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042 - In den Klauen der Knochenmänner

042 - In den Klauen der Knochenmänner

Titel: 042 - In den Klauen der Knochenmänner
Autoren: A.F.Morland
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ein, es war ein Fehler, zu dir zu kommen. Vielleicht machst du dich über mich lustig. Vielleicht bist du auch nur verrückt. Ich habe jetzt nicht die nervliche Kraft, darüber nachzudenken…«
    »Du bist als Mensch gekommen, Susannah, als Shlaak wirst du gehen!«
    Da war etwas in seiner Stimme, das ihr Todesangst einjagte.
    »Sieh mich an!« verlangte er noch einmal. »Schau mich an, damit du siehst, was ein Shlaak ist. Wir sind Seelenräuber, Energiefresser – und du wirst bald zu uns gehören!«
    Er sagte kein weiteres Wort mehr. Es war auch nicht nötig. Was Susannah Bonner zu sehen bekam, war so grauenvoll, daß es keines weiteren Wortes bedurfte.
    Clint Harrisons Haut wurde grau und brüchig, sprang auseinander und löste sich auf. Im Nu war kein Fleisch mehr auf dem Schädelknochen. Susannah hatte eine bleiche Totenfratze vor sich.
    ***
    Arrac Merris stand in der Wohnwagentür und blickte nach draußen.
    Die Zirkusvorstellung war zu Ende. Das Programm war wie immer gut beim Publikum angekommen.
    Die Leute würden ihren Freunden und Bekannten davon erzählen, und so würden die Vorstellungen morgen und übermorgen wieder hervorragend besucht sein. Mundpropaganda war die beste Reklame.
    Die Künstler und Artisten hatten sich in ihre Wohnwagen zurückgezogen oder fanden sich irgendwo zu einem kleinen Schwätzchen ein.
    Durch die Dunkelheit vibrierte das Gebrüll eines Löwen, ein Elefant trompetete, als wollte er den Löwen zurechtweisen… Es war die typische Zirkusatmosphäre, wie Arrac sie seit Jahren kannte.
    Er und seine Brüder hatten sich diesem fahrenden Volk angeschlossen, um etwas Nützliches zu tun, unauffällig die Welt bereisen zu können, viele Länder kennenzulernen.
    Sie, die Neutral-Dämonen, sanken auf einen menschlichen Status herab und genossen dieses wenig aufregende und für sie ungefährliche Leben. Sie brauchten kein Netz, wenn sie hoch oben unter der Zirkuskuppel arbeiteten. Sie vollbrachten die waghalsigsten Leistungen in schwindelnder Höhe, ohne jemals einen Fehler zu machen, denn in der Luft waren die drei Tornados zu Hause, das war ihr Lebensbereich, in dem sie sich wie niemand sonst zurechtfanden.
    Ihre Darbietungen wurden überall mit großer Begeisterung aufgenommen, sie ernteten in allen Städten und Ländern frenetischen Applaus, und Arrac hatte eigentlich gedacht, dieses Leben mit seinen Brüdern noch sehr lange fortzusetzen.
    Als Teil des Zirkus. Abseits vom höllischen Treiben, mit dem sie nichts zu tun haben wollten. Wenn sie Glück hatten, würde Asmodis ihre Neutralität niemals aufheben. Vielleicht übersah er sie. Vielleicht erschienen sie ihm auch nicht nützlich genug für die schwarze Streitmacht. Vielleicht standen ihm auch genug andere, stärkere Dämonen zur Verfügung, die ihn darauf verzichten ließen, auf die Neutral-Dämonen – die eiserne Reserve der Hölle – zurückzugreifen.
    Arrac Merris war im Grunde genommen mit dem Leben, das er hier führte, zufrieden. Er hatte nie den Wunsch verspürt, sich in den Verband der Finsternis wieder einzugliedem, und seinen Brüdern erging es genauso.
    Sie liebten den Kampf nicht, zogen den Frieden vor.
    Bisher war Arrac davon überzeugt gewesen, daß er mit seinen Brüdern die richtige Entscheidung getroffen hatte – eine halbe Abkehr vom Bösen…
    Doch nun war Tony Ballard mit seinem Freund, dem Ex-Dämon Mr. Silver, hier gewesen und hatte ihnen, ohne daß sie es merkten, einen Floh ins Ohr gesetzt. Sie hatten immer gedacht, Dämonen, die sich auf die Seite des Guten schlugen, hätten keine Überlebenschance.
    Doch Mr. Silver war ein lebendes Beispiel dafür, daß man als abtrünniger Dämon sehr wohl eine Chance hatte. Noch nie hatte Arrac so viel über dieses Problem nachgedacht wie in dieser Nacht.
    Genau genommen gehörten er und seine Brüder nirgendwo hin.
    Sie hatten sich zwar für diese Lebensform entschieden, aber muß nicht jedes Lebewesen irgendwo seine Wurzeln haben?
    Im Niemandsland, zwischen den Fronten von Gut und Böse, konnte man keine Wurzeln schlagen. Dieser Boden war tot, unfruchtbar. Hier konnte nichts keimen, nichts wachsen.
    Irgendwann würden sich die drei Tornados wahrscheinlich entscheiden müssen, wo sie ihr Leben fortsetzen wollten. Auf totem Boden würden sie vermutlich nicht ewig existieren können.
    Arrac seufzte. Zurück wollte er nicht. Vorwärts zu gehen erschien ihm – trotz Mr. Silvers Beispiel – riskant. Er wandte sich langsam um. Seine Brüder saßen stumm da. Boscos
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