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0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

Titel: 0422 - Der Kopfjäger von Manhattan
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uniformierten Sergeanten bewacht. Blanchers Alter mußte bei dreißig liegen. Er war blaß, nervös und unruhig. Da er vor kurzer Zeit erst einen Mann erschossen hatte, war das nicht verwunderlich. Ob der Mann nun ein steckbrieflich gesuchter Mörder war oder nicht.
    Eine Weile unterhielten sich Haie, Phil und ich über .verschiedene Aspekte dieses Falles. Während wir noch mitten in unserer leisen Diskussion waren, trat ein kleiner, drahtiger Mann in den Vierzigern zu uns und zeigte uns schweigend die Spurenkaite, auf der sich jetzt deutlich die Fingerabdrücke des Leichnams abzeichneten.
    »Augenblick«, murmelte Phil und klappte die Akte auf, die wir mitgebracht hatten.
    Die Beleuchtung auf dem Bahnsteig war zwar keineswegs trübe, aber zu einem Vergleich von Fingerabdrücken war sie doch ein wenig schwach. Phil ging deshalb mit seiner Akte bis zu der großen Orientierungstafel, über der eine lange Neonröhre blauweißes Licht ausstrahlte.
    »Ich muß schon sagen«, brummte Lieutenant Haie, »ihr macht euren Kram wirklich gründlich!«
    Ich sagte nichts. Ich rauchte schweigend und wartete gespannt auf Phils Ergebnis. Nach allem, was wir bisher von dem Leichnam gesehen hatten, konnte es eigentlich nur auf einen ganz bestimmten Befund hinauslaufen.
    Phil nahm sich ungewöhnlich lange Zeit. Als er dann die Akte zuklappte und zu uns zurückkehrte, war sein Gesicht sehr ernst.
    »Ausgeschlossen«, sagte er. »Das ist nicht die Leiche von Johnny Miller.«
    ***
    Als es klopfte, legte Sandra Mitchell erstaunt den Morgenrock beiseite, mit dem sie gerade im Badezimmer verschwinden wollte. Sie knöpfte die halb geöffnete Bluse wieder zu und ging zur Tür. Es war bereits nach elf, und um diese Zeit hatte sie noch nie Besuch erhalten. Aber vielleicht, überlegte sie, ist es Danny, der sich für seinen rauhen Ton auf dem Bahnhof entschuldigen will.
    Sie zog die Tür auf.
    »Hallo, Sandra«, sagte Sniff Gayton und schob sich den grauen Hut ins Genick. »Ich kam gerade vorbei, sah Licht brennen und dächte, daß Danny vielleicht bei dir ist.«
    »Nein, Danny ist nicht da«, erwiderte Sandra und machte eine einladende Händbewegung. »Aber wenn du schon da bist, kannst du für ein paar Minuten hereinkommen und einen Schluck Kaffee mit mir trinken.«
    »Nett von dir«, meinte Sniff Gayton und drückte die Tür leise hinter sich ins Schloß. »Hast du Danny heute eigentlich schon gesehen?«
    Sandra Mitchell klapperte in der Kochnische ihres kleinen, aber recht komfortablen Apartments mit Geschirr.
    »Ja«, rief sie über die Schulter zurück. »Ich sah Danny vorhin, als ich mit dem Zug in der Penna Station ankam. Ich war übers Wochenende bei meinen Eltern am Michigansee. Als der Zug auf dem Bahnsteig einlief, sah ich Danny mit einer Pistole in der Hand! Ich wußte wirklich nicht, ob ich den Kopf schütteln oder ihn ganz einfach auslachen sollte. Daß er unbedingt ein Privatdetektiv sein will, na schön, Männer haben manchmal die verrücktesten Neigungen, aber auf einem so belebten Bahnhof mit einer Pistole in der Hand herumzuschleichen — also, ich finde, das geht langsam zu weit. Eines Tages wird ihn die Polizei noch einsperren.«
    »Mit einer ' Pistole?« wiederholte Sniff Gayton. »Was will er denn auf dem Bahnhof mit einer Pistole?«
    Sandra Mitchell zuckte die Achseln, während sie kochendes Wasser in eine kleine Kanne laufen ließ.
    »Ich habe keine Ahnung. Natürlich wollte ich ihn fragen, aber er fauchte mich an, daß mir die Lust verging, auch nur ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln. Er hat sich entsetzlich auf gespielt! Das reinste Kino! Er wäre im Dienst, es könnte heiß hergehen — lauter großspurige Sätze, die er aus wer weiß welchem Cowboyfilm hat.«
    Sniff Gayton hatte sich in einen Sessel gesetzt und den Hut abgenommen. Er betrachtete Sandra Mitchell noch immer mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck.
    »Ich weiß nicht, Sandra«, murmelte er, »bist du nun wirklich so naiv oder tust du nur so?«
    Das Mädchen stellte Tassen auf den Tisch.
    »Was heißt das?« fragte Sandra ein wenig ärgerlich. »Fängst du jetzt auch an? Findest du es vielleicht normal, daß er mit einer Pistole auf einem belebten Bahnsteig herumschleicht und großspurige Phrasen von sich gibt?« Gayton nickte ein paarmal stumm. Dann zuckte er die Achseln, als wollte er es aufgeben, über etwas zu sprechen, das man anderen Leuten eben doch nicht begreiflich machen konnte.
    »Sicher«, brummte er. »Sicher hast du recht. — Ich
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