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0426 - Palast der Schattenwürger

0426 - Palast der Schattenwürger

Titel: 0426 - Palast der Schattenwürger
Autoren: Jason Dark
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gefährlich.
    Max Culver behielt die Schatten im Auge, als er sich rückwärts auf mich zubewegte und neben mir stehenblieb. Er sprach gegen die Klänge an, und ich hörte auch den Vorwurf aus seiner Stimme.
    »Wir hätten vorher verschwinden sollen, jetzt ist es zu spät.«
    Ich hob die Schultern. »Glaube nur nicht, daß wir Selim entwischt wären.«
    Max schwieg. Die Schatten taten uns nichts. Sie blieben und tanzten in respektvoller Entfernung, als wären wir überhaupt nicht vorhanden, aber ich ging davon aus, daß uns zahlreiche Augen beobachteten.
    Selim war gefährlich. Er regierte hier, und er spielte mit den Zeiten und Dimensionen.
    Plötzlich veränderte sich die Umgebung. Zwar kam kein Sturm auf, dennoch hatte ich das Gefühl, als hätten mich zahlreiche Hände gepackt, die mich herumreißen wollten, um mich in eine andere Richtung zu schieben. Der Flötenklang hatte sich gesteigert, als wäre er dicht vor meinen Ohren aufgeklungen.
    »Ihr könnt nicht vor mir fliehen. Selim holt sich jeden, wirklich jeden.«
    Und damit änderte sich die Umgebung wieder. Wüste, Sand, Staub und Täler verschwanden, wir befanden uns wieder im Palast der Schattenwürger, und zwar an der Stelle, an der wir vor der Verwandlung gestanden hatten.
    Etwas aber hatte sich verändert.
    Ein Schatten war hinzugekommen.
    Selim!
    ***
    Endlich zeigte er sich wieder!
    Zuletzt hatte ich ihn über dem Flußlauf schweben sehen, nun stand er vor uns, aber auch jetzt sah er so aus, als würde er den Boden nicht berühren.
    Wieder sahen wir von ihm die Augen.
    Kalt, blau und gefährlich…
    Alles andere war durch einen Schatten eingehüllt, in den hinein ein schmaler Gegenstand stach.
    Die geheimnisvolle Flöte, die noch immer gespielt wurde, nur wesentlich leiser.
    Und wir erlebten abermals die Magie dieses Musikinstruments, das nicht nur Menschen in seinen Bann ziehen konnte, sondern auch mit einer toten Materie spielte.
    Der Palast gehorchte dem Flötenspiel…
    Die unmittelbare Umgebung veränderte sich. Zuerst weichten die Konturen auf. Wir beide hatten das Gefühl, nicht mehr gegen starre, sondern auf tanzende Säulen zu schauen, die sich von einer Seite auf die andere bewegten.
    Auch die Decke blieb nicht ruhig. Sie warf Wellen, kam uns mal entgegen, schwamm wieder fort, bewegte sich von neuem, drehte sich und ging voll auf den Rhythmus der Melodie ein.
    Nur der Boden blieb noch verschont.
    Es fiel mir schwer, mich nicht von der Umgebung ablenken zu lassen, aber ich dachte darüber nach, wie ich diesen Selim vernichten konnte.
    Der Bumerang mußte es schaffen!
    Aber gegen einen Schatten?
    Das ruhige Wasser warf plötzlich Wellen. Wir hörten das Klatschen, und als wir hinschauten, da formte sich aus dem Wasser eine Säule, die ihre Form dem Rhythmus der aufklingenden Töne anpaßte.
    Sie führte einen Tanz auf.
    Eine zweite Wassersäule bildete sich. Und eine dritte schleuderte etwas in die Luft.
    Einen Körper!
    Wir konnten sehen, wer da aus der Tiefe geholt worden war. Kein anderer als unser junger Begleiter Touat!
    Die Wassersäule entwickelte sich zu einem Arm, der sich nach rechts hin verlagerte, den Körper umfaßte, noch einmal ausholte und ihn dann auf uns zuschleuderte.
    Culver begann zu fluchen. Wir mußten uns beide ducken. Der Wurf war so genau gezielt, daß Touat dicht vor unseren Füßen auf dem Rücken liegenblieb und sich nicht rührte.
    »Der ist hin!« sagte Culver.
    Ich holte meine Lampe hervor und leuchtete den Toten an. Zum erstenmal merkte ich, daß diese uns umgebende Bläue eine absorbierende Wirkung hatte, denn der starke Lampenstrahl wurde blaß und erreichte nur mühsam das Gesicht des jungen Mannes.
    Er war so gestorben wie auch die anderen Opfer.
    Erwürgt und gezeichnet von den Schatten, sie sich tief in seine Haut hineingefressen hatten.
    »Da ist nichts mehr zu machen!« flüsterte ich.
    Und Selim spielte weiter. Es bereitete ihm Spaß, das alte Instrument dieses Zauberers zu benutzen. Er führte uns seine Macht vor, bis er den Schatten befahl, den ersten von uns anzugreifen.
    Das war Max Culver!
    Mich wollte er sich wohl als Nachspeise aufbewahren. Ich hörte Max röcheln und würgen, drehte mich herum und sah, daß er nach hinten gekippt war. Mindestens drei Schatten hielten ihn umklammert, so daß er nicht einmal seine Arme bewegen konnten. - Die Schattenwürger gehorchten dem Spiel der Flöte.
    Und das war in den letzten Sekunden aggressiver geworden. Dies spürte auch Culver. Er ruckte in die Höhe,
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