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041 - Der Tod schleicht durch London

041 - Der Tod schleicht durch London

Titel: 041 - Der Tod schleicht durch London
Autoren: A.F.Morland
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vollziehen.
    Hier starb ein Dämon, doch ich hatte kein Mitleid mit ihm. Ich brauchte nur einen Blick auf diese Menschenknochen zu werfen, und sofort hatte ich ein Herz aus Granit.
    Ein tierhaftes Knurren entrang sich seiner Kehle, als ich mich über ihn beugte. Er hätte mich wahrscheinlich gern angegriffen, doch seine Kraft reichte nicht mehr aus, sich zu erheben.
    »Es geht zu Ende, Fechette!« sagte ich hart.
    »Ja«, gurgelte der Dämon. »Meine Magie erlischt.«
    Ich sagte ihm meinen Namen und welchen Job ich hatte. Er lachte.
    Es klang schrecklich. Das Lachen schüttelte ihn, er mußte husten.
    »Du kommst zu spät, Tony Ballard. Ich sterbe. Was willst du mir noch antun?«
    »Es ist ein qualvolles Ende, wie mir scheint.«
    »Das ist nicht zu vermeiden. So enden wir alle.«
    »Ich könnte dir helfen.«
    »Helfen? Du mir? Ein Dämonenjäger? Es muß dich doch mit Genugtuung erfüllen, mich sterben zu sehen.«
    »Wie du siehst, weine ich nicht. Aber ich freue mich nicht über die Qualen, die du leidest.«
    »Du meinst, du könntest mein Sterben, das nicht mehr aufzuhalten ist, beschleunigen.«
    »Richtig.«
    »Mit einer Kugel aus diesem Revolver?«
    Ich nickte. »Die Waffe ist mit geweihten Silberkugeln geladen.«
    »Ein Schuß – und alles wäre vorbei«, röchelte Fechette.
    »Genau.«
    »Ein verlockendes Angebot«, sagte der Schwarzblütler. »Was verlangst du als Gegenleistung dafür? Du tust das doch nicht aus reiner Nächstenliebe. Noch dazu, wenn dieser Nächste ein Höllenwesen ist.«
    »Dein Verstand funktioniert noch ausgezeichnet.«
    »Er wird zuletzt sterben«, stöhnte Fechette. Es schüttelte ihn. Sein Kopf fiel zurück. Er stieß Laute aus, die mir das Blut in den Adern gerinnen ließen; grünlicher Geifer tropfte aus seinem Mund. »Es… dauert noch lange«, quetschte der Schwarzblütler zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor.
    »Du kennst die Alternative«, sagte ich.
    »Ja, aber ich weiß nicht, ob ich dein Angebot annehmen soll.«
    »Was hält dich davon ab, Fechette? Hast du noch etwas zu verlieren?«
    »Und ob.«
    »Meiner Ansicht nach kannst du nur gewinnen«, sagte ich zu dem verendenden Dämon. Blaßblau wurden seine Lippen. Sie wölbten sich, und ein markerschütternder Schrei brandete mir entgegen.
    Seine Wangen blähten sich wie Luftballons. Ich dachte, sie würden gleich zerplatzen, doch dann entwich die Luft pfeifend, und die grauen Wangen des Schwarzblütlers fielen mehr und mehr ein.
    Der Brustkorb sank nach unten. Fechette wurde flach wie ein Brett, und die Schmerzen, die ihn peinigten, nahmen ständig zu. Weit quollen die blutunterlaufenen Augen hervor. Ich sah die Pupillen schwellen. Viel Menschenähnliches hatte Paul Fechette nicht mehr an sich.
    Er war gut getarnt gewesen, und ihm waren bestimmt viele Menschen zum Opfer gefallen, doch nun stellte er für niemanden mehr eine Gefahr dar. Er war drauf und dran, sich in Bedeutungslosigkeit zu verwandeln.
    Sein Schuh fiel zur Seite. Noch steckte der Knochenfuß darin, doch ich sah, daß dieser auseinanderfiel, zu Staub wurde und aus dem Schuh herausrieselte.
    »Ballard!« brüllte der Dämon plötzlich. Sein Mund wurde zu einer riesigen Öffnung. »Ja!« schrie er. »Ja, ich nehme dein Angebot an! Mach Schluß! Gib mir die Kugel!«
    Ich wußte, warum er vorhin gezögert hatte. Wenn ihn mein geweihtes Silbergeschoß vernichtete, war er für die schwarze Macht verloren. So hätten die finsteren Mächte ihn aufgesogen und aus ihm – zusammen mit anderen Wesen, die auf die gleiche Weise verendet waren – ein neues Wesen geformt.
    Er hätte also weitergelebt, in Gemeinschaft mit anderen.
    Eine Kugel aus meinem Revolver aber vernichtete nicht nur ihn, sondern auch seine Chance, dieses andere Leben zu beginnen.
    Er bäumte sich kreischend auf und streckte mir die dürren Hände bettelnd entgegen. »Die Kugel! Schnell, Ballard! Es ist schrecklich…«
    Ich richtete meine Waffe auf ihn, drückte aber nicht ab.
    »Worauf wartest du noch?« brüllte er.
    Ich erzählte ihm im Telegrammstil von Fystanat, von dessen Problem, und daß ich dem Mann aus der Welt des Guten helfen wollte.
    »Man hat mir gesagt, du wüßtest, wie man die magische Lähmung aufheben kann«, fügte ich meinen hervorgesprudelten Ausführungen hinzu.
    Er wimmerte und kreischte, warf sich zitternd hin und her, Schaum quoll ihm aus der Nase. Ich war nicht sicher, ob er mich verstanden hatte.
    »Hast du gehört, Fechette?« fragte ich.
    »Kugel…«, kam es undeutlich
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