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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
Autoren: Sonia Marmen
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1
Ein neuer Aufbruch
    Christina Gordon zündete eine Kerze an und stellte sie mitten auf den Tisch. Sie lächelte ihrem Mann Finlay zu, der aus dem Fässchen, das auf einem Holzbock stand, Bier in einen Krug zapfte. Der Regen hatte aufgehört, aber der Himmel war immer noch so grau, dass das Zimmer, in dem die ganze Familie lebte, im Halbdunkel lag. Mary, die älteste ihrer Töchter, begann zu schreien. Sie stand auf und stolperte über ihre Schwester Jane, die zu heulen begann. Ihre Mutter hatte sich soeben hingesetzt, um den großen Haufen Flickwäsche anzugehen, der auf sie wartete. Die junge Frau seufzte, schloss die Augen und rieb sich den kugelrunden Bauch.
    »Lass nur, Christina«, meinte Finlay zärtlich und stellte den Krug vor seine Freunde, die um den Tisch saßen. »Für heute hast du genug getan. Ich kümmere mich darum.«
    Der Anblick dieses Familienidylls versetzte Alexander einen Stich ins Herz, denn so etwas würde er nie erleben. Finlay und Christina waren glücklich miteinander. Arm, aber glücklich. Was konnten sie mehr vom Leben verlangen als diese beiden wunderbaren Töchter, das dritte Kind, das bald zur Welt kommen würde, und die Liebe, die sie vereinte? Er wandte sich ab und sah aus dem Fenster, das auf eine hölzerne Palisade hinausging. Im Raum wurde es wieder still. Finlay hatte den Streit zwischen den Schwestern beigelegt und setzte sich wieder. Er schnalzte mit der Zunge und klatschte in die Hände.
    »So!«, verkündete er und schenkte allen Bier ein. »Worauf trinken wir dieses Mal?«
    »Auf die Freiheit!«, schrie Munro und hob sein Glas.
    »Slàinte! «, riefen alle.
    Sie stießen an, und ein paar Spritzer Bier landeten auf dem Tisch. Finlay wischte sie mit dem Ärmel auf und füllte die schon wieder leeren Gläser ein weiteres Mal.
    »Auf die Zukunft und das Glück, das dem Mutigen lächelt!«
    »Auf das Glück!«, wiederholten alle im Chor.
    »Und auf die Freundschaft«, ließ sich Munro erneut vernehmen.
    »Auf die Freundschaft!«
    »Möge sie lange währen, auch wenn …«
    Finlay konnte nicht weitersprechen. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und er hüstelte.
    »Ja …«, sagte Alexander und klopfte ihm auf die Schultern. »Obwohl wir auseinandergehen.«
    Ein langes Schweigen folgte. Man hörte nur von hinten das Geplapper der kleinen Mädchen. Christina wischte sich mit ihrem Umschlagtuch eine Träne ab, schniefte und stach erneut mit der Nadel in den Strumpf.
    »Das Land ist riesig. Möge jeder sich sein neues Leben aufbauen!« , fuhr Alexander fort und versuchte, seine Stimme fest klingen zu lassen.
    »Und auf Coll, der sich verdrückt«, bemerkte Munro ein wenig verdrossen. »Warum willst du zurück nach Schottland, mein Alter, obwohl es hier so viel zu tun gibt?«
    »Komm schon, Coll!«, beharrte Finlay und schenkte seinem Freund noch einmal nach. »Was riskierst du schon? In ein paar Jahren bist du wohlhabend genug, um dir ein schönes Stückchen Land zu kaufen und, wer weiß, dir als Zugabe noch ein hübsches Frauchen anzuschaffen!«
    »Ihr wisst doch, ich habe Peggy versprochen …«, murmelte Coll und schaute in sein Glas.
    »Fuich, pfui!«, gab Alexander zurück. »Versprochen … Alles nur Unsinn, wenn du meine Meinung hören willst!«
    Der andere schluckte die Hälfte seines Biers in einem Zug hinunter und knallte dann sein Glas auf den Tisch. Er sah seinem Bruder gerade ins Gesicht.
    »Allerdings, warum willst du unbedingt nach Schottland zurückkehren ? Glaubst du wirklich, deine Verlobte hat all die Jahre auf dich gewartet? Geh doch mit Munro und mir!«
    »Sei nicht so verbittert, Alas, und verteufle nicht alle Frauen … Sie hat mir geschrieben, dass sie immer noch auf mich wartet.«
    »Du wirst sie ja nicht einmal mehr erkennen!«
    »Ich habe es ihr versprochen. Und außerdem … Ich möchte mich auf keinen Fall durch einen Vertrag binden, verstehst du? Ich möchte frei sein, tun, wozu ich Lust habe. Zwei Tage hintereinander schlafen, auf die Jagd gehen oder einfach nur die Zeit an mir vorüberfließen lassen… Herrgott, Alas! Wir haben sieben lange Jahre einen Vertrag einhalten müssen! Ich bin es leid! Ich will nichts mehr unterschreiben, nie wieder!«
    »Hör schon auf, Coll! Du vergisst, dass die Ehe ebenfalls ein Kontrakt ist… für das ganze Leben! Die Wälder, das ist die wahre Freiheit! Ich habe Männern zugehört, die von ihren Abenteuern erzählt haben. Glaub mir, diese wilden Landstriche haben durchaus ihren Reiz. Und …«, setzte er
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