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0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Luft-Eilfracht nach Manâos. Das ist in Brasilien…«
    »Ich weiß, Monsieur«, versicherte Raffael. »Ich werde es unverzüglich in die Wege leiten.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Jetzt saß Zamorra im Flugzeug und wußte, daß sein Koffer garantiert ebenfalls schon in der Luft war. Es würde vielleicht zwei, drei Stunden Verzögerung geben, mehr aber sicher nicht. Raffael war ein Mann, auf den man sich hundertprozentig verlassen konnte.
    Zamorra schloß die Augen und versuchte noch ein wenig auf Vorrat zu schlafen. Er würde Kraft brauchen, wenn er in Manâos eintraf. Denn dann ging die Suche nach Nicole erst los.
    Immerhin hatte sie ein paar Stunden Vorsprung, und die konnten reichen, sie fast spurlos untertauchen zu lassen…
    ***
    Vasco Valdez packte das Grauen.
    Bastiano, der Wirt, zerfiel zu Staub!
    Bei ihm war das Sterben anders als bei Zoro, schneller und unter Umgehung des Alterungsprozesses. Aber der Endeffekt war derselbe. Und auch hier stieg der Verwesüngsgestank auf und trieb Valdez zurück aus dem Nebenzimmer, wieder in die Schänke.
    Zoro tot! Bastiano tot! Und beide Male war ein blonder Mann in der Nähe gewesen, der dann spurlos verschwand! Das brannte sich in Valdez’ Bewußtsein fest. Zwischen den beiden Todesfällen und dem Blonden, Garifo, mußte ein Zusammenhang bestehen. Aber welche Rolle spielte die Hexe Silvana, die Briefe schrieb und diese von Garifo überbringen ließ?
    Diese Hexe schien nicht zu wollen, daß man über sie sprach. Hatte sie deshalb mit ihrem bösen Zauber Bastiano aus der Ferne getötet? Oder hielt sie sich sogar in der Nähe auf und hatte alles beobachtet?
    Valdez stand vor einem Rätsel. Aber ihm war auch klar, daß er dieses Rätsel jetzt nicht lösen konnte. Er hatte zu viel Alkohol getrunken, und er legte weiter nach. Der Alkohol ließ ihn die Geschehnisse leichter ertragen, hüllte sie in Watte ein und rückte sie von ihm fort - für eine Weile. Bis die Wirkung wieder verflog und die Probleme stärker als zuvor zurückkehren würden. Aber das war ihm jetzt gleichgültig.
    Draußen gab es mittlerweile keinen Gesprächsstoff mehr, und Menschen drängten herein. Sie vermißten den Wirt. Einer der Hereindrängenden war Lopez, der Dorfpolizist. Er steuerte direkt auf Vasco zu. »Senhor Valdez?«
    »Bevor Sie mich etwas fragen - der Wirt ist tot«, murmelte Valdez. »Er liegt nebenan. Staub.«
    »Sie sind verrückt«, entfuhr es Lopez.
    Später wußte Valdez nicht mehr zu sagen, wie er die nächsten Stunden hinter sich gebracht hatte. Er erinnerte sich an aufgeregtes Stimmengewirr und hektisch hin und her rasende Leute, er erinnerte sich an Fragen, die sich pausenlos wiederholten, und er konnte doch kaum etwas anderes sagen, als daß zweimal vor seinen Augen ein Mann zu Staub zerfallen war, nachdem kurz vorher ein blonder Fremder in der Nähe gewesen war.
    Als er den Brief der Hexe Silvana erwähnte, glaubte Lopez ihm kein Wort. »Zeigen Sie mir diesen ominösen Brief doch, Senhor Valdez!«
    Der konnte es nicht. Der Brief war verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben!
    »Ich glaube Ihnen auch nicht, daß es diesen blonden Fremden gibt. Damit versuchen Sie doch nur von etwas anderem abzulenken. Vielleicht sind Sie selbst die Ursache für dieses zweifache, sehr eigenartige Sterben?«
    Valdez brauste auf. »Sie vergessen wohl, wen Sie vor sich haben?«
    »Einen Mann, der immer eng mit Hernando Zoro zusammenarbeitete. Na und? Ich bin verpflichtet zu ermitteln, woran diese beiden Männer gestorben sind, und ich sage Ihnen ganz klar, daß ich Sie im Verdacht habe, nicht ganz unbeteiligt zu Sein oder etwas zu wissen, das Sie unbedingt verschweigen wollen. Sie sind jetzt betrunken. Schlafen Sie Ihren Rausch aus, Senhor, und melden Sie sich morgen in meinem Büro. Dann rollen wir Ihre Aussagen noch einmal in aller Ruhe und Nüchternheit auf!«
    Valdez starrte dem Dorfpolizisten nach. Er ballte die Fäuste. Die leere Cognacflasche flog, von der Faust vom Tisch gefegt, durch die Luft und polterte auf den Holzboden.
    »Das vergesse ich dir nicht«, zischte Valdez. »Das nicht, du Hund! So geht keiner ungestraft mit mir um! Mich zu verdächtigen…«
    Er erhob sich, fischte aus dem Regal hinter der Theke eine weitere Cognacflasche und verließ die Bodega. Niemand hielt ihn auf. Die Anwesenden waren ohnehin zu aufgeregt, um mitzubekommen, was am Rande geschah.
    Valdez trat ins Freie. Es war Abend geworden. Die Dämmerung hatte eingesetzt, und der rauchgeschwängerte Himmel
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