Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Innentasche seiner Jeans-Jacke einen schmalen, grauen Umschlag und reichte ihn Valdez.
    Vasco Valdez hatte nie von jemandem gehört, der Silvana hieß. Er wollte den Umschlag aus grauem Recycling-Papier nicht in die Hand nehmen.
    »Wer ist Silvana? Ich kenne keinen, der so heißt. Und wer sind Sie?«
    Der Blonde lächelte freundlich.
    »Nennen Sie mich Garifo, wenn es Ihnen gefällt, Senhor«, sagte er. »Und obwohl ich nicht glaube, daß Sie mir ein Bier ausgeben wollen, dürfen Sie es trotzdem tun.«
    »Wie käme ich dazu?« stöhnte der verwirrte Valdez auf.
    Garifo lächelte immer noch, als er sich dem Wirt zuwandte.
    »Dann bezahle ich den nächsten Napoléon für Senhor Valdez, Bastiano«, sagte er, warf einen Geldschein auf die Theke und wandte sich ab. Er ging zu seinem Platz zurück.
    »Ich zahle selbst«, knurrte Valdez, der bisher immer auf Kredit getrunken hatte, und warf einen noch größeren Schein darüber. Er schluckte den nächsten Cognac, aber Wirkung zeigte er noch nicht. So schnell machte sich der Alkohol in seinem Kreislauf noch nicht breit.
    Aber den Umschlag öffnete er. Darin war ein Briefbogen, per Hand beschrieben und ohne Kopfzeile.
    In Zoros Fährte liegt Zoros Schicksal. Wer Zoros Spur folgen will, muß auch Zoros Kreuz auf sich nehmen. Das gilt für Sie und für jeden, Valdez. Silvana.
    Mit einer Verwünschung knüllte Valdez das Recycling-Papier zusammen. Er fuhr herum und starrte dorthin, wo Garifo sich wieder niedergelassen hatte.
    Aber der Tisch war leer.
    Und niemand hatte die Tür benutzt.
    ***
    Professor Zamorra setzte Merlins Stern ein.
    Er hatte die handtellergroße Silberscheibe von der Halskette gelöst und aktiviert. Vor fast tausend Jahren hatte der Zauberer Merlin dieses Amulett aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen, nachdem er jenen Stern vom Himmel geholt hatte.
    Äußerlich sah das Amulett aus wie ein kostbares, seltenes Schmuckstück. Im Zentrum ein stilisierter Drudenfuß, umgeben von den zwölf Tierkreiszeichen und schließlich am Außenrand ein umlaufendes Band mit eigenartigen Hieroglyphen, die bislang jedem Übersetzungsversuch getrotzt hatten. Aber diese Hieroglyphen, leicht erhaben gearbeitet, ließen sich vom Wissenden auf leichten Fingerdruck verschieben und lösten damit magische Funktionen aus, um sofort wieder auf ihre ursprüngliche Position zurückzukehren.
    Allerdings ließen sich diese Funktionen bei einiger gedanklicher Konzentration auch telepathisch auslösen.
    Zamorra lud Kreide auf.
    Simple Schulkreide, die er sich hatte bringen lassen, weil er auf seinen ›Einsatzkoffer‹ mit allerlei magischen Hilfsmitteln verzichten mußte. Das Köfferchen befand sich im Château Montagne. Zamorra führte nur das Amulett und einen Dhyarra-Kristall 3. Ordnung bei sich, den er von dem Omikron-Ewigen Yared Salem erhalten hatte.
    Mit dem Amulett veränderte er die Kreide und lud sie weißmagisch auf.
    Dann zeichnete er Symbole auf die Tischplatte. Schutz- und Beschwörungszeichen sowie Kreidekreise, die feindlich gesonnene Kräfte fernhalten sollten.
    Er legte die Flugpläne in die Kreise.
    Dann pendelte er sie mit dem Amulett aus. Seine Lippen formulierten Beschwörungsformeln. Zamorra wandte alle weißmagischen Tricks an, die in dieser Lage ratsam erschienen und die er irgendwann einmal erlernt hatte. Zuvor hatte er zwar schon grob vorgesorgt, weil er Nicole sehr gut kannte und sich in ihre Art der Flucht hineinversetzen konnte. Aber er wollte Gewißheit haben.
    Das Amulett-Pendel sortierte tatsächlich die Flugverbindungen aus, die er auch aufgrund seiner Menschenkenntnis zur Seite geschoben hatte.
    Er spürte nicht, daß ihm der Schweiß auf die Stirn trat.
    Er vertiefte sich immer weiter in den magischen Vorgang. Und mehr und mehr kristallisierte sich aus allen Möglichkeiten im Lauf der Zeit eine heraus, die die wahrscheinlichste war.
    Zamorra hatte den Vorteil, daß es zwischen Nicole und dem Amulett eine fast ebenso enge Verbindung gab wie zwischen Nicole und Zamorra und Zamorra und Amulett. Vielleicht deshalb sprach Merlins Stern relativ einfach auf dieses Experiment an.
    Plötzlich wußte er, wohin Nicole geflogen war. Der Weg wurde vom Amulett eindeutig nachgezeichnet. Von Neapel nach Madrid, von Madrid nach Rio de Janeiro, vor dort nach Manâos.
    Die letzte Verbindung hatte nicht auf den Spickzettel gestanden, die Zamorra sich gemacht hatte. Aber das Wissen explodierte plötzlich in ihm: von Rio de Janeiro aus mußte Nicole Duval ein Flugzeug
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher