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0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Feuer fliehen konnte. Nach der Brandrodung des Geländes war mit Sicherheit kein Tier mehr hierher gekommen, erst recht kein großer Hund.
    Aber es gab diese Fährte, die in die warme Asche getreten worden war.
    Etwas, das doch völlig unmöglich sein mußte…
    Langsam erhob sich Valdez wieder. Er sah in die Runde. Plötzlich glaubte er, für den Bruchteil einer Sekunde einen Mann mit blondem Har gesehen zu haben, der vielleicht eine halbe Meile entfernt an einem verkohlten Baumstumpf lehnte. Aber als er wieder hinsah, war dieser Mann verschwunden.
    Hinter dem Stamm in Deckung gegangen konnte er nicht sein, weil der zu schmal war. Auf dem Boden lag er auch nicht. Das Gelände stieg hier so an, daß Valdez ihn trotzdem hätte sehen müssen.
    Ihm wurde es umheimlich. Litt er an Halluzinationen?
    »Was ist los?« rief Zoro vom Jeep her. »Willst du Wurzeln schlagen, oder wartest du auf das Erscheinen von Baumgeistern?«
    »So ähnlich«, murmelte Vasco Valdez. Er wußte, daß er Zoro nicht mit derlei Ungereimtheiten kommen durfte. Aber die Tier-Fährte konnte er ihm trotzdem zeigen. »Hernando, schau dir das an und sag mir, was du davon hältst. Hier muß ein großer Köter herumgestreunt sein…«
    »Schwachsinn«, fauchte Zoro. »Steig ein und fahr los. Dieser Qualm beißt mir in die Augen. Verschwinden wir hier!«
    Vasco zuckte mit den Schultern. So, wie es aussah, hatte es keinen Sinn, Zoro für diese Sache zu interessieren. Er wollte nicht, da war nichts zu machen. Und deshalb hatte auch Valdez nichts mehr dagegen, von hier zu verschwinden. Noch einmal sah er sich um, konnte aber auch jetzt nichts von dem blonden Mann sehen.
    »Du tust, als sei der Geist deiner Großmutter hinter dir her«, knurrte Zoro. »Komm schon, oder ich fahre selbst und lasse dich hier stehen!«
    Vasco stieg ein und startete den Jeep. Er wendete über den holperigen Boden und fuhr durch die Asche zurück, die sich allmählich nach dem Aufwirbeln wieder niedergeschlagen hatte. Er sah in den Rückspiegel, konnte aber auch jetzt nichts Ungewöhnliches mehr sehen.
    »Verfolgungswahn?« knurrte Zoro verdrossen.
    Vasco Valdez sah ihn an. Er erschrak.
    Hatte Zoro sich nicht verändert?
    War seine Haut nicht faltiger geworden und sein Haar, das unter der Hutkrempe bis zu den Schultern fiel, grau? Aber das mußte die Asche sein, fand Vasco. Schweißspuren im Gesicht, Asche, das zeichnete Falten. Aber seltsam war, daß auf Zoros Kleidung und dem Hut von dieser Asche nichts zu sehen war.
    »Was starrst du mich so an? Schau auf den Weg!« herrschte Zoro ihn an.
    Ein Schlag ging durch den Jeep, als er über einen querliegenden Stamm rollte, den Vasco bei einiger Aufmerksamkeit hätte umfahren können. Vasco Valdez trat auf die Bremse und hielt an.
    »Hernando… mit dir stimmt etwas nicht!« behauptete er.
    »Und was, bitte, könnte das sein?« knurrte Zoro mißmutig.
    »Du alterst! Schau dich im Spiegel an!«
    »Spinn hier nicht rum und fahr endlich weiter!« brüllte Zoro ihn an. »So dämlich wie heute hast du dich noch nie angestellt! Ich will aus diesem Aschefeld heraus! Los, gib mir das Lenkrad. Mach Platz da!«
    Sie wechselten die Plätze. Zoro fuhr jetzt selbst, und er fuhr wie der Teufel über Stock und Stein. Vasco hatte Zeit, ihn zu beobachten. Er stellte eine schleichende Veränderung an dem Spekulanten fest. Die Lippen wurden schmaler, die Hautfarbe ungesunder, immer mehr kleine Falten entstanden.
    Das Haar war jetzt grauweiß und schien auch dünner geworden zu sein. Die Augen traten in den sich vertiefenden Höhlen zurück, die Haut spannte über den Wangenknochen. Auch die Hände Zoros sahen jetzt aus wie die eines alten Mannes.
    Dabei war er gerade mal vierzig, aber Vasco, der mit Zoro zusammen die Schule besucht hatte, glaubte neben einem Siebzigjährigen zu sitzen.
    Seit damals kannten sie sich. Aber Hernando Zoro war immer die Nummer eins gewesen, und Vasco war in seinem Schatten mit groß geworden. Er war Zoros Handlanger gewesen, sein Helfer und Mitstreiter, der für ihn durchs Feuer ging, und er hatte von Zoros Erfolgen profitiert. Aber Zoro sah ihn immer nur als vertrauenswürdigen Befehlsempfänger an, verstärkt durch sein cholerisches Temperament.
    Oft hatte sich Vasco Valdez ernsthaft gefragt, weshalb er immer noch zu Zoro hielt. Mit Zoros Beziehungen hätte er sich selbständig machen und Zoro vom Platz fegen können, um an seiner Stelle das große Geschäft zu machen. Aber das tat er nicht. Vielleicht war er Hernando Zoro
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