Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

Titel: 0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing
Autoren:
Vom Netzwerk:
fragte ich.
    »Steuermann!«, knurrte er.
    »Wie ist nun Ihr Name?«
    »Chanty Morales!«
    »Wie sind Sie darauf gekommen, dass Chuttenbrook die Wiederaufnahme abgelehnt haben soll?«
    »Ich habe es erfahren!«
    »Von wem?«
    »Der Name tut nichts zur Sache.«
    »Passen Sie mal auf, Morales. Ich sehe jetzt noch nicht ganz klar, aber eines ist sicher. Man hat Sie als Werkzeug benützt. Es ist also unsinnig, jemand schützen zu wollen, der Sie reingelegt hat!«
    »Er hat mir aber immer geholfen. Er hat ihr schließlich die…« Er brach ab.
    Ich beendete seinen Satz: »… Briefe überbracht?«
    »Ja.«
    »Okay, wir kommen ja schon weiter. Der Mann hat also die Briefe für Sie ins Zuchthaus geschmuggelt. Wie hat er es gemacht?«
    »Das weiß ich nicht. Er hat es mir nie gesagt, er meinte nur, er hätte seine Leute. Und es hat auch immer geklappt.«
    »Ja. Aber nicht so, wie Sie sich das vorstellen. Wie hieß der Bursche?«
    »Mark Senters.«
    »So. Dieser Mark Senters hat also Ihre Briefe vermittelt. Und dann mussten Sie auf eine längere Reise gehen, und als Sie wiederkamen, hat Ihnen Mark Senters etwas erzählt. Stimmt’s?«
    »Ja. Ich wollte ihm wieder einen Brief geben, aber er sagte: ›Dein Mädchen ist tot, und das hat Chuttenbrook auf dem Gewissen!«‹
    »Warum das?«
    »Er sagte mir, Sandy hätte eine Wiederaufnahme beantragt, und Chuttenbrook habe sie abgelehnt, und daraufhin hätte sich Sandy die Pulsadern aufgeschnitten.«
    Ich gab Phil einen Wink. Er holte den letzten Brief aus der Akte Beiford und zeigte ihn Morales.
    »Aber, aber…« Er starrte auf das Blatt und gab es dann Phil zurück. »Ich schwöre Ihnen, dass ich das nicht geschrieben habe!«
    »Das haben die Schriftsachverständigen auch festgestellt. Die Frage ist: Wer hat es geschrieben?«
    »Er muss gewusst haben…« Morales brach ab.
    »Was muss er gewusst haben?«
    »Sie hat… ich meine, Sandy hat schon zwei Selbstmordversuche gemacht, als sie noch verheiratet war. Vielleicht hat der Mann gewusst, wozu sie fähig war.«
    »Und wozu Sie fähig sind«, ergänzte ich.
    »Was?« Er sah mich verständnislos an.
    »Sie wollen doch nicht behaupten, dass es normal ist, mit einer Bombe auf ein Haus zu klettern, um einen Mann zu ermorden, von dem man nicht einmal weiß, was er getan hat.«
    »Es tut mir leid. Wenn ich den Kerl erwische, dann… dann…«
    »Und dann? Wieder losrennen und alles totschlagen, was Ihnen in den Weg kommt?«
    »Aber ich…«
    »Wir müssen den Mann finden, das ist richtig; jemand hat versucht, Sie dazu zu bringen, Chuttenbrook zu töten. Und das wäre ihm bald gelungen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Sache ist klar. Jemand schrieb Ihrer Freundin einen gefälschten Brief, in der Annahme, sie würde sich dann von Ihnen abwenden. Die Frau hat sich die Sache aber so zu Herzen genommen, dass sie nicht weiterleben wollte. Dem Unbekannten passte das gut. Er gab Ihnen die Mitteilung frisiert weiter und schob Chuttenbrook vor. Der Unbekannte wusste sicherlich, dass der Rechtsanwalt schwer herzkrank war, dass er sich nicht aufregen durfte. Er rechnete damit, dass Sie Chuttenbrook bedrohten und dass sein Herz die Aufregung nicht aushalten würde. Ein sauberer Plan! Denn dass Sie gleich mit Bomben auf den Rechtsanwalt losgehen, konnte der Unbekannte auch nicht voraussehen. Seine und Ihre Rechnung wären aufgegangen, wenn Sie bei uns nicht angerufen hätten.«
    ***
    Der nächste Tag war noch heißer als der vorhergehende. Oder zumindest kam es mir so vor. Der Asphalt zischte unter den Autoreifen, die Menschen hatten ausgemergelte Gesichter, und die Unfallquote stieg.
    Im FBI-Gebäude surrten die Klimaanlagen. Wir ließen uns zwei Cola heraufkommen und täuschten uns einen Moment darüber hinweg, dass es Arbeit gab, die keine Rücksicht auf das Klima nahm. Aber die Täuschung wurde vom Telefon unterbrochen.
    Müde nahm ich den Hörer ab. Eine Frauenstimme sagte: »Hallo, mit wem spreche ich?«
    »Jerry Cotton, und mit wem habe ich die Ehre?«
    »Stetting,‘Bellinda Stetting, ich bin die Sekretärin von Mr. Chuttenbrook.« Sie senkte die Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern: »Können Sie nicht einmal vorbeikommen? Ich mache mir Sorgen um Mr. Chuttenbrook!«
    »Aber was können wir dabei tun? Ist es nicht besser, einen Arzt zu rufen?«
    »Nein, es ist nicht seine Gesundheit. Er sprach vorhin von Sandy Beiford, und er sagte, dass ihm noch etwas zu dem Fall eingefallen sei. Ich glaube, es wäre sehr wichtig, wenn Sie kommen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher