgeführt werden sollte.
    Und die Kraft floß.
    Sie strömte, vom Supervisor gelenkt, durch einen unbegreiflichen Äther und wurde wirksam, packte jetzt energisch zu.
    TÖTE!
    Jetzt war es soweit.
    ***
    Ein Schatten fiel über den See.
    Verblüfft hob Leonard C. Koenig den Kopf und sah Wolkenbänke, die sich verdichteten. Innerhalb von Sekunden wurden sie dunkler und dunkler, wuchsen zu einer brodelnden Masse, die sich drehte, auf der Stelle rotierte wie die Spirale einer schwarzgrauen Galaxis.
    Wind kam auf.
    Die Wasseroberfläche wurde unruhig. Die Wellen kamen höher, rauschten gegen den Rumpf der Yacht. Die DANILA vibrierte, legte sich unter den ersten Brechern bereits schräg.
    »Himmel, was ist das?« rief Rhea erschrocken. »Das ist doch völlig unmöglich! So schnell ändert sich das Wetter doch auch hier nicht!«
    Vom strahlenden Sonnenschein, der noch vor wenigen Minuten vorgeherrscht hatte, war nichts mehr zu sehen. Die rotierende Wolkenbank, die immer schwärzer wurde und sich bedrohlich herabsenkte, verdunkelte den Himmel. Der Wind, fast schon Sturm, war kalt, und die beiden Menschen froren in ihrer leichten Kleidung. Krampfhaft hielt Koenig das Ruder fest. Er erhöhte die Motorleistung; die Yacht rollte mit Höchstfahrt dem am nächsten gelegenen Ufer zu. Dort waren zwar nur zerklüftete Felsen, aber vielleicht brach ihre Nähe die Gewalt des sich verstärkenden Sturmes.
    Es war einfach unmöglich.
    Die Wetterlage widersprach allen meteorologischen Erkenntnissen. Es war unmöglich, daß sich bei diesen Druck- und Temperaturverhältnissen ein Sturmtief bildete, und noch unmöglicher die Zeitspanne, in der dies geschah.
    Irgendwie fühlte Koenig, daß etwas Unbegreifliches nach ihm griff, eine Macht, der er nichts entgegenzusetzen hatte. Er ahnte, daß der Sturm ihm galt, daß es eine Waffe war, die gegen ihn eingesetzt wurde. Aber warum das so war, konnte er nicht erklären. Es gab kein erkennbares Motiv - und es gab keine Möglichkeit, Wetter als Waffe zu benutzen …
    Aber wie konnte dann dieser rasende Umschwung geschehen?
    Die DANILA krängte stärker. Ganz gleich, wie Koenig die Yacht manövrierte - die Brecher kamen stets von der Flanke. Jedesmal, wenn er versuchte, den Bug in den Wind zu drehen, um den Böen und den peitschenden Wogen die Kraft zu nehmen, änderte sich die Sturmrichtung entsprechend!
    Wasserschauer sprühten über das Deck, auch über den Steuerstand. Innerhalb weniger
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