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0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror

0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror

Titel: 0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror
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blitzte vor Sauberkeit. Willy, nun an die fünfzig Jahre alt, hockte vor einem langen Tisch und verzehrte mit sichtlichem Genuß eine Riesenportion Rühreier mit Schinken. Als er mich erkannte, legte er Gabel und die Morgenzeitung beiseite, wischte sich beide Hände an der sandfarbenen Schürze ab und kam uns entgegen. Ich stellte ihm Hankly vor, und wir setzten uns an den langen Tisch. Es dauerte die bei Willy übliche Zeit, die ich brauchte, um ihm der Reihe nach alles abzuschlagen, was er in seinem Lokal anzubieten hatte. Es hätte noch länger gedauert, wenn wir nicht wenigstens eine Tasse Kaffee angenommen hätten. Dann kamen wir zur Sache. Hankly legte die Fotografie auf den Tisch.
    »Das ist Bancroft Taylor«, erklärte er dabei. »Seine Freunde nennen ihn Banny. Bis zum 23. Februar dieses Jahres lebte er in Chicago. Seither ist er verschwunden. Das FBI vermutet, daß er sich nach New York begeben hat. Wir suchen ihn.«
    Willy hatte sich das Bild angesehen und aufmerksam zugehört. Jetzt hob er seinen mächtigen Schädel mit der Scheitelglatze, die von einem Kranz stahlgrauen, kurz geschorenen Haares umgeben wurde.
    »Warum wird er gesucht?« fragte er.
    Bill Hankly warf mir einen fragenden Blick zu. Er wollte wissen, ob er bedenkenlos die Wahrheit sagen könne. Ich nickte. Er sagte langsam und gewichtig:
    »Taylor hat in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar seine neunzehnjährige Freundin Sue Mitchell ermordet.«
    ***
    In der 17. Straße ging der Patrolman Tim Cookane seine gewohnte Streife. Er trug die zweireihige Winteruniform, aber keinen Mantel, denn die Temperatur in New York näherte sich allmählich einer sanften Frühlingswärme.
    Cookane war zweiunddreißig Jahre alt, verheiratet und seit acht Jahren Polizist. Auf seinem blanken Dienstabzeichen stand die Nummer 3289. In seinen Personalakten gab es nichts Nachteiliges, aber zwei lobende Erwähnungen und eine Fotokopie der Urkunde, mit der ihm vor einigen Jahren die Rettungsmedaille verliehen worden war. Damals hatte der Patrolman Tim Cookane aus einem lichterloh brennenden Lagerschuppen am Hudson unter Lebensgefahr zwei von den Flammen eingeschlossene Kinder gerettet.
    Wie jeder Cop, der jahrelang in seinem Revier Dienst tut, kannte Cookane die meisten Leute, die in seinem Streifenbezirk wohnten. An einer Kreuzung geleitete er die alte Mrs. Winters über die Straße, nahm auf dem Rückweg den blinden Musiker Ray Queers mit bis zu dessen Wohnung und setzte danach seine Streife fort. Um neun Uhr fünfzehn ermahnte er den Gemüsehändler Paraxapolous wieder einmal wegen der leeren Kisten, mit denen der dickfellige Grieche den Bürgersteig verbarrikadierte. Vier Minuten darauf schrieb er einen Strafzettel wegen falschen Parkens und heftete ihn unter den Scheibenwischer des betreffenden Wagens. Kurz vor halb zehn riß er ein vier- oder fünfjähriges Mädchen mit langen, blonden Zöpfen am Mantelkragen von der Fahrbahn zurück, wo es um Haaresbreite vor den mächtigen Kühler eines schweren Lastwagens gelaufen wäre. Die Kleine kreischte nachträglich vor Angst, Cookane sah sich suchend um und steuerte dann auf den nahegelegenen Frisiersalon zu.
    »Ich könnte mir denken«, sagte er zu der gepflegten Dame, die ihn mit hochgezogenen Brauen empfing, »daß die Mammy dieses Mädchens hier bei Ihnen zu finden ist. Die Kleine wäre um ein Haar von einem Truck überfahren worden. Kennen Sie das Mädchen?«
    »Judy Reeferson«, sagte die Dame in dem weißen Kittel und riß den Vorhang vor einer Frisierkabine beiseite.
    »Selbst wenn Sie zum Friseur gehen, sollten. Sie auf Ihr Kind aufpassen, Ma’am«, mahnte Cookane die grell geschminkte Mutter unter der unförmigen Haube. »Die Straße ist kein Spielplatz.« Die Frau brach in eine Schimpfkanonade aus. Das zitternde kleine Mädchen versteckte sich leise weinend hinter Cookanes stämmigen Beinen.
    »Es war Ihre Schuld, Ma'am«, sagte Cookane mit finsterem Gesicht. »Wenn das noch einmal vorkommt, daß Sie hier herumsitzen und ein Kind in diesem Alter allein auf die Straße lassen, kriegen Sie von mir eine Anzeige wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Unsere Unfallabteilung hat weiß Gott schon genug zu tun. Guten Morgen.« Er drehte sich um und verließ den Saloon mit einem resignierenden Kopfschütteln.
    Als Cookane seinen Rundgang fortsetzen wollte, stutzte er plötzlich. Er runzelte die Stirn und musterte nachdenklich einen Mann, dessen Kopf derart von weißen Binden umhüllt war, daß außer der
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