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0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Flughafen nachfragen…?
    »Wann haben Sie die Signorina gefahren?«
    Der Fahrer sah auf die Uhr.
    »Vor eineinhalb. Stunden, glaube ich. Ja, ich bin sicher.«
    »Dann fahren Sie mich jetzt auch. Den Weg kennen Sie doch!«
    Die Kollegen waren sauer, weil eigentlich dem vordersten in der Reihe die nächste Fahrt zustand. Aber das interessierte weder Zamorra, noch Ettore, den Fahrer. Mit seinen Kollegen würde er sich schon einig werden. Er konnte ja auf die nächste Fahrt zugunsten eines anderen verzichten.
    Er jagte durch Neapels Stadtverkehr, der auch am frühen Mittag vor dem andauernden Zusammenbruch stand. Zamorra war überzeugt, daß es irgendwo in Italiens Städten auch Taxifahrer gab, die langsam und vernünftig fuhren. Aber von der Sorte hatte er noch nie einen kennengelernt. Ettore umging Stauungen, indem er durch Hauseinfahrten abkürzte, sich über Gehsteige zwischen Hauswand und Mülleimer durchlavierte und unter fortwährendem Einsatz von Hupe und Gaspedal jeden Millimeter Platz ausnutzte. Mindestens ein Dutzendmal war Zamorra der festen Überzeugung, daß es im nächsten Moment einen Unfall geben müsse. Aber Ettore mußte einen geduldigen Schutzengel besitzen, denn er kam überall durch.
    »Warten Sie auf mich. Vielleicht brauche ich Sie noch für die Rückfahrt«, sagte Zamorra.
    Er fragte sich an den Flughafenschaltern durch. Auskünfte über die Fluggäste der verschiedenen Gesellschaften durfte man ihm verständlicherweise nicht geben, auch nicht auf exakte Beschreibung Nicoles hin, aber nachdem er sie nirgendwo fand, mußte sie innerhalb einer bestimmten Zeitspanne geflogen sein. Zamorra fragte sich die Reihe der inzwischen erfolgten Starts zusammen.
    Es waren nur dreiundzwanzig!
    Er ließ sich die Zielflughäfen sagen und mögliche Anschlußflüge, und er schrieb fließig mit, weil selbst ein Gedächtniskünstler wie er das niemals alles im Kopf behalten konnte.
    Er bedauerte, daß er nicht mit dem Amulett eine Zeit-Schau betreiben konnte, um Nicoles eigentlich noch frischer Spur in der Vergangenheit zu folgen und damit das Flugzeug zu finden, in das sie gestiegen war. Aber ein Mann, der wie ein Schlafwandler herumtaumelte und dabei, in Trance andere Menschen anrempelnd, konzentriert auf eine handtellergroße Silberscheibe starrte, würde in dem hier herrschenden Trubel schnell auffallen und von der Flughafensicherung als Spinner aus dem Verkehr gezogen werden.
    Er mußte es in aller Ruhe anders ausprobieren. Noch einmal vertraute er sich dem verhinderten Rallye-Fahrer an und kehrte ins ›Excelsior‹ zurück.
    Nach einem gepflegten Mittagessen, währenddessen er sich sein Vorgehen zurechtlegte, fühlte er sich gestärkt genug, ans Werk zu schreiten.
    Er wollte nichts unversucht lassen, Nicole wieder aufzuspüren, und er hoffte, daß er es aus eigener Kraft schaffte. Ansonsten blieb ihm nur noch, Sid Amos um Hilfe zu bitten. Wenn der Caermardhins Magie einsetzte, würde er Nicole auf jeden Fall finden. Aber Zamorra mochte sich Amos nur ungern durch diesen Hilfsdienst verpflichten…
    Vielleicht ging es ja auch so.
    ***
    Sie scharten sich um den Jeep.
    Alle, die den Schrei gehört hatten, strömten herbei; Männer, Frauen und Kinder. Die Kinder wurden wieder weggeschickt, meuternd zwar, aber der elterlichen Autorität gehorchend und sich immer wieder neugierig umdrehend. Sehen konnten sie nichts mehr. Die Neugierigen, die den Jeep umringten, nahmen jede Sichtmöglichkeit.
    Vasco Valdez war fassungslos.
    Unter seinen Händen war Hernando Zoro einfach zu Staub zerfallen! Nur seine Kleidung lag noch zusammengerutscht da, und ehe Zoro zu Staub wurde, hatte Valdez noch gesehen, wie er skelettierte, wie zuerst sein Fleisch zerfiel und dann das Knochengerüst.
    Und die Überreste stanken!
    Brechreizerregender Verwesungsgestank ging von dem Staub und den Kleidern aus. Valdez würgte und verließ den Jeep, als der Wind den Gestank direkt auf ihn zu trieb. Neugierige machten ihm Platz. Er taumelte, vom Grauen gezeichnet.
    Niemand stellte eine Frage.
    Alle waren fassungslos. Es gab Zeugen, die gesehen hatten, daß Valdez nicht gefahren sein konnte. Also mußte dieser Staubhaufen, der ekelerregend stank, den Jeep gelenkt haben! Aber wie konnte ein Mensch innerhalb weniger Minuten oder gar Sekunden zu Staub zerfallen, als läge er bereits seit tausend Jahren in seinem Grab?
    Und dazu dieser fürchterliche Gestank, der immer stärker wurde und weitere Menschen zurücktrieb, weil der Wind ständig drehte und
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