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0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

Titel: 0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing
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FBI.«
    »Oh, das ist fein!«, sagte sie und stand auf.
    »Es scheint Ihnen zu gefallen«, sagte ich. »Meistens freuen sich die Leute nicht, wenn wir kommen.«
    Sie blieb stehen und musterte uns von unten herauf.
    »Was soll das heißen? Bringen Sie uns keinen Auftrag?«
    »Steht es so schlecht mit Chuttenbrook?«, fragte Phil.
    Die Frau sah ihn an.
    »Noch viel schlechter«, sagte sie leise. »Wir haben seit Wochen keinen Fall mehr gehabt. Ich bekomme schon seit zwei Monaten kein Gehalt mehr.«
    »Sie sind seine Sekretärin?«
    »Ich bin hier alles.« Sie lächelte. »Ich heiße Bellinda Stetting.«
    »Ist Mister Chuttenbrook da? Wir hätten ihn gern etwas gefragt, was mit einem früheren Fall in Zusammenhang steht«, sagte ich.
    »Ja, natürlich ist er da. Warten Sie einen Moment, bitte.«
    Sie ging auf die Verbindungstür zu, und ich hatte den Eindruck, als zögerte sie kurz, bevor sie die Tür öffnete.
    Wir hörten leises Stimmengemurmel aus dem Nebenzimmer dringen, dann kam Miss Stetting mit einem Mann heraus.
    Er war etwa sechzig Jahre alt, bis auf einen kleinen schwarzen Schopf kahl rasiert, hatte eine sehr gerötete Nase und einen runden roten Kopf.
    Er blieb vor uns stehen und musterte uns mit grünen Augen.
    »Ja?«, sagte er dann, und seine Stimme klang so, als wäre er gerade zu Fuß in den sechsten Stock hinaufgestiegen.
    »Sind Sie Mr. Chuttenbrook?«, fragte ich.
    Er nickte.
    »Vor vier Jahren haben Sie eine Frau namens Sandy Beiford verteidigt…«, begann ich, aber ich stockte mitten im Satz, als ich die Veränderung bemerkte, die in dem Gesicht von Chuttenbrook vorging. Er starrte mich immer noch schweigend an, sein Atem ging schwer, und die Luft kam zischend aus seinen halb geöffneten Lippen.
    »Erinnern Sie sich noch an den Fall?«, fragte ich weiter.
    Er nickte, immer noch schwer atmend.
    »In den Zeitungsberichten aus dieser Zeit steht, dass man damals fest mit einer milden Strafe gerechnet hat, aber Ihr Plädoyer hat dazu beigetragen, das Gericht auf Höchststrafe erkennen zu lassen. Hatten Sie irgendwelche Gründe für Ihre Haltung?«, fragte ich.
    »Was wollen Sie von mir?«, schrie er und kam auf mich zu.
    Seine Gesichtsfarbe wurde merklich dunkler.
    »Wir versuchen, etwas Licht in die Angelegenheit zu bringen. Wissen Sie schon, dass Sandy Beiford vor zwei Wochen Selbstmord begangen hat?«
    Chuttenbrook sah mich an. Wieder nickte er.
    »Haben Sie Kenntnis von ihren damaligen Freunden? Vielleicht erinnern Sie sich noch an einen Namen aus der Zeit. Wir fragen nicht ohne Grund.«
    »Was für einen Grund haben Sie?«, schrie er wie gehetzt.
    »Bitte, versuchen Sie, sich an Namen aus dem Bekanntenkreis zu erinnern. Vielleicht war der Grund für Ihren damaligen Meinungswechsel gerade in der Freundschaft mit einem anderen Mann zu suchen? Haben Sie vielleicht plötzlich eifahren, dass die Frau ihren Mann getötet hat, weil sie für einen anderen frei sein wollte?«
    Chuttenbrook schwieg. Er sah zu Boden.
    »Sandy Beiford hätte eine ganze Menge Geld von ihrem Mann geerbt, nicht wahr?«
    »Was wollen Sie von mir?«, brüllte der Rechtsanwalt plötzlich und richtete sich straff auf.
    »Bitte beruhigen Sie sich. Wir stellen Ihnen nur einige Fragen, die…«
    Er unterbrach mich schrill: »Nein! Nein! Ich habe genug davon! Ich will nichts davon wissen! Ich kenne niemand, keinen Menschen. Nicht einmal…« Seine Stimme wurde plötzlich leise. Er beugte sich vor und fasste sich mit der linken Hand an die Krawatte.
    Wir sprangen auf ihn zu, aber Bellinda Stetting war schneller.
    Sie stützte ihn schnell und führte ihn zu einem Stuhl. Sie lockerte seinen Kragen und schob eine kleine weiße Kapsel zwischen die blutleeren Lippen des Mannes.
    »Helfen Sie mir bitte, ihn hinüberzubringen«, bat sie nach einer Weile.
    Wir hoben Chuttenbrook auf und trugen ihn in den Nebenraum, in dem ein schmales Ledersofa stand.
    Als er lag, begann sein Atem wieder ruhiger zu gehen, und seine Gesichtsfarbe normalisierte sich etwas.
    Miss Stetting winkte uns leise in den Empfangsraum zurück.
    »Er ist schwer herzkrank«, sagte sie ernst. »Er darf sich nicht aufregen. Sie dürfen ihn nicht mehr über diese Geschichte fragen, er könnte sich vielleicht von einem weiteren Anfall nicht mehr erholen.«
    »Erinnern Sie sich noch an den Fall Sandy Beiford?«, fragte ich.
    »Eine Sekunde«, sagte sie und begann in ihren Karteikästen zu suchen.
    Nach einer Minute kam sie mit einer Karte, studierte sie kurz und sagte dann: »Ah ja,
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