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0410 - Blonder Köder für den G-man

0410 - Blonder Köder für den G-man

Titel: 0410 - Blonder Köder für den G-man
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Nylon-Pulli. In der Hand trug sie eine mittelgroße weiße Handtasche mit den Initialen E. G.
    Das Mädchen starrte erst den Toten und dann mich an.
    Ich kam mir plötzlich ein wenig komisch vor mit der Pistole in der Hand.
    »Morgen«, sagte ich.
    Das Mädchen trat an die Theke. Sie öffnete die Handtasche und legte ein Päckchen auf den Tresen.
    »Da haben Sie das Drecksgeld«, sagte sie verächtlich, machte auf dem Absatz kehrt und ging hinaus.
    Ich schluckte.
    Ich trat an die Theke und befingerte das Päckchen. Es war nicht verschnürt. Das Papier löste sich. Gebündelte Fünf- und Zehndollarnoten rutschten heraus.
    Es waren fünftausend Dollar, der Restbetrag für den Mörder.
    Die Kleine hatte mich verwechselt.
    Natürlich hatte sie angenommen, dass der Tote das vorbestimmte Opfer war - ein gewisser Jerry Cotton, Spezial Agent des FBI.
    Ich ließ das Geld liegen und stürmte hinaus. Die Kleine öffnete den Wagenschlag. Als sie mich kommen sah, blieb sie stehen, die Unterlippe leicht geschürzt. So, wie sie mich betrachtete, musste sie sonst eine Spinne mustern, die sie zufällig im Frühstückskaffee entdeckte.
    »Warten Sie einen Moment«, sagte ich und schob die Pistole in die Jacketttasche.
    »Stimmt das Geld nicht?«, fragte sie. Ihre Stimme war dunkel und kühl.
    »Ich hab’s noch nicht gezählt«, sagte ich.
    »Also los - was gibt’s?«
    »Ich muss mit Ernie sprechen.«
    »Na und? Sie wissen doch, wo Sie ihn finden.«
    »Fahren Sie jetzt zu ihm?«
    »Ja.«
    »Dann komme ich mit.«
    »Nicht in meinem Wagen«, erklärte sie kategorisch und streckte das wohlgeformte Kinn angriffslustig nach vorn.
    »Gefällt Ihnen mein Gesicht nicht?«
    Sie blickte mich an. Ihre grünen Augen waren groß und schillernd, fremd und aufregend. »Das Gesicht ist okay«, erklärte sie mit spröder, abweisender Stimme. »Aber das spielt keine Rolle.«
    Ich betrachtete die goldenen Initialen auf der weißen Tasche.
    E. G.
    War das Mädchen eine Goddard? »Warten Sie hier auf mich«, sagte ich. »Es dauert nur zwei Minuten. Hoffentlich bringt Sie die Sehnsucht nicht um!«
    Ich machte kehrt und marschierte auf den Trailer zu.
    Im Lokal schaute ich zuerst in die Küche und dann in den winzigen Verschlag, der an die Rückseite angebaut war und Bob Chesters winziges Wohnbüro enthielt. Von dem Wirt war nichts zu sehen. Das Telefon war in Ordnung. Ich rief zuerst Lieutenant Humber vom 4. Morddezernat an und dann Mr. High, meinen Chef. Ich nahm das Geld an mich und verließ den Trailer.
    Blondie saß hinterm Steuer des Fairlane und schaute mich aus ihren exotischen Augen verächtlich an. Es war offensichtlich, dass mein Auftauchen ihre Stimmung nicht zu bessern vermochte. Ich setzte mich neben sie und warf das Geldpaket in den Fond.
    Schließlich deutete sie mit dem Kopf auf meinen roten Jaguar. »Wem gehört der Flitzer?«
    »Jerry Cotton«, sagte ich.
    »Schade um ihn«, meinte sie verträumt.
    »Um Cotton?«
    »Um den Wagen«, erwiderte sie.
    Wir fuhren los. Das Mädchen steckte sich eine Zigarette an. Ich lehnte mich zurück. Es war noch früh am Morgen, aber es versprach ein aufregender Tag zu werden. Ich fragte mich, wer dieser Ernie Goddard war und weshalb dieser Mann so großen Wert darauf legte, mich von der Gehaltsliste des FBI zu streichen.
    Natürlich dachte ich auch an den Toten. Er hatte sich selbst erschossen, unbeabsichtigt, aber das war für mich kein Grund mit professioneller Kühle darüber hinwegzugehen.
    »Was wollen Sie von Ernie?«, fragte das Mädchen.
    »Eine ganze Menge«, erwiderte ich.
    »Ich glaube nicht, dass er entzückt sein wird, Sie zu sehen«, meinte sie.
    »Wieso?«
    »Er kann Killer nicht ausstehen.«
    »Warum hat er dann einen engagiert?«
    »Das wissen Sie doch!«, sagte das Mädchen ärgerlich.
    »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Sie fragen zu viel!«
    »Ich bin nun mal neugierig.«
    »Dazu haben Sie kein Recht«, meinte sie verärgert. »Sie haben den Auftrag erledigt und sind dafür bezahlt worden. Wir sind quitt. Oder etwa nicht?«
    Ich blickte sie an. Ihre Schönheit war von der Art, die keine Rückschlüsse auf Herkunft und Familie gestattete; sie war rundherum perfekt, aber sie konnte ebenso gut aus der Gosse wie aus der High Society stammen. Es war schmerzlich, feststellen zu müssen, dass so viel Jugend und Schönheit bedenkenlos aktiv an einem Verbrechen teilnahm.
    ***
    Wir fuhren in Richtung New York. Das war mir hur recht. »Sie waren vor zehn Minuten schon mal an der Kneipe«, sagte ich.
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