Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

Titel: 0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing
Autoren:
Vom Netzwerk:
Chuttenbrooks Büro postiert, einer saß oben auf dem Speicher zwischen dem Gerümpel und beobachtete Chuttenbrooks Tür. Er war mit einem kleinen Taschensender ausgerüstet, um jederzeit mit dem Hauptquartier in Verbindung treten zu können. Dort begegnete ich Phil.
    »Hast du geschossen?«, fragte er mich.
    Ich nickte, dann fragte ich: »Was ist mit Chuttenbrook? Hat er etwas gehört?«
    »Ich weiß nicht, aber wenn er den Knall gehört hat, wird er glauben, geträumt zu haben.«
    »Hat’s unten geklappt, Phil?«
    »Keine Ahnung. Ich habe hier auf dich warten wollen.«
    Unten sahen wir, dass von überall die Neugierigen gelaufen kamen. Langsam gingen wir auf die Gruppe Männer zu, die vor dem Haus standen.
    Das Sprungtuch war wieder zusammengefaltet worden. Neben den Kollegen stand der Mann. Unser Doc war schon da und legte ihm einen Notverband um seine getroffene Schulter. Ein G-man reichte mir die Handgranate. Sie war mit dem Mann zusammen in das Sprungtuch gefallen.
    Ich sah mir den Burschen jetzt genauer an. Er war groß und schlank, vielleicht,.30 Jahre alt, hatte schwarz gelockte Haare und eine dunkel getönte Hautfarbe. Seine Augen waren schmal und sein Mund nur ein schmaler Strich, teils vor Wut und teils vor Schmerz.
    Er trug einen eng anliegenden Anzug und schwarze Turnschuhe.
    »Wie heißen Sie?«, fragte ich. Er schwieg, aber seine Augen blitzten.
    »Glauben Sie denn, wir hätten keine Möglichkeit, Ihren Namen herauszubekommen, nachdem wir schon so weit gekommen sind?«, fragte ich. Er starrte mich hasserfüllt an. Aber er schwieg. Ich gab den Kollegen ein Zeichen, ihn zum FBI zu bringen. Sollte sich der Doc erst einmal um ihn kümmern.
    Als wir wieder im Jaguar saßen, fragte mich Phil: »Und was tun wir jetzt? Schlafen?«
    »Ich werde jedenfalls erst mal ein heißes Bad nehmen, ich kann diesen Teegeruch nicht mehr in der Nase haben.«
    Wir fuhren zu meiner Wohnung, und während ich duschte und mich umzog, mixte Phil zwei eiskalte Highball.
    »Wir haben viel Glück gehabt«, meinte ich, als wir wieder im Jaguar saßen.
    »Glück?«, entgegnete Phil. »Wir haben drei Tage lang wie Berserker geschuftet, um auf Chuttenbrook zu kommen«.
    Als wir unser Office betraten, wartete dort schon der Mann auf uns. Er hatte einen richtigen Verband bekommen, schmerzstillende Tabletten und einen Kaffee.
    Sein Gesicht war immer noch unbewegt.
    »Also, wie heißen Sie?«, fragte ich wieder. Er starrte mich wütend an, sagte aber nichts.
    »Warum wollten Sie Chuttenbrook töten?«, fragte ich. Wieder schwieg er.
    »Sie hätten es beinahe geschafft. Chuttenbrook ist schwer herzkrank, er verträgt keine Aufregung.«
    Er sagte nichts, aber seine Augen verrieten plötzlich Interesse.
    »Er war schon damals krank«, fuhr ich fort, »bei der Verhandlung. Er ist jedenfalls nicht schuld am Tod Ihrer Freundin!«
    Er sprang von seinem Stuhl hoch und wollte auf mich losstürmen, aber Phil packte ihn an seinem gesunden Arm und drückte ihn wieder zurück.
    »Sie wissen wohl nicht, warum Sandy Beiford Selbstmord begangen hat?«, fragte ich ihn. Er starrte mich einen Moment schweigend an. Sein Gesicht wurde bleich unter der Sonnenbräune, dann sagte er: »Er hat sie ermordet!«
    »Wie kommen Sie darauf? Gut, durch sein verpatztes Plädoyer ist sie verurteilt worden, aber eine Wiederaufnahme des Verfahrens hätte gute Chancen gehabt, und sie hatte bereits Wiederaufnahme beantragt.«
    »Er hat das Verfahren abgelehnt!«, knurrte er.
    Ich sah ihn verwundert an: »Abgelehnt, sagen Sie? Wie kann ein Rechtsanwalt ein Verfahren ablehnen? Er hat damit überhaupt nichts zu tun!«
    Der Mann biss sich auf die Lippen.
    »Aber er hat es getan!«
    »Und deshalb hätte sie sich getötet, meinen Sie?«
    »Natürlich!«, schrie er los. »Weshalb sonst? Weil das bedeutete, dass sie lebenslänglich drin bleiben musste!«
    »Sie hat sich umgebracht, weil sie glaubte, Sie hätten sie verlassen!«
    »Was?«, schrie er und blickte mich aus weit aufgerissenen Augen an.
    »Sie bekam einen Brief von Ihnen, in dem Sie ihr sagten, dass Sie nichts mit einer Mörderin zu tun haben wollten!«
    »Nein! Nein! Das ist eine Lüge! Ich habe sie geliebt! Aber ich war mit meinem Schiff in Australien. Ich war monatelang nicht hier, ich konnte ihr gar nicht schreiben!«
    »Aber sie hat einen Brief bekommen! Chuttenbrook hatte mit der Geschichte nichts zu tun!«
    »Doch! Er hat sie umgebracht!«, brüllte er, und Phil musste ihn wieder festhalten.
    »Sie sind Matrose?«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher