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0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

Titel: 0422 - Der Kopfjäger von Manhattan
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hätte ich womöglich Scherereien mit den Beamten gehabt, die vergeblich gewartet hätten. Außerdem aber — na, Lieutenant, ich will ehrlich sein: Ich kann ein bißchen Reklame gebrauchen. Ich habe mich erst vor einem halben Jahr als Privatdetektiv selbständig gemacht, und das Geschäft geht nicht übermäßig gut. Wenn mein Name mal in die Zeitungen käme, könnte mir das viel helfen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Haie unbewegten Gesichts. »Sie wollten Miller festnehmen, um dadurch ein bißchen Publicity für sich selbst zu gewinnen?«
    »So kann man es sagen, ja. Das ist doch kein Verbrechen?«
    »Sie hätten sich an die Polizei wenden sollen. Aber lassen wir das vorläufig. Also, Sie standen hinter der Karre und warteten auf Johnny Miller. Was geschah nun?«
    »Ich sah ihn kommen. Durch Zufall ging er ganz dicht an der Karre vorbei. Ich rief ihn an.«
    »Hatten Sie Ihre Schußwaffe schon in der Hand, als Sie ihn anriefen?«
    »Ja. Vorsichtshalber. Trotzdem passierte es dann. Miller blieb stehen, als wäre er nicht ganz sicher, ob jemand seinen Namen gerufen hätte. Ich rief ihn deshalb noch einmal. Da wirbelte er auf dem Absatz herum. Ich sah im letzten Augenblick den Revolver, den er in der Hand hielt. Er riß die Waffe hoch und ich meine. Es war eine Frage der Schnelligkeit. Er oder ich — darauf lief es hinaus.«
    Lieutenant Haie nickte.
    »Sie hatten also einen kleinen Vorteil«, murmelte er.
    »Wieso?« fragte Danny verständnislos.
    »Na, Sie brauchten sich Ihr Ziel nicht erst zu suchen. Sie sahen Miller ja, während er sich im Umdrehen erst noch sein Ziel suchen mußte. Das dürfte Ihnen das Leben gerettet haben, Blancher.«
    Danny nickte zerstreut.
    »Möglich, ja«, gab er zu. »Also ich schoß, und er kippte auch gleich um. Ich lief sofort zu ihm.«
    »Warum haben Sie nicht erst ein paar Sekunden 'gewartet?«
    Danny zuckte die Achseln.
    »Das weiß ich selber nicht. Es ging ja alles so schnell, daß man gar nicht zum Nachdenken kam. Er fiel, und ich lief hin. Ich wollte ihm die Waffe wegnehmen und sehen, wie schwer er verletzt sei. Aber er war tot. Sofort tot. Da habe ich es nicht gewagt, ihn anzurühren. Ich habe die Waffe in seiner Hand gelassen.«
    Haie nickte wieder.
    »Sie müssen uns für ein paar Tage Ihre Waffe aushändigen«, sagte er. »Das ist eine Formsache. Wenn es um Menschenleben geht, dürfen wir uns nicht bloß auf eine Aussage verlassen. Ich muß prüfen, ob das tödliche Geschoß auch wirklich aus Ihrer Waffe kam.«
    »Selbstverständlich, Sir«, sagte Danny Blancher und holte die 38er von dem uniformierten Sergeanten zurück, der sie ihm abgenommen hatte. Lieutenant Haie übergab die Waffe einem Mitarbeiter und sagte:
    »Rufen Sie das FBI an. Ich möchte, daß die G-men sich das hier selber ansehen.«
    ***
    Gangster haben keinen Respekt vor dem Kalender. Man kann sich nicht darauf verlassen, daß sie wenigstens am Sonntag friedlich bleiben. Weil das so ist, muß jede Polizei auf der Welt übers Wochenende Bereitschaftsdienste einrichten. Mein Freund Phil Decker und ich gehörten diesmal dazu. Wir hockten am Sonntagabend im Office und spielten Schach.
    Es muß gegen zehn Uhr abends gewessen sein, als das Telefon anschlug. Ich nahm den Hörer und sagte meinen Namen.
    »Da ist ein dringender Anruf von der Mordabteilung West, übernehmen Sie, bitte«, sagte eine Telefonistin aus unserer Zentrale.
    Phil beschrieb mit dem Zeigefinger rätselhafte Linien über dem Schachbrett. Er dachte über seine nächsten Züge nach. Der Anruf schien ihn nicht zu interessieren. Ich wartete, bis eine Männerstimme sich als Sergeant Bruce gemeldet hatte.
    »Jerry Cotton. Was kann ich für Sie tun, Sergeant?«
    »Ich rufe im Aufträge von Detektivleutnant Haie an«, berichtete der Sergeant. »Wir sind mit der Zweiten Mord-.kommision in der Pennsylvania Station. Bahnsteig 38, Sir. Der Lieutenant läßt Sie bitten, sofort herzukommen.«
    »Aber gern, Sergeant«, erwiderte ich. »Ich gehe gern in einen großen Bahnhof. Sollen wir verreisen?«
    »Das wohl nicht, Sir. Ich glaube, der Lieutenant möchte nur, daß Sie sich eine Leiche ansehen.«
    »Eine Leiche? Am Sonntagabend? Auf einem Bahnhof? Ihr werdet immer origineller. Macht es Ihnen was aus, Sergeant, mir zu verraten, was das FBI mit dieser Leiche zu tun hat? Ihr wollt euch doch nicht vor eurer Arbeit drücken?«
    Der Sergeant war ein Gemütsmensch. Ich mußte ihm jede Information bruchstückweise herauslocken. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich
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