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0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

Titel: 0422 - Der Kopfjäger von Manhattan
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Harry Miller genannt hätte. Aber vielleicht —«
    Die energische Stimme fiel mir ins Wort: »Okay. Dann melde ich mich später wieder.«
    Bevor ich dazu kam, eine Frage zu stellen, war die Leitung tot. Ich ließ langsam den Hörer sinken und muß dabei ein nicht gerade geistreiches Gesicht gemacht habet}, denn mein Freund Phil fragte von der Tür her:
    »Haben sie dich zum ersten Mondflug eingeladen, oder warum blinzelst du so ungläubig in die Gegend?«
    »Kannst du dich erinnern, was wir auf der Penna-Station sollen?«
    »Na, du hast mir erzählt, dort läge die Leiche von einem gewissen Johnny Miller, den das FBI sucht.«
    »Richtig. Und eben war ein Mann an der Strippe, der sich Johnny Miller nannte. Er fragte, ob sein Bruder hier gewesen wäre. Und als ich ihm sagte, daß kein Harry hier gewesen sei, erwiderte er, daß er sich dann später noch einmal melden würde. Natürlich wollte ich ihn fragen, ob er etwas mit dem gesuchten Johnny Miller zu tun hätte, aber er ließ mich nicht dazu kommen.«
    Phil zuckte mit den Achseln.
    »Wer weiß, was für ein Verrückter das wieder war. Du weißt, daß in der vorigen Woche viermal eine alte Frau angerufen hat, die uns weismachen wollte, daß sie Al Capone wäre. Komm jetzt endlich.«
    In Gedanken versunken, stülpte ich mir den Hut auf den Kopf und trottete hinter Phil her. Im Hof stand mein Jaguar, und wir setzten uns hinein, ohne das Rotlicht oder die Sirene einzuschalten. Es bestand kein Grund für höchste Eile, und wir wollten den sowieso schon lärmgeplagten Zeitgenossen in Manhattan nicht die erste Nachtruhe rauben.
    Als wir an der Pennsylvania Station eintrafen, kann es nicht viel später als halb elf gewesen sein.
    Lieutenant Haie stellte sich vor, nachdem wir unsere Namen genannt hatten. Wir schüttelten ihm die Hand. Er ging ein paar Schritte mit uns auf den Bahnsteig hinaus und erläuterte uns in wenigen Worten die Situation: »Der junge Bursche dort in dem blauen Trenchcoat ist ein Privatdetektiv. Er heißt Danny Blancher. Aus irgendeiner Quelle, die er nicht preisgeben will, hörte er, daß der vom FBI gesuchte Johnny Miller heute abend hier auf dem Bahnsteig ankommen würde. Er steckte sich eine 38er ein und wollte Miller hier schnappen. Der aber zog ebenfalls ein Schießeisen. Danny Blancher schoß schnell genug und traf Miller tödlich. Ich habe keine Ursache, an dieser Version zu zweifeln.«
    »Sehen wir uns einmal die Leiche an«, schlug ich vor.
    Wir gingen zurück zu den Männern der Mordkommission und den uniformierten Polizisten, die die Absperrung besorgten. Inzwischen war auch schon ein Transportfahrzeug vom Leichenschauhaus angekommen. Die beiden Träger standen rauchend neben einer großen Orientierungstafel, die für Ortsfremde die wichtigsten New Yorker Straßenzüge übersichtlich darstellte. Der Leichnam war mit einem schweren fahlroten Gummilaken zugedeckt.
    Phil holte das Hochglanzfoto aus dem Aktendeckel, den wir von Bill Norman erhalten hatten. Wie knieten nieder und betrachteten das jung wirkende Gesicht. Schon nach wenigen Augenblicken runzelte Phil die Stirn. Ich beugte mich noch mehr vor und verglich die Form der Ohrläppchen auf dem Bilde mit denen des Toten. Ein Gesichtsausdruck kann sich so verändern wie ein ganzes Gericht, aber es bleiben immer Details, die sich niemals ändern, und dazu gehören unter anderen eben die Ohrläppchen.
    »Lieutenant«, sagte ich und richtete mich auf, »haben Sie dem Toten die Fingerabdrücke abnehmen lassen?«
    »Nein, noch nicht. Warum?«
    »Sie haben doch sicher einen Mann vom Erkennungsdienst da? Könnten Sie das jetzt gleich nachholen lassen?«
    »Wenn Sie es haben wollen. Jackson, nehmen Sie dem Toten die Fingerabdrücke ab!«
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Auch Phil hatte sich wieder aufgerichtet und trat zu uns.
    »Wo ist die Waffe, mit der dieser Mann erschossen wurde?« fragte er.
    »Die haben wir sichergestellt«, antwortete Lieutenant Haie. Er betrachtete uns aus stark zusammengekniffenen Augen. »Was soll das Ganze? Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Das kann ich noch nicht sagen«, erwiderte Phil. »Wir wollen nur ganz sichergehen. Wir werden das Geschoß aus der Brust des Toten extrahieren und mit anderen Geschossen vergleichen lassen, die in unserer ballistischen Abteilung aus der fraglichen Waffe abgefeuert werden.«
    Haie nickte beruhigt.
    Ich hatte Danny Blancher inzwischen unauffällig gemustert. Er stand nur ein paar Yard von uns entfernt und wurde von einem
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