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0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror

0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror

Titel: 0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror
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Augen- und Mundpartie nicht mehr viel zu sehen war. Außerdem stützte sich der Verletzte schwer auf einen dicken Spazierstock, um das steife linke Bein zu entlasten. Wenn nicht das goldene Ehrenabzeichen der Amerikanischen Legion im Knopfloch des hellgrauen Anzugs gewesen wäre, hätte Cookane den Mann vielleicht gar nicht erkannt.
    Mit ein paar schnellen Schritten hatte er ihn eingeholt.
    »Ist das wahr«, fragte er ungläubig, »sind Sie das, Harry? Harry Combers, meine ich? Na sicher, das sind Sie doch! Mann, was ist denn mit Ihnen passiert?« Der Verletzte blieb stehen. Er konnte den Kopf nicht bewegen, denn er wandte sich mit dem ganzen Oberkörper dem Polizisten zu. Das von den blütenweißen Binden eingerahmte Gesicht hatte kaum mehr Farbe als der frische Verband.
    »Ach, Sie sind’s, Tim«, sagte Combers mit leiser Stimme, und gekünstelt heiter fuhr er fort: »Toller Anblick, was? Ja, so geht’s, wenn man sich sinnlos besäuft. Ich — eh — ich bin gestürzt, Tim. Vielleicht sogar ein paarmal. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Der Alkohol — na, Sie wissen ja sicher, daß einem das verdammte Zeug den Verstand radikal auslöschen kann.«
    Combers atmete mühsam. Er hatte seine Sätze nur mit großer Mühe aussprechen können. Seine Lider flatterten. Cookane beobachtete besorgt, daß Combers sogar leise schwankte.
    »Sie waren betrunken?« fragte der Cop verwundert. »Das kann man sich ja kaum vorstellen. Harry! Sie und betrunken! Also, wenn das jemand behaupten würde, der Sie nicht kennt, ich würde ihn einen Verleumder nennen.«
    Combers schloß die Augen und atmete schwer.
    »So war 'es nun einmal«, sagte er schwach. »Es ist eben passiert. Ich begreife jetzt auch nicht, wie es dazu kommen konnte. Vielen Dank für die gute Meinung, die Sie von mir haben, Tim. Aber jetzt muß ich weiter. Der gute alte Doc Synder hat fürchterlich geschimpft, weil ich mich überhaupt auf die Straße gewagt habe. Ehrlich gesagt, ich fühle mich auch ein bißchen schwach in den Knien.«
    »Kommen Sie«, entgegnete Cookane entschlossen. »Ich bringe Sie nach Hause.«
    Combers riß erschrocken die Augen auf. »Nein, nein«, rief er schnell. »Das schaffe ich schon noch. Sind ja nur ein paar Häuser. Danke, Tim. Aber es ist wirklich nicht nötig. Ich —«
    Er wollte mit dem Stock auf den Eingang des Mietshauses zeigen, in dem er wohnte, aber dabei verlor er das Gleichgewicht. Cookane fing den Verletzten auf.
    »Der alte Synder hatte völlig recht«, brummte er dabei. »Sie gehören nicht auf die Straße, sondern in das Bett eines Krankenhauses. Wenigstens aber in Ihr' eigenes Bett. Warten Sie mal, Harry, so — hoppla, na, jetzt wird’s wohl gehen.«
    Patrolman Cookane hatte sich den halb Bewußtlosen huckepack auf den breiten Rücken geladen, stemmte sich aus der gebeugten Haltung in die Höhe und tappte schwerfällig die Straße entlang. Eine Entfernung von nur fünf Hauseingängen trieb ihm mit seiner schweren Last den Schweiß auf die Stirn. Er war heilfroh, als er endlich im zweiten Stock vor der Wohnung des Kranken angekommen war und auf die Klingel gedrückt hatte.
    Als Eve Combers die Wohnungstür öffnete,’wußte Cookane auf den ersten Blick, daß sein Verdacht berechtigt sein mußte. Combers hatte gelogen. Die Geschichte von dem Alkohol konnte einfach nicht wahr sein, nicht bei einem so grundsoliden Manne wie Harry Combers. Denn selbst im betrunkenen Zustand hätte Combers sich niemals zu Tätlichkeiten gegenüber seiner Frau hinreißen lassen. Eve Combers aber hatte ein geschwollenes Auge und ein Pflaster am linken Unterkiefer.
    »Tim«, rief sie, »um Gottes willen, was ist denn passiert?«
    »Das möchte ich selber gern wissen«, knurrte Cookane und drängte die Frau ins Wohnzimmer hinein, noch immer die Last des Verletzten auf seinem Rücken. »Er ist umgekippt, als er vom Doc kam. Meine Güte, wie sieht’s hier bloß aus? Habt ihr mit Handgranaten gespielt?«
    Das Wohnzimmer war ein einziges Chaos. Auf dem Fußboden lagen Splitter von Gläsern und Porzellan. Zerrissene Bücher bedeckten den zerfetzten Teppich. Aus den Sesseln und der schweren Couch quoll das faserige Material der Polsterung. Lange, tiefe Kratzer zogen sich über polierte Schranktüren. Überall verstreut lagen Fetzen von Kleidern, Anzügen, Hemden und Unterwäsche.
    »Mann, o Mann!« sagte Cookane tonlos.
    Eve Combers war so weiß wie eine Kalkwand. Ihre Stimme klang trotzig.
    »Es war Harry«, sagte sie mit
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