Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0426 - Palast der Schattenwürger

0426 - Palast der Schattenwürger

Titel: 0426 - Palast der Schattenwürger
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
uns dabei verdammt hilflos, denn es gab nirgendwo einen Gegenstand, an dem wir uns hätten festhalten können. Die andere Kraft machte mit uns, was sie wollte. Ihr Ziel war das Tor. Es hatte sich geöffnet, dahinter lag der Innenhof, von dem in der Dunkelheit allerdings wenig zu erkennen war. Voll rutschten wir in die Hölle. Da wir uns drehten, fiel es mir schwer, mich auf einen bestimmten Punkt zu konzentrieren. Ich sah auch von den drei Skeletten nicht die Spur, hörte nur das wilde Fluchen meines Begleiters und wurde vor einen Gegenstand geschleudert, der meiner Reise endlich Einhalt gebot. Von einem Augenblick zum anderen ließ der Sturm nach. Die Ruhe war mir fast noch suspekter.
    Ich hörte Culver fragen. »Lebst du noch?«
    »Ja.«
    »Ich auch.«
    »Hast du dir etwas gebrochen oder verstaucht?«
    »Nein, der Boden war wunderbar glatt. Mich würde nur interessieren, welchen Spaß man jetzt mit uns vorhat.«
    »Spaß ist gut.« Ich quälte mich auf die Beine und sah, daß nicht weit von mir entfernt auch mein Begleiter aufstand. Er schüttelte den Kopf, atmete tief durch und hob die rechte Hand. Aus der Faust ragte die lange Mündung hervor.
    »Die habe ich noch.«
    »Steck sie weg. Geister jagt man nicht mit Kanonen.«
    »Mal sehen.«
    Wir schritten aufeinander zu. Allmählich wurde es heller. Das Blau verschwand, die Helligkeit drang vor, so daß wir die ersten Umrisse erkannten. Wir befanden uns im Palast, aber waren nicht von irgendwelchen hohen Wänden oder Decken eingerahmt. Der Vergleich zu einem spanischen Patio fiel mir ein.
    Wir hörten das Plätschern der in der Nähe stehenden Brunnen und Wasserspeier. Ein Blumenbeet entfaltete seine Pracht. Jenseits davon begannen die Wandel- oder Arkadengänge. Der gesamte Palast lag in einem leichten Blau.
    Ein schönes Bild.
    Romantisch, wenn nicht die Schatten gewesen wären. Zuerst glaubte ich an eine Täuschung, doch die Bewegungen in der Bläue blieben. Es waren die Schatten, die unter den Wandelgängen einherhuschten und wahrscheinlich auf uns warteten.
    »Allmählich wird mir die Sache zuwider«, erklärte der Amerikaner. »Der Palast ist nicht leer. Ich will endlich denjenigen sehen, der hier die große Schau abzieht.«
    »Das ist Selim.«
    »Ja, weshalb zeigt er sich nicht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Willst du ihn rufen?«
    Ich lachte. »Wenn das so einfach wäre. Diese Dämonen oder Dschinns zeigen sich nur, wenn sie wollen. Denk daran, daß wir uns auf einem fremden Gebiet befinden. Einige Menschen haben wegen dieser Sache ihr Leben verloren. Wahrscheinlich sind sie bis hierher gekommen, dann tötete man sie…«
    »Ja, dann wurden sie getötet…«
    Das war die Stimme aus dem Unsichtbaren. Selim mußte gesprochen haben.
    Culver blickte mich an, ich ihn.
    Der Agent hob den rechten Arm. Der Waffenlauf wies dabei in die Höhe.
    Dann drehte er sich. Sehr langsam, immer darauf bedacht, im nächsten Moment feuern zu müssen.
    Er sah kein Ziel.
    »Zeig dich doch, du komischer Dschinn!«
    Ich warnte Culver. »Lassen Sie sich nicht provozieren, und provozieren Sie ihn auch nicht. Der Dschinn ist in diesem Palast der Herr. Er kann bestimmen.«
    »Dann soll er sich zeigen.«
    »Das wird er schon, glaub mir.«
    Ich sah mich um so gut wie möglich. Jetzt erst fielen mir die runden, breiten Säulen auf, die verteilt standen und die Decke abstützten.
    Sie zeigten ebenfalls arabeskenhafte Muster. Untereinander waren sie durch Huieisenbögen verbunden. Bei Licht hätten wir sicherlich reizvolle Durchblicke gehabt, doch in diesem Fall war die Dunkelheit einfach zu stark.
    Der Dschinn konnte sich überall verborgen halten, und er machte es spannend.
    Wir hörten ihn lachen.
    Zuerst noch sehr leise, dann immer lauter, schließlich schallend von vier Seiten, bis es auf dem Höhepunkt abbrach.
    Noch hatten wir seine Aussage nicht vergessen. Die Männer, die den Palast der Schattenwürger gesehen hatten, waren getötet worden. Aber wer waren die Schattenwürger?
    Ich rief meine erste Frage in das unheimliche Licht hinein. »Bist du der Marabut, der Heilige Mann?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Ach, er antwortet!« flüsterte Max.
    »Das wollte ich auch hoffen.« Ich erhob meine Stimme. »Wie kann ein Heiliger Mann dem Bösen dienen?« fragte ich. »Sobald er sich dazu bekennt, darf er sich nicht als Heiliger Mann bezeichnen. Ich meine, daß du ein Lügner bist, Selim…«
    Ich hatte ihn bewußt provoziert. Irgendwie mußte ich ihn ja aus der Reserve locken.
    Selbst Max wurde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher