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0424 - Der Drachen-Clan

0424 - Der Drachen-Clan

Titel: 0424 - Der Drachen-Clan
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Chinesen, die den Geländewagen erreicht hatten, stellten fest, daß niemand darin saß. Einer öffnete geräuschlos die Fahrertür, stieg ein und durchsuchte das Handschuhfach. Aus den Unterlagen, die er fand, ging hervor, daß es sich um einen Mietwagen handelte. Der Chinese suchte nach der Sicherungsbox und nahm eine Sicherung nach der anderen heraus. Damit war eine Inbetriebnahme des Wagens unmöglich geworden, zumal er vorsichtshalber auch noch die Stromzuleitung löste. Das ließ sich auf die Schnelle nicht überbrücken; es dauerte Zeit. Der Wagen konnte wieder startklar gemacht werden, aber nicht sofort.
    Der Chinese stieg wieder aus und nickte dem anderen zu. Sie folgten der schmalen Fährte, die am Rand des Geröllfeldes begann und durchs hohe Gras zur Hügelkuppe führte.
    Von den beiden anderen Seiten näherten sich die restlichen Aufpasser ihrem Ziel. Sie pirschten sich lautlos an. Die beiden Menschen im Gras nahmen die Annäherung ihrer Gegner nicht wahr, wie waren zu gebannt von dem, was sich unten bei der Statue abspielte…
    Und dann schlug die Falle zu…
    ***
    »Nein«, stöhnte Lo Yina. »Nein… das ist… unmöglich…«
    Ted befürchtete, daß sie aufschreien würde. Er faßte nach ihrer Hand, drückte ganz fest zu.
    »Eine Täuschung«, flüsterte er. »Das ist eine Täuschung, Yina. Täuschende Ähnlichkeit, mehr nicht…«
    Aber das war es nicht.
    Zwei Chinesen zerrten ein nacktes, sich verzweifelt wehrendes Mädchen heran, und Ted Ewigk hatte noch besser erkannt, als Lo Yina selbst, wer das war: Lo Yina, die hier oben neben ihm im Gras lag.
    Sie war gleichzeitig dort unten. Sie sah sich dort, und Ted sah sie dort. Und er verstand, ohne zu begreifen, wie Luigi Toco seinen eigenen Tod hatte fotografieren können…
    Zeitverschiebung…
    War das das Geheimnis des Allessehenden Drachen? Hieß er Allessehend, weil er in der Lage war, mit dem Ablauf der Zeit zu spielen und so einen Blick in die nächste Zukunft zu tun?
    Im nächsten Moment erst erkannte Ted die volle Konsequenz dessen, was er sah. Wenn dort unten Lo Yina zur Opferung geschleift wurde - mußte hier oben etwas schief gegangen sein! Als er daran dachte, wie sehr sie sich von dem Geschehen um die Statue hatten ablenken lassen und daß sich ein Gegner ohne weiteres lautlos anschleichen konnte, war es bereits zu spät.
    Ein harter Schlag traf Ted Ewigks Nacken und ließ ihn zusammensinken. Der Dhyarra-Kristall entfiel seiner Hand und blieb im Gras liegen.
    Hände packten zu. Lo Yina schrie, aber es gab niemanden mehr, der sich davon beeindrucken ließ und ihr zu Hilfe kommen wollte…
    ***
    Als Ted wieder erwachte, sah er das Geschehen aus der Nähe. Er mußte während seiner Bewußtlosigkeit einiges verpaßt haben. Denn die Männer hatten mit Lo Yina die Statue erreicht. Direkt neben sich konnte er ihre Zeit-Doublette nicht erkennen. Das bedeutete für ihn, daß er so lange bewußtlos gewesen war, bis sie beide nach hier unten geschleppt worden waren und man ihnen die Kleidung vom Leib gefetzt hatte. Ein zitternder junger Mann kauerte neben Ted am Boden, wie der Reporter von starken Fäusten festgehalten und ebenfalls bereits für die Opferung entkleidet.
    In einem Anflug makabren Galgenhumors erkannte Ted die Logik des Vorgehens - der Drache speiste wohl ungern Kleidung mit, wenn er seine Opfer verschlang…
    Der Dhyarra-Kristall war fort, Teds einzige und stärkste Waffe. Er mußte noch dort oben liegen, unbemerkt, vergessen von den Häschern, wie vor Wochen die kleine Rolle mit Tocos belichtetem Film. Aber es gab keine Möglichkeit, an diesen Kristall jetzt wieder heranzukommen.
    Ted murmelte eine Verwünschung. Er dachte an Professor Zamorras Angebot, mit nach Hongkong zu kommen. Ted hatte das Angebot abgelehnt, weil er geglaubt hatte, allein zurechtzukommen. Er hatte ja seinen Super-Kristall! Narr, der er gewesen war. Wie gut hätte er jetzt Zamorras Hilfe brauchen können! Aber der war weit fort, war jetzt wahrscheinlich längst in Baton Rouge, Louisiana, um dort mit Nicole unsichtbaren Spuren nachzugehen…
    Keine Chance…
    Drüben hatten die Chinesen das Mädchen auf den Sockel gelegt und hielten es fest. Vier Mann waren dazu jetzt nötig. Die Bruderschaft schien zahlenmäßig recht gut bestückt zu sein, weil trotz des großen Ritualkreises noch genug andere übrig waren, die Handlangerdienste verrichten konnten.
    Ein Mann, der einen Dolch in der Hand trug, trat zu dem Mädchen und hob die Hand, um die Klinge niedersausen zu
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