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0402 - Die Burg des Unheils

0402 - Die Burg des Unheils

Titel: 0402 - Die Burg des Unheils
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnte er nicht feststellen, was das für eine Veränderung war.
    Wenn sich Leonardo deMontagne noch in Caermardhin befunden hätte, dann wäre es Amos klar gewesen, wie der Hase lief. Aber der Fürst der Finsternis schlich immer noch außerhalb der Burg im Wald herum.
    Lauerte er auf eine Chance, eindringen zu können? Da konnte er lange lauern. Ein Erzdämon wie Lucifuge Rofocale war zwar nicht aufzuhalten, wenn er seine geheimen Wege einschlug. Aber mit einem Leonardo deMontagne wurde Sid Amos allemal fertig.
    In Saranows Unterkunft schien alles normal zu sein. Allerdings wirkte der Russe etwas nervös, als Amos eintrat.
    Der Herr von Caermardhin machte die ersten Schritte auf Saranow zu.
    »Da bin ich«, sagte er. »Was ist nun dein Problem?«
    »Schließ die Tür«, verlangte Saranow.
    Amos tat ihm den Gefallen mit einer Handbewegung. Ein fahler Lichtschemen erreichte die Tür und ließ sie ins Schloß gleiten.
    »Und nun?« fragte Amos. »Du weißt, daß meine Zeit häufig knapp bemessen ist. So auch jetzt. Sage mir, wobei ich dir helfen kann.«
    Saranow murmelte ein Zauberwort.
    Im ersten Moment begriff Amos nicht, was das bedeutete. Dann aber fühlte er, wie sich etwas Lähmendes auf ihn legen wollte.
    »Verrat!« keuchte er. Er wollte sich zurückwerfen, aus diesem Quartier flüchten, das eine einzige große Falle war, wie er jetzt bemerkte. Das Zauberwort machte Bannzeichen sichtbar, die vorher unsichtbar gewesen waren. Deshalb hatte Amos sie nicht bemerkt. Nun aber wurden sie aktiviert und damit auch wirksam.
    Amos sah sie aus dem Nichts hervorkommen. Sie beeinflußten ihn sofort, verlangsamten seine Reaktionen. Er spürte, daß er sich nur noch im Zeitlupentempo bewegen konnte.
    Er versuchte, eine innere Barriere zu errichten, die ihn schützte, aber auch das ging viel zu langsam. Die Formeln, die angewandt worden waren, waren perfekt. Amos wunderte sich. Diesen Zauber konnte Saranow einfach nicht kennen. Es war unmöglich, daß er sich solche Kenntnisse angeeignet hatte. Dafür lebte er noch nicht lange genug.
    Es bedurfte sehr, sehr langer Zeit, die Formeln zu begreifen. Hundert Jahre waren wenig. Jemand mußte sie ihn gelehrt haben, und er hatte sie blind auswendig gelernt, ohne sie zu verstehen. Dennoch konnte er sie anwenden…
    Amos fühlte, wie seine Gedanken sich in Nebensächlichkeiten verlieren wollten.
    Er mußte sich wehren!
    Aber es gelang ihm nicht.
    Er wollte auf magische Weise fliehen. Aber auch das konnte er nicht mehr. Alle Reaktionen waren gehemmt, verlangsamten sich immer mehr. Er fühlte sich müde, sehr, sehr müde.
    Saranow schritt auf ihn zu.
    Er hielt etwas in der Hand, hob es hoch. Und dann raste es auf Sid Amos herunter, der nicht schnell genug ausweichen konnte. Während er sich um weniger als einen Zentimeter bewegte, legte Saranow einen ganzen Meter zurück.
    Der Schlag traf Sid Amos und löschte sein Bewußtsein einfach aus…
    Haltlos brach er vor dem russischen Parapsychologen zusammen…
    ***
    Wang Lee Chan hatte zwar nichts von dem Gespräch zwischen Amos und Saranow erfahren, aber er war ein mißtrauischer Mensch, der beschlossen hatte, ein Auge auf Sid Amos zu halten. Noch einmal wollte er sich nicht verschachern lassen. Er hatte Amos schon früher nicht so recht über den Weg getraut, jetzt aber überhaupt nicht mehr. Der Ex-Teufel hatte ihn mit seiner Argumentation nicht so recht überzeugen können.
    Deshalb wurde er aufmerksam, als Sid Amos sich in Richtung auf die Privatunterkünfte der Gäste und Besucher aufmachte.
    Wang Lee Chan folgte Amos.
    Er sah, wie er das Quartier von Saranow betrat und die Tür hinter sich schloß. Das war an sich nichts Besonderes. Kein Grund zur Beunruhigung. Warum sollten die beiden nicht kurz vor Saranows Rückkehr nach Rußland noch ein Gespräch unter vier Augen miteinander führen? Daß Saranow sich auf Amos’ Seite schlagen würde, war kaum anzunehmen.
    Aber da war noch etwas.
    Erst fiel es Wang Lee nicht auf. Da war nur etwas, das ihn irritierte, ohne daß er sagen konnte, worum es sich handelte.
    Dann aber entdeckte er es.
    Ein Schatten.
    Er lauerte vor Saranows Tür, aber es gab niemanden, der diesen Schatten warf.
    In diesem Augenblick konnte Wang nur noch hoffen, daß der Schatten nicht auf ihn achtete und ihn nicht bemerkte. Kaltes Entsetzen packte den Mongolen.
    Er wußte, was das bedeutete. Denn er hatte ja Leonardo deMontagne lange genug kennengelernt, als er in den höllischen Sphären noch dessen Leibwächter gewesen
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