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0421 - Willkommen im Fegefeuer

0421 - Willkommen im Fegefeuer

Titel: 0421 - Willkommen im Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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Wahrscheinlich hatte ich auch schon zuviel Zeit verloren, so daß es mir nicht mehr gelingen würde, zusammen mit Carol den Rücksprung zu schaffen.
    Jedenfalls landete ich auf der Plattform.
    Ich stieß gegen sie, riß sie hoch, drehte mich mit ihr um und sah ein, daß es bereits zu spät war.
    Der Schacht hatte uns schon geschluckt und damit auch das unheimliche Fegefeuer…
    ***
    Um an Angstgefühle zu denken, blieb mir nicht die Zeit. Ich hob nur den Kopf und sah den Rand des Schachts immer weiter verschwinden. Da hätte ich schon springen müssen, aber mit dem Mädchen zusammen war es so gut wie unmöglich.
    Carol Maynard weinte und klammerte sich an mir fest. Sie hatte ihre Arme fest um meinen Hals geschlungen, preßte ihre Wange gegen die meine. Ich spürte die feuchte Spur der Tränen und merkte auch ihr Zittern.
    »Die Hölle!« hörte ich ihre erstickt klingende Stimme. »Die Hölle wird uns verschlucken. Wir kommen nicht mehr raus! Wir… wir sind gefangen …«
    Ich gab keine Antwort. Dafür blickte ich in die Höhe. Die Öffnung des Schachts wurde kleiner. Zudem hatte sich zwischen uns und sie ein Vorhang aus zuckenden Flammenarmen gelegt, so daß ich alles nur noch verschwommen sah.
    Wie standen unsere Chancen?
    Bescheiden. Die Mechanik des Teufels hatte uns erwischt, ohne daß wir dagegen etwas unternehmen konnten.
    Auch blieben die Hände.
    Helle und schwarze Klauen. Messerspitze Finger, die sich bewegten und ebenso wie die Plattform in die Tiefe glitten. Sie waren begleitende Wächter und würden, wenn wir das Ziel erreichten, jeden Befehl ihres Herrn ausführen.
    Aber wo lag das Ziel?
    Darüber sann ich nach, gelangte zu keinem Ergebnis und wußte auch nicht, wer am Ende der Reise auf uns wartete.
    Ich rechnete natürlich mit einer Überraschung, der ich auch einen Namen gegeben hatte.
    Baphomet, alias Vincent van Akkeren!
    Die Flammen waren nicht heiß. Sie verbrannten unsere Körper nicht. Auch entrissen sie der Luft keinen Sauerstoff, so daß wir beide normal atmen konnten.
    Noch immer hielt mich das Mädchen fest. Ich hob meine Arme und löste den Griff von meinem Hals. So konnten wir uns beide bewegen, was sehr wichtig war.
    Noch ging die Reise abwärts. Zudem griff die andere Seite nicht ein, so daß uns Zeit blieb, miteinander zu reden. Ich mußte sie einige Male ansprechen, bevor sie in der Lage war, sich zu artikulieren. Ich sagte ihr meinen Namen, und sie nickte.
    »Sie haben meinen Vater getroffen, nicht?«
    »Ja.«
    »Lebt er?«
    Als ich keine Antwort gab, umkrallte sie mit ihren Fingern meine Oberarme. »Sagen Sie mir die Wahrheit.« Ihr Blick war fordernd und starr. »Er ist tot, nicht?«
    Ich nickte.
    Das Mädchen ließ mich los. Schlapp sanken die Arme nach unten und blieben auf den Oberschenkeln liegen. Dabei nickte sie. »Ich… ich habe es gewußt«, flüsterte sie. »Ja, ich habe es gewußt. Als Tochter fühlt man das. Ich bin deshalb in Ihr Büro gekommen, aber …«
    Sie hob die Schultern und verstummte.
    »Wissen Sie mehr?« fragte ich.
    »Kaum. Es… es war der Film, den wir erleben.«
    »Wie?«
    »Was wir hier durchmachen, habe ich schon im Film gesehen.«
    Das haute mich fast um. »Und wie geht es weiter?« wollte ich wissen.
    »Soll ich Ihnen das sagen?«
    »Natürlich.«
    »Aber es ist schlimm.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Sagen Sie es trotzdem, wir haben noch etwas Zeit.«
    Das Mädchen legte ihren Kopf zur Seite. Carol hatte einen geschwungenen Mund mit vollen Lippen. Sie begannen zu zucken, als sie sich erinnerte und stockend berichtete.
    »Wir landen in der Vorhölle, und dort wartet er auf uns. Er ist furchtbar.«
    »Wer?«
    »Baphomet!« schrie sie.
    »Sie haben ihn also gesehen?«
    »Ja.« Das Mädchen hustete. »Im Film sah ich ihn und seine finsteren Helfer. Mein Vater hat den Film besessen. Er stand ja auf seiner Seite und hatte ihn unterstützt. Er war Schriftsteller, wollte immer hinter die Dinge blicken. Er hat es auch geschafft, doch um welchen Preis, Sinclair? Er vergaß dabei seine Menschlichkeit und die Moral. Verstehen Sie, er war kein Mensch mehr, nur noch eine Marionette Baphomets. Diese Figur war der Götze, er gab ihm die Kraft, mein Vater betete ihn an, er… er …«
    Die Stimme des Mädchens versagte. Carol schloß die Augen, ich ließ sie noch in Ruhe und beobachtete statt dessen die Umgebung.
    Die Plattform senkte sich nach wie vor der Tiefe und ihrem Ziel entgegen.
    Begleitet wurden wir von den zuckenden, tanzenden Flammen, die um die
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