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0426 - Palast der Schattenwürger

0426 - Palast der Schattenwürger

Titel: 0426 - Palast der Schattenwürger
Autoren: Jason Dark
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sein Kopf flog dabei in den Nacken.
    Er hatte ein Bein angehoben, schwebte in einer völlig unnatürlichen Haltung in der Luft.
    »Laß ihn!« brüllte ich Selim an.
    Er antwortete nicht, sein Flötenspiel blieb. Ich aber zog meinen Bumerang und schleuderte ihn auf die düstere Gestalt…
    ***
    Auf den Schädel hatte ich gezielt. Wenn, dann mußte meine silberne Banane voll treffen.
    Sie jagte auf Selim zu.
    Volltreffer!
    Nur blieb mir der Jubelschrei im Hals stecken, denn der Bumerang jagte durch den Kopf des Heiligen Mannes hindurch, dicht an einer Säule vorbei, drehte sich und flog wieder zurück in meine auffangbereite Hand.
    Ich schloß automatisch die Faust, spürte in den folgenden Augenblicken eine fürchterliche Leere in mir und dachte daran, daß der Bumerang versagt hatte.
    Ja, versagt!
    Nach dieser Leere schoß mir das Blut in den Kopf. Der Schwindel folgte, die Gedanken rasten, und sie endeten stets in einer Frage.
    Was sollte ich tun?
    Ich wußte nicht, wie ich diesen Marabut, der sich als Heiliger ansah, schaffen konnte.
    Er zog sich zurück, und mit ihm die Schatten. Das Spiel wurde leiser und entfernte sich.
    Die Schatten lösten sich auf. Sie wurden eins mit der Dunkelheit, ebenso wie Max Culver, den ich auch nicht mehr sah. Er war weggeschafft worden. Nur der junge Touat lag noch tot vor meinen Füßen.
    Als würde der letzte Klang der Flöte von einem gewaltigen Berg wehen, so schien es mir.
    Er verwehte. Es wurde still.
    Ich hörte meinen eigenen Atem und sah unser Boot, das sich deutlich von der dunklen Wasseroberfläche abhob.
    Sollte Selim das schaffen, was bisher noch kein Dämon vor ihm fertiggebracht hatte?
    Daran wollte ich einfach nicht glauben, obwohl die Tatsachen dagegen sprachen.
    Es hatte Max Culver erwischt. Mir war nicht bekannt, ob er tot war oder noch lebte, aber ich konnte davon ausgehen, daß es ihn erwischt hatte.
    Warum sollte es gerade ihm besser ergehen als all den anderen Menschen, die in Selims Nähe geraten waren?
    Er haßte uns, und er würde uns seinen Haß auch spüren lassen.
    Allein wollte ich nicht zurück. Ich war mit Culver gekommen und würde ihn auch wieder zurückbringen, falls dies möglich war. Bisher hatte ich von diesem prächtigen Palast noch nicht viel gesehen. Alles hatte sich im Innenhof abgespielt. Bei der Größe des Bauwerks mußte es zahlreiche Räume geben, in die sich Selim zurückziehen konnte, um seine grausamen Taten zu vollenden. Ich wollte sie durchsuchen.
    Gespannt und nach allen Seiten sichernd, schritt ich über den Platz, vorbei am Beet mit den blühenden Blumen und den Wasserspeiern. Die Strahlen drangen aus den weit geöffneten Mündern irgendwelcher Schönen, die in nixenhafter Haltung standen.
    Vor mir lagen die Wandelgänge.
    Nach wenigen Schritten hatte ich sie erreicht, tauchte in deren Schatten und wartete ab.
    Die Mauern waren zwar glatt, aber auch sie zeigten die kunstvollen Bemalungen. Die Fensteröffnungen hatten keine Scheiben. Durch jedes Fenster konnte ich in den Palast klettern.
    Das tat ich auch.
    So leise wie möglich drückte ich mich durch das Rechteck und blieb in wattiger Schwärze stehen. Ich dachte sofort an die Schatten, die ich in dieser Umgebung nicht sehen konnte. Also würde ich eine Attacke erst erkennen können, wenn es zu spät war.
    Ob es mich schützte oder nicht, war mir nicht bekannt. Jedenfalls hängte ich mein Kreuz offen vor die Brust und fühlte mich ein wenig wohler. Es war egal, in welche Richtung ich schritt, deshalb entschloß ich mich, vom Fenster zurückzuweichen.
    Schon des öfteren hatte ich Dimensionsreisen hinter mich gebracht. Da hatte ich ebenfalls eine dichte Schwärze erlebt. Diese hier war anders.
    Der Vergleich mit rußigen Nebel fiel mir ein, so daß ich das Gefühl hatte, sie greifen zu können, als ich weiterging.
    Ein Angriff erfolgte nicht.
    Nur meine vorsichtig gesetzten Schritte unterbrachen die drückende Stille. Als ich einen Blick zurückwarf, zeichneten sich die Fensteröffnungen als schwache, nur wenig hellere Schatten ab.
    Und plötzlich sah ich das Licht.
    Kein heller Schein, der in der Ferne aufstrahlte, eher ein weiches Licht, glockenförmig verteilt und das aus dem Hintergrund hervorholend, was man sich als orientalisches Paradies vorstellte.
    Prunkt und Pracht vereinigten sich zu einer Szene, wie sie der Film nicht besser darstellen konnte.
    Ich sah einen reichlich gedeckten Tisch, der von hohen, weichen Sitzkissen umgeben war. In einem kleinen Ofen kokelte ein
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