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0424 - Der Drachen-Clan

0424 - Der Drachen-Clan

Titel: 0424 - Der Drachen-Clan
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das Maximum erreichte. Der Priester schätzte, daß es vielleicht noch zweier oder dreier Opferungen bedurfte. Das bedeutete: morgen oder übermorgen konnte es soweit sein…
    Fast glaubte er es nicht.
    Zu lange hatten sie daraufhin gearbeitet. Zu lange hatten sie gewartet, und jetzt beschleunigte sich der Vorgang in einem schon fast unglaublichen Maß. Und es war, als sei das Erscheinen dieses Drachenmannes, der auf dem Beifahrersitz neben dem Priester im Wagen kauerte, ein Zeichen für die Letzten Tage geworden.
    Es fiel nach der langen Zeit der langsamen Schritte schwer, sich an dieses Tempo zu gewöhnen und es zu akzeptieren.
    Wie üblich, traf der Priester als erster ein. Er verbarg seinen Wagen im üblichen Versteck. Nach dem Echsenmann stieg er aus. Die Nebelbänke schwebten dicht über dem Boden; die Luft roch feucht wie meistens. Der Priester bedeutete dem Echsenmann, ihm zu folgen.
    Jedesmal war der Ort der Beschwörung an einer anderen Stelle der großen Ebene. Das half dem Gras, sich zu erholen und verhinderte, daß dauerhafte Spuren blieben. Es war alles noch zu früh, als daß es der Öffentlichkeit bekannt werden durfte. Der Allessehende Drache jedoch sorgte dafür, daß niemand unentdeckt blieb, der die allmorgendlichen Rituale zu beobachten versuchte.
    Der Drache sah alles.
    Andere Brüder tauchten auf. Sie verteilten sich. Vier von ihnen begannen die Umgebung abzusuchen. Eine Sicherheitsmaßnahme, die schon in den ersten Tagen eingeführt worden war. Der Priester wollte sich nicht allein auf die Wachsamkeit des Allessehenden Drachen verlassen, sondern setzte auch seine eigenen Leute ein. Denn wenn es Beobachter gab wie jenen Reporter vor etwas mehr als zwei Wochen, mußte irgendwer diesen ja dann auch herbeischaffen.
    Schließlich waren sie alle versammelt, die an der heutigen Beschwörung teilnehmen würden. Der Priester kannte sie alle - die angesehenen Geschäftsleute, die sich vom Drachen eine Vergrößerung ihres Vermögens durch Vergrößerung ihrer Macht erhofften, und die Kriminellen der Triaden. Der Priester gehörte selbst zu ihnen.
    Alles war bereit.
    Auch das Opfer wurde schon bereit gehalten. Die Zeremonie konnte beginnen, sobald die Statue des Tanzenden erschien.
    ***
    Der Boden und das Gras waren unangenehm kühl und feucht. Ein Grund mehr für Ted und Lo Yina, zu hoffen, daß die Sache schnell über die Bühne gehen würde.
    Plötzlich erschienen Menschen, in die dunklen Gewänder mit den Überwurf-Jacken gehüllt. Schwarze Mützen bedeckten die Köpfe der Chinesen, die sich durch die langsam weichenden Nebelschleier bewegten. Nur eine der Gestalten verhüllte den gesamten Kopf mit einer Kapuze.
    »Zum Teufel, sie sind tatsächlich da. Ich hatte fast schon nicht mehr daran geglaubt«, murmelte Ted. In der Tat war die Wahrscheinlichkeit gering, daß ausgerechnet jetzt, an diesem Morgen, eine Zeremonie stattfand -sofern es nicht wirklich eine tägliche Morgenübung war. Immerhin hatte er herkommen müssen - er hätte sich für den Rest seines Lebens Vorwürfe gemacht, einen neuerlichen Ritualmord nicht verhindert zu haben. Oder wenigstens den Versuch gemacht…
    »Soll ich fotografieren?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht«, sagte er leise. »Wir warten noch. Wo zum Teufel ist die Statue? Die muß doch irgendwoher kommen. Die kann doch nicht aus einer Boden-Falltür einfach aus dem Gras erscheinen…«
    »Schau mal, sie begeben sich zu einer anderen Stelle als auf den Fotos.«
    »Auch das weist darauf hin, daß die Statue nicht aus einem Loch im Boden gehoben wird. Himmel, wo verstecken sie das verflixte Ding?«
    Es wurde langsam heller. Aber so sehr Ted sich auch umschaute, er konnte nirgendwo einen Lastwagen sehen, mit dem die Statue hierher gebracht wurde. Allerdings sah er auch keine Fahrräder oder Autos, mit denen die Mitglieder der Bruderschaft angereist sein mochten. Denn daß sie zu Fuß gekommen waren, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, und auch nicht, daß sie alle samt und sonders so nah an diesem Stadtrand wohnten. Sie würden über ganz Hongkong verstreut ihre Wohnungen haben, und das waren dann doch erhebliche Entfernungen. Die Kronkolonie war alles andere als klein; die Distanzen nicht zu unterschätzen.
    Langsam holte er den Beutel mit dem Dhyarra-Kristall aus der Tasche und begann den Sternenstein freizulegen. Vielleicht würde er ihn sehr schnell einsetzen müssen. Er berührte den Sternenstein leicht und aktivierte ihn.
    Die Kraft war
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