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0423 - Eine Braut für zwei Millionen

0423 - Eine Braut für zwei Millionen

Titel: 0423 - Eine Braut für zwei Millionen
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Gesichtes kontrastierte effektvoll mit den bläulich schimmernden Ringen unter ihren Augen. »Wo bin ich?«, fragte sie.
    »Bei Ray Gibbons«, informierte ich sie.
    Sie dachte einen Augenblick nach.
    »Wer ist Ray, äh, wie ist sein Name?«
    »Gibbons«, sagte ich. »Ray Gibbons. Der Mann, mit dem Sie den gestrigen Abend verbrachten.«
    Diesmal gab sie keinen Kommentar. Es wunderte sie offenbar nicht einmal, dass ich über sie und Gibbons Bescheid wusste - mehr als sie wahrscheinlich. Sie massierte sich effektvoll die langen feingliedrigen Finger. Dann fragte sie: »Wer sind Sie?«
    »Jerry Cotton vom FBI«, stellte ich mich vor.
    Ich ließ das Mädchen keine Sekunde aus den Augen. Erstens war sie hübsch genug, und zweitens hatte ich ein sehr natürliches Interesse an ihren Reaktionen auf meine Fragen.
    »FBI?«, echote sie verwundert. »Was tun Sie hier?«
    »Das ist die Frage, die ich gerade an Sie richten wollte«, sagte ich.
    Das Mädchen legte die Stirn in Falten. Es war zu spüren, wie angestrengt sie nachdachte. »Komisch, ich habe keine Erinnerung mehr! Ich weiß bloß, dass ich gegen acht Uhr von zu Hause weggefahren bin.«
    »Aber Ihren Namen werden Sie doch nicht vergessen haben«, unterbrach ich das Mädchen. »Wer sind Sie?«
    »Eileen Horton«, sagte sie.
    »Wo wohnen Sie?«
    »Am Riverside Drive. Warum?«
    »Die Presse wird sich dafür interessieren«, sagte ich. »Und natürlich die Mordkommission.«
    Eileen riss die Augen auf. Das Grün ihrer Augen war klarer geworden. Das Ganze tendierte jetzt zur Kühle eines synthetischen Steines. »Die Mordkommission? Was soll das heißen?«
    »Regen Sie sich nicht auf. Vielleicht klärt sich alles in harmloser Weise, aber natürlich muss man sich fragen, was den guten Ray veranlasst haben mag, einen Lampenhaken in der Decke seines Wohnzimmers auf höchst ungewöhnliche Weise seinem Zweck zu entfremden.«
    »Ich verstehe kein Wort!«, stammelte das Mädchen.
    Ich begriff, dass es keinen Sinn hatte, sie mit langatmigen Formulierungen zu verwirren und sagte knapp: »Er hat sich erhängt. Oder er ist erhängt worden. Sie werden wohl oder übel an der Klärung dieser Fragen mitarbeiten müssen.«
    »Wieso ausgerechnet ich?«.
    »Es hat den Anschein, als hätten Sie die letzten Stunden mit ihm verbracht.«
    »Das ist doch Unsinn!«
    »Vielleicht«, räumte ich ein. »Gerade das müssen wir feststellen. Bitte stehen Sie jetzt auf.«
    Das Mädchen gehorchte. Aber sie hatte sich überschätzt. Um ein Haar wäre sie gefallen. Ich fing sie auf und spürte den scharfen Alkoholatem des Mädchens.
    »Gehen Sie ins Bad«, riet ich ihr. »Machen Sie sich ein wenig frisch. Halten Sie den Kopf unter kaltes Wasser. Vielleicht fühlen Sie sich danach besser.«
    Sie tat, was ich ihr sagte. Ein paar Minuten verstrichen, ehe sie zurückkam. Als sie wieder aufkreuzte, hatte sie frisches Lippenrot aufgelegt. Die kalkige Blässe war verschwunden, nur die bläulichen Augenschatten waren geblieben.
    »Ich muss was trinken«, meinte sie und verließ das Schlafzimmer. Ich folgte ihr in die Diele. Mitten in der Diele blieb sie stehen. »Wo ist das Wohnzimmer?«, erkundigte sie sich.
    »Na, hören Sie mal - können Sie sich nicht daran erinnern?«
    Das Mädchen setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. Sie öffnete die Tür. Auf der Schwelle blieb sie stehen. Ich trat dicht hinter sie. Ich rechnete damit, dass sie umfallen oder einen Schrei ausstoßen würde, aber nichts dergleichen geschah.
    Sie starrte nur den Toten an.
    Drei, vier, fünf Sekunden lang, dann machte sie auf den Absätzen kehrt und stürmte ins Bad. Dann rauschte die Wasserspülung. Eine Minute später kam das Mädchen zurück. Sie machte einen blassen, aber gefassten Eindruck. »Ich schwöre Ihnen, dass ich den Mann nicht kenne«, sagte sie. »Ich habe ihn nie gesehen.«
    Sie vermied es, den Toten anzublicken.
    In diesem Moment klingelte es. Ich blickte auf die Uhr.
    Nein, Humber und seine Leute konnten das noch nicht sein.
    »Entschuldigen Sie mich, bitte«, sagte ich und ging zur Tür. Ich öffnete sie.
    Draußen stand ein etwa dreißigjähriger Mann.
    Er trug Bluejeans und eine schwarze Lederjacke. Unter der Jacke leuchtete das aggressive Rot eines am Hals offen stehenden Sporthemdes.
    Der Mann hielt eine Pistole in der rechten Hand.
    Die Mündung der Waffe pendelte sich rasch ein und wies auf mein Herz.
    »Hände hoch«, forderte er mich auf und schielte gleichzeitig über meine Schulter ins Wohnungsinnere.
    Der Bursche
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