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0421 - Willkommen im Fegefeuer

0421 - Willkommen im Fegefeuer

Titel: 0421 - Willkommen im Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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etwas. Bitte, weshalb willst du schießen? Das ist doch grausam. Er hat dir nichts getan. Ich habe dir nichts getan…«
    Der Killer schob den Revolver vor. Der Lauf näherte sich dem Gesicht des Mädchens, das plötzlich versteifte, als es die Mündung an seiner linken Wange spürte. Durch den leichten Druck drehte sie ihren Kopf zur anderen Seite, und der Killer aus dem Fegefeuer bewegte die Mündung kreisförmig auf ihrer Haut.
    Carol stand Ängste durch. Ihr Leben hing an einem winzigen Druck des Zeigefingers. Wenn sich der Killer vertat, sich etwas zu hastig bewegte, war es aus.
    Sie hörte sich selbst sprechen, verstand ihre eigenen Worte nicht.
    Nach einer Ewigkeit ließ der Druck nach.
    Carol war in Schweiß gebadet. Ihr Atem glich dem Hecheln eines Hundes. Hatte es sich der Killer überlegt? War es ihrgelungen, ihn zu überzeugen? Sie hörte sein Lachen. Es klang wie das Grummeln eines fernen Donners.
    Ein böses, wissendes Lachen, das wußte auch Carol. Wenn er jetzt nicht schoß, dann tat er es freiwillig und nicht, weil sie ihn vielleicht dazu überredet hatte.
    Er ging wieder zurück. Nur einen halben Schritt, dann senkte er den rechten Arm mit der Waffe und schaute Carol an.
    Der Killer brauchte nichts zu sagen, sein Blick sagte mehr als tausend Worte. Es war eine stumme Sprache, ein Taxieren, ein Abschätzen und ein Pläneschmieden.
    Obwohl Carol in seinen Augen einen anderen Ausdruck als den der gnadenlosen Kälte entdeckt hatte, glaubte sie nicht daran, einen Verbündeten gewonnen zu haben.
    Wer das Töten auf seine Fahne geschrieben hatte, ließ davon nie ab.
    Dieser Killer hatte seinen Plan gefaßt. Diesmal hob er den anderen Arm. Wieder näherte sich seine schwarze, lange Klaue dem Gesicht des Mädchens. Die spitzen Finger kamen ihr vor wie krumme Nadeln.
    Auf ihrer linken Schulter ruhte sich die Hand aus.
    Wieder stöhnte Carol.
    Sie stand völlig steif auf dem Fleck, konzentrierte sich auf die kalte Furcht und spürte, wie die Hand langsam in Richtung ihres Halses wanderte und dort blitzschnell zufaßte.
    Erwürgen! Er will mich erwürgen! Es schoß ihr durch den Kopf.
    Die Panik wurde zu einer Flamme, die hochloderte, aber der Druck war nicht so stark, als daß der Killer ihr hätte die Luft abwürgen können.
    Er stand da und nickte.
    Ja, er nickte.
    Carol sah es und wußte nicht, was sie davon halten sollte. Bis er sie zu sich heranzog.
    Das Mädchen unternahm nicht den Versuch, sich gegen den Griff zu stemmen. Es hatte keinen Sinn, wenn sie das tat. So konnte sie wenigstens noch atmen und erstickte nicht.
    Dicht zog er sie zu sich heran. Sie starrte direkt in sein Gesicht und sah wieder das Funkeln seiner Augen. Dann bewegte sich der Mund. Erste Worte drangen aus ihm hervor.
    »Wie recht du hast. Wie recht du hast. Ich werde ihn noch nicht töten. Du hast mich auf eine Idee gebracht…«
    Sein folgendes Grinsen war teuflisch und wissend zugleich. Es steigerte die Angst des Mädchens noch weiter. Carol konnte nichts machen. Sie wartete darauf, daß der andere die Initiative ergriff, sie herumdrehte und plötzlich hochhob wie eine Puppe. Schmerzhaft spürte sie den Griff der Klauen im Fleisch ihrer Schulter. Sie öffnete den Mund, weil sie schreien wollte, doch der Blick in die Augen des Killers erstickte den Schrei im Hals.
    Er riß sie herum.
    Und plötzlich zitterte sie. Carol schwebte über den Flammen, die zwischen Plattform und Schachtrand aufloderten. Einige Spitzen kitzelten unter den Sohlen ihrer Füße, aber sie spürte es nicht, wurde zur Seite gedrückt und auf die Plattform gelegt.
    »Das Fegefeuer!« flüsterte er und ließ ihre Schulter los. »Das Fegefeuer wird dich stählen. Du bist ein Opfer…« Er lachte rauh, senkte den Kopf und sah zu, wie Carol auf der Plattform zusammensank.
    Das Mädchen spürte keine Hitze. Das Eisen unter ihr war sogar etwas kühl, aber der Schlund zeigte sich gefüllt mit einem gierigen Feuer, das ihre Seele haben wollte.
    Bisher hatte sie sich noch immer gegen das Schicksal aufbäumen können. Nun merkte sie, daß der Widerstand allmählich erlahmte.
    Sie fühlte sich so leer und ausgebrannt, die Angst war ebenfalls verschwunden, und sie stützte sich mit der gespreizten Hand auf den Stahl der runden Plattform ab.
    »Da bleibst du sitzen«, sagte der Killer. Für ihn war es klar, daß sie gehorchen würde, deshalb machte es ihm auch nichts aus, sich zu drehen und dem Mädchen den Rücken zuzuwenden.
    Er hatte eine Aufgabe zu erledigen, denn diesen
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