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0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hörig…?
    Sie erreichten die breite Straße, die die Holzfällertruppe erst vor einem Vierteljahr gebaut hatten. Sie war gut zwanzig Meter breit, hier konnten sich die schwersten Maschinen begegnen, ohne daß es zu Schwierigkeiten kam. Die Rodungskommandos hatten die besten Hölzer aus dem Wald geschlagen und abtransportiert. Tonnenweise. Und es ging immer weiter und weiter. Nur Bäume, die nicht so schön, wenig gefragt oder schwieriger zu verarbeiten waren, blieben stehen — bis die Siedler auf den Spuren der Rodungskommandos vorrückten.
    So wie jetzt auch.
    Und Zoro verdiente an ihnen…
    Und Zoro alterte in erschreckendem Maße…
    Er raste weiter über die Straße, der Siedlung entgegen. Blockhütten tauchten auf, kleine Farmen, dicht an dicht, winzige Einkaufsläden, eine Bodega. Davor stoppte Zoro den Jeep.
    Halb- und ganz nackte Kinder spielten zwischen den Hütten und auf der Straße. Frauen arbeiteten in den Gärten oder standen vor den Häusern, um sich zu unterhalten. Zwei Männer traten aus einem der Geschäfte.
    Einer zeigte auf den Jeep.
    Über dem Lenkrad war Hernando Zoro im gleichen Moment zusammengebrochen, als der Jeep stoppte. Erschrocken schaltete Vasco Valdez den Motor aus, faßte nach Zoros Schultern und drückte den Oberkörper gegen die Sitzlehne zurück.
    Zoros Kopf pendelte haltlos zur Seite.
    Vasco schrie unterdrückt auf, als Hernando Zoro, sein verehrter Freund und Obergauner, unter seinen Händen zu Staub zerfiel…
    ***
    Professor Zamorra vermißte Nicole Duval.
    Auf sein Klopfen an ihrer Zimmertür im ›Excelsior‹ in Neapel gab es keine Antwort. Dabei erlaubte Zamorra sich mittlerweile ein recht lautstarkes Klopfen, das Tote aus dem Schlaf hätte reißen können.
    Im ›Excelsior‹ gab es keine Toten, aber auch keine anderen Schläfer, die er mit seinem Lärm hätte aufwecken können. Um elf Uhr vormittags konnte er sich nur den Unwillen des Personals zuziehen.
    Gleich zu viert tauchten sie auf; drei Zimmermädchen, die mit Aufräumen und Bettenmachen beschäftigt waren, und ein Bediensteter, der werweißwoher gekommen war. Alle vier äußerten ihre Verwunderung über Zamorras Aktion, kleideten aber ihre Verwunderung und ihren Unmut über den Lärm nur in höfliche Fragen.
    Bei den Preisen, die das ›Excelsior‹ für eine Übernachtung verlangte und von denen Zamorra annahm, daß sicher die Hälfte als Schutzgebühr an die Mafia abgeführt wurde, und bei den Trinkgeldern, die er verteilte, wäre auch die mildeste Form versteckter Kritik nicht statthaft gewesen.
    Er erklärte die Situation. Er war mit Nicole Duval am vergangenen Tag hier eingezogen, um etwas Ruhe zu bekommen und am heutigen Nachmittag nach Lyon in Frankreich zu fliegen. Sie hatten verabredet, sich um zehn Uhr zum Frühstück zu treffen, und jetzt war es elf, aber Nicole war noch nicht aufgekreuzt.
    »Frauen, Signor Zamorra, lassen Männer oftmals warten«, glaubte der Mann in der Hotelùniform bemerken zu müssen. »Vor allem, wenn es sich um sehr schöne Frauen handelt…«
    Zamorra winkte ab. »Können Sie die Zimmertür für mich öffnen? Vielleicht ist ihr etwas zugestoßen.«
    In seinem Winken flatterte ein Geldschein mit. Das wirkte auch im ›Excelsior‹. Die drei Zimmermädchen waren plötzlich nicht mehr zu sehen, aber der Livrierte zückte einen Generalschlüssel und sperrte Nicoles Zimmer auf.
    Daß die Bewohnerin aus tiefstem Schlaf aufschreckte oder gerade hüllenlos durchs Zimmer spazierte, war kaum anzunehmen, weil Zamorra schon seit einiger Zeit gelärmt hatte.
    So erübrigte sich sogar ein dezentes Hüsteln.
    Trotzdem schob Zamorra den Livrierten erst einmal nach getaner Arbeit beiseite und drängte sich vor.
    Und dann fand er das Zimmer leer vor.
    Das Bett war benutzt worden, aber Nicole mußte das Zimmer schon in aller Frühe geräumt haben, noch ehe Zamorra aus dem Schlaf der Gerechten erwachte.
    »Oh«, säuselte der Meister der passiven Bestechung. »Ihre schöne Freundin scheint abgereist zu sein, Signore… alles Gepäck ist fort.«
    Das stimmte nicht. Gepäck konnte nicht fort sein, weil gar keins dagewesen war. Immerhin waren sie aus einer anderen Welt gekommen und in Buccino gestrandet, einem kleinen Dorf, rund hundert Kilometer von Neapel entfernt. Dort hatten sie einen Vampir unschädlich gemacht und waren dann nach Neapel gekommen, um Zwischenstation auf dem Heimweg zu machen. Gepäck hatten sie bei ihrem Abenteuer natürlich nicht mitgeführt. Zamorra hatte es gestern gerade
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