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0426 - Palast der Schattenwürger

0426 - Palast der Schattenwürger

Titel: 0426 - Palast der Schattenwürger
Autoren: Jason Dark
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Einigen müden Umdrehungen des Propellers konnte er noch zuschauen, dann stand er still.
    Der linke Motor lief noch.
    Aber konnte er mit einem Motor die Strecke schaffen? Im Normalfall ja.
    Die hätte er, wie er immer zu sagen pflegte, mit der linken Arschbacke abgerissen, aber Nick Wire befürchtete, daß dies an diesem Tag nicht klappen würde.
    Wolkenlos spannte sich über ihm der Himmel. Ein Traumwetter zum Fliegen…
    Der linke Motor lief noch immer normal. Keine Anzeichen einer Unregelmäßigkeit waren zu erkennen. Erst jetzt ärgerte er sich darüber, daß immer noch das Mikro vor seinen Augen baumelte. Er wischte es zur Seite.
    Kaum hatte er das Metall berührt, zuckten die Finger zurück. Er hatte sich die Kuppen verbrannt!
    Weshalb war dieses verdammte Ding glühendheiß? Er hatte es zur Seite geschleudert, aber nicht in die Halterung gehängt, und so schwang es wieder zurück.
    Nick ließ es auspendeln. Und dann hörte er, wie aus dem Mikro vor seinen Augen ein Geräusch drang.
    Zuerst ein Zischen, so daß er schon annahm, es würde sich um Gas handeln, aber es waren in einer arabischen Sprache gesprochene Worte, deren Sinn er allerdings nicht verstand.
    Da wollte jemand etwas von ihm.
    Ihn warnen?
    Nick Wire hatte sich zurückgelehnt. Sein sonnenbraunes Gesicht zeigte einen bleichen Schimmer. Der Unterkiefer war vorgeschoben. Die untere Zahnreihe stieß bei leicht geöffnetem Mund gegen die Oberlippe, er fühlte sich verunsichert und verängstigt.
    Das Zischen blieb nur wenige Sekunden.
    Dann kam etwas anderes.
    Das Grauen…
    Es kroch aus dem Mikro hervor, befand sich dicht vor den Augen des Piloten, der kaum glauben wollte, was er da sah.
    Es gab keine Täuschung.
    Das war ein Schatten!
    Und er glitt wie ein streichelnder Würgefinger über Nicks Gesicht…
    ***
    Suko zielte über den Schreibtisch hinweg mit der Zeigefingerspitze auf mich und sagte: »Morgens sitzen und nichts zu tun. Und gehen schon am afternoon.«
    Ich schaute ihn an, schüttelte den Kopf, bewegte meine Hand vor der Stirn hin und her und fragte: »Scheibenwischen auch?«
    »Später.«
    »Falls es nicht zu spät ist.«
    »Wieso? Habe ich nicht recht? Du verschwindest doch gleich.«
    »Richtig, zum Alten.«
    »Und ohne mich.«
    »Auch das ist wahr.«
    »Weshalb?«
    »Weil irgendeine Tüte es so wollte. Ich tippe wieder auf unseren tollen Geheimdienst.«
    »Haben die etwas gegen Chinesen?«
    »Die haben im Prinzip gegen alle etwas, die nicht zu ihrem Verein gehören. Du darfst das nicht persönlich nehmen. Ich habe mich früher auch über die Kerle geärgert, das ist jetzt vorbei.«
    »Okay, ich telefoniere dann mit Nürnberg.«
    »Wo unsere beiden Kranken liegen.«
    »Ja, Bill kann schon wieder erzählen, wie ich hörte. Der bringt die Schwestern auf 180. Und Will wollte auch schon aufstehen. Jetzt bestehen die beiden darauf, in ein Zimmer gelegt zu werden.«
    »Haben die Ärzte das erlaubt?«
    »Wo denkst du hin. Bei dem Ruf, den unsere Freunde haben. Gut, daß wir nicht dort liegen.«
    »Hätte aber leicht sein können.« Ich dachte dabei an unseren letzten Fall, der verdammt haarig gewesen war und bei dem es mich in die Vergangenheit der Stadt Nürnberg verschlagen hatte. [1]
    Inzwischen waren wir wieder einige Tage in London, hatten uns um verschiedene Dinge gekümmert und alte Akten aufgearbeitet.
    Weitere Neuigkeiten über Spuren, die zu den Templern führten, hatte es bisher nicht gegeben. Dabei hätte ich gern mit dem Abbé und seiner Gruppe über die Baphomet-Jünger gesprochen, die mir in letzter Zeit einige Sorge bereitet hatten.
    Ich stand auf. Im Vorzimmer war es ruhig. Glenda hatte es verlassen.
    Mein Blick fiel durch das Fenster.
    Über London lag ein dunstgrauer Märztag. Die kalten Tage waren vorbei.
    Die Temperaturen stiegen über den Gefrierpunkt.
    Allerdings glich die Miene meines Chefs ein wenig diesem Gefrierpunkt, als er mich anblickte und auf einen Stuhl deutete.
    »Sir, was habe ich falsch gemacht?«
    »Es hat sehr lange gedauert, bis Sie kamen«, antwortete Superintendent Sir James Powell.
    »Was soll ich tun? Es ist halt schwer, die Beine von der Schreibtischplatte zu bekommen. Außerdem steht das Frühjahr vor der Tür, und da erfaßt jeden die Müdigkeit.«
    »Sie sehnen sich also nach Wärme?« Sir James nickte. »Ja, die vergangenen Tage waren schon schlimm. Ich habe Leute wie Sie bedauert, die Außendienst machen mußten.«
    Wenn der Alte so anfing, war ich erst einmal mißtrauisch. Ihm schien wohl der
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