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0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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magische Kreise auf die Karte, stellte sich auf Nicole ein und versetzte sich in seinem Denken zu ihr.
    Sie war nicht mehr in Manâos. Die Entfernung war groß, und sie wurde ständig größer. Aber Zamorra konnte die Richtung nicht feststellen.
    Er versuchte gedanklichen Kontakt aufzunehmen. All seine innere Kraft legte er in diesen Versuch, in den er eine schwache, begründete Hoffnung setzen konnte - seit sie Vampirin war, entwickelte sie telepathische Fähigkeiten! Vielleicht konnte sie seine suchenden Gedanken auffangen, und vielleicht konnte er dadurch eine Brücke zu ihr schlagen. Aber für eine reine telepathische Verbindung reichten seine sehr schwachen Para-Fähigkeiten nicht aus.
    Druide müßte man sein, dachte er. Oder er müßte den Wolf Fenrir oder die telepathischen Zwillinge Monica und Uschi Peters hier haben. Aber das waren unerfüllbare Wunschträume. Zunächst war er auf sich allein gestellt.
    Er konnte Nicole nicht finden.
    Er erhielt nur einen Eindruck von der Entfernung, in der sie sich befand - sie schien ihren Vorsprung gut genutzt zu haben, und die Verspätung von Zamorras Flugzeug kam ihr weiterhin zugute. Und er konnte ihre Geschwindigkeit abschätzen, mit der sie sich weiter fortbewegte. Das war auch schon alles.
    Was weiter war, konnte er nur schätzen oder kombinieren. Er löste sich aus seiner Trance und betrachtete die Landkarte. Es gab nur wenige Möglichkeiten, Manâos zu verlassen. Die beste war ein Jet oder ein Hubschrauber. Die zweitbeste bestand in der Transamazonica, jener Piste, die vor über einem Vierteljahrhundert durch die Grüne Hölle geschlagen worden war und die einzig vernünftige Überland-Verbindung zwischen den großen Städten Brasiliens darstellte. Ansonsten gab es schmale, ständig zuwuchernde Pfade und Wege.
    Dort konnte Nicole natürlich prachtvoll versumpfen.
    Aber die Geschwindigkeit sprach dagegen. Auf diesen schmalen Dschungelstraßen kam man weit weniger schnell voran, als sie sich bewegte. Zamorra kannte diese Wege und wußte, wie schwierig sie zu befahren oder zu begehen waren.
    Für ein Luftfahrzeug hingegen war Nicole zu langsam.
    Also war anzunehmen, daß sie sich mit einem Auto auf der Transamazonica bewegte.
    Unwillkürlich lächelte Zamorra. Ich kriege dich, meine süße Nici, dachte er zufrieden.
    Jetzt mußte er nur noch herausfinden, in welche der beiden Richtungen sie sich bewegte, dann war er ihr schon fast zum Greifen nahe…
    ***
    Nicole fuhr Stunde um Stunde.
    Einmal hatte sie inzwischen nachgetankt. Wie viele Kilometer sie bereits hinter sich gebracht hatte, wußte sie nicht; die Anzeige im Tachometer war defekt. Die Scheinwerfer leuchteten die rötliche Lehmpiste aus, die jetzt knochenhart war, aber in der Regenzeit zu einer Schlammbahn werden konnte, die praktisch unbenutzbar war. Rechts und links wucherte der Dschungel, die stickige Grüne Hölle mit ihrer nicht ungefährlichen Tierwelt. Jetzt bei Nacht, war dort fast alles ruhig. Nur das Dröhnen des Motors war zu hören. Hier und da standen Baufahrzeuge. Die Arbeiten an der großen Fernstraße fanden niemals ein Ende. Der Regenwald wucherte und versuchte immer wieder, die Straße zurückzuerobern. Immer wieder mußten Bäume gestutzt werden, Unterholz weggeschlagen und wucherndes Unkraut vernichtet werden, das sich selbst in den feinsten Ritzen auf der harten Lehmpiste festsetzte und innerhalb weniger Tage Inseln schuf, die manchmal meterweit in die Straße hineinragten. Man konnte förmlich zusehen, wie der vitale Dschungel wuchs.
    Und doch war er nicht vital genug, um die Wunden auszugleichen, die ihm von Menschenhand geschlagen wurden, um edle Tropenhölzer für teures Geld in andere Länder zu verkaufen - oder um Siedlungsraum zu schaffen, der schon nach wenigen Jahren unbrauchbar geworden war…
    Plötzlich sah Nicole Zamorra vor sich.
    Wie eine geisterhafte Halluzination schien er vor ihr auf der Straße zu stehen, ihr zuzuwinken und sie zum Anhalten aufzufordern. Warte auf mich! Komm zurück! Nur ich kann dir helfen, denn ich liebe dich, Nicole! Flucht ist kein Ausweg… gib mir ein Zeichen, daß ich dich finden kann!
    Waren das seine Gedanken, die nach ihr riefen?
    Sie kämpfte blitzschnell den Impuls nieder, telepathisch nach ihm zu tasten und eine Verbindung einzurichten. Alles in ihr brannte zwar danach, wieder in Zamorras Nähe zu sein, seine Stimme zu hören, seinen Duft wahrzunehmen, seine lachenden Augen zu sehen und von ihm geküßt und geliebt zu werden. Sie brauchte
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